Timbaland presents: Shock Value
Ich habe mir das Album zwar schon vorbestellt, aber nachdem es heutzutage ja etliche Möglichkeiten gibt ein Album vor Release anhören zu können, habe ich eine dieser Möglichkeiten wahrgenommen, da mich die Vorfreude überwältigen konnte. Es wurde bereits eine große „Album ist scheiße, weil es Pop-Musik ist“-Diskussion losgetreten, was Timbaland wenig stören sollte, immerhin war sein selbsterklärtes Ziel: Die Popmusik auf ein nächstes Level heben (die nötigen Vorbereitungen konnte er ja bereits mit „Future Sex / Lovesound“ und „Loose“ treffen). Ich erwarte also nicht mehr als ein geniales Pop-Album!
„Oh Timbaland“ macht den Anfang und ist für mich ein sehr gutes und angenehmes Intro mit einer schönen schnellen HiHat – my favorite part of the drums! Mit „Give It To Me“ erwartet mich als zweiter Track die erste Single die mir ein Achterbahngefühl gibt. Als man das Lied zum ersten Mal hören konnte, mochte ich es nicht. Es klang wie eine schlechte Kopie der beiden Popalben die Timbaland zuvor produziert hat. Jedoch weiß es durchaus mit der Magie in Hook und Melodie zu fesseln. An die erste Single reiht sich eine potenzielle zweite Single mit dem besseren „Sexy Back“ namens „Release“. Gefällt mir definitiv besser als JTs erste Single. Nun folgt der erste WAHNSINN! „The Way I Are“ mit einem meiner Lieblingsrapper und der schönen Stimme von Keri Hilson. Als mich das letzte mal der „Hands up, Kinnlade down“-Effekt erwischt hat, hört ich gerade zum ersten mal „My Love“ von unserer Lieblingsboygroue. D.O.E. hat zwar nur einen Kurzen Auftritt aber der dafür umso wirkungsvoller. Die Vorfreude auf dessen Debüt ist wieder da. Mit den Worten „Tempo has reached critical level“ kündigt eine Computerstimme den ersten richtigen Timbo-Banger an! „Bounce“ mit Missy Elliott, Dr. Dre und Justin in der Hook. Der Beat ist typisch Mosley. Ebenso Dr. Dre, der ja nicht der begnadetste Rapper ist, macht einen interessanten Eindruck und eine Missy verrückt wie eh und je. Diese überlässt nach gutem Part 50 Cent und Tony Yayo die Booth. Das im Vorfeld wohl meistgehatetste Feature des Albums. Diesmal kann er beweisen, dass er zu Recht verpflichtet wurde. Und siehe da: Fit macht einen seiner besten Jobs auf diesem dreckigen Brett. Sogar Yayo macht eine gute Figur. „Kill Yourself“ ist bereits vor einer Woche in meinem Lieblingsforum aufgetaucht und konnte mich damals nicht so überzeugen. Jedoch beim zweiten Hören – gepaart mit der Begeisterung endlich das Album hören zu dürfen – bleibt mir ein wesentlich positiverer Eindruck. Der Refrain lädt zum Traurigwerden ein, die Melodie (inklusive Chor) unterstützt den Gastgeber. Die beiden Gastrapper leisten gute Arbeit die im Durchschnittsrap anzusiedeln ist. Auf „Boardmeeting“ trifft man auf Justins Vorgänger und und einen hypnotischen Beat ala „Promiscuous“. Timbalands Singsang passt wie die Faust aufs Auge. Ebenso angenehm ist es Magoo mal wieder an Mr. Mosleys Seite zu hören. Das mir völlig unbekannte Money läutet die nächste Popmusik-Runde ein und macht eine gute Figur als das Nummerngirl zu dieser Einlaufhymne ab. „Scream“ könnte der Clubhit für diesen Sommer werden. Die Bläser im Refrain verwandeln dieses Lied zu meinem Nicole Scherzinger-Lieblingslied. Für „Miscomunication“ musste das Instrument von Timberlakes „Summer Love“ herhalten. Im Vergleich zu diesem Lied zieht dieser Track leider den kürzeren, was bei einem solch hohen Niveau jedoch immer noch Überdurchschnitt bedeutet. Bollywood’s Finest hat sich für die Melodie von „Bombay“ im Studio versammelt und werden von stechenden Synthiestreichern und dem Chef persönlich abgelöst. Nach Ablauf das Liedes stellt sich mir jedoch die Frage wer die Gäste Amar und Jim Beanz sind, denn außer Timbos Singsang, orientalischem Gesang und bellendem Geschrei ist niemand zu hören. Unser Nummerngirl läutet Runde Drei ein: den Crossover zwischen HipHop und (Punk-)Rock. The Hives wurden lediglich für den Refrain benutzt verleihen dem Song jedoch die nötige Credibility um im Crossovergenre zu überleben. Mit einer angenehme und zugleich schönen Gitarrenmelodie erwarten uns Timbaland und She Wants Revenge. Der Gesangsmix von Gastsänger und Gastgeber ergänzen sich 1:1 sodass auch hier ein stimmiges Produkt übrig bleibt. Fall Out Boy begleiten Timbo im Ende der dritten Runde und machen den Besten Job in der Punkrockrunde. Wir kommen in die letzte Runde die vom träumerischen – und durchaus vorstellbaren – Chartbreaker angenehm eingeleitet wird. „Apologize“ passt perfekt an das Ende des Albums lässt mit Nachfolger „2 Man Show“ das Album gebührend ausklingen. Elton übernimmt jedoch keinen Gesangspart sondern veredelt Timbos Streichorchester mit seinem Können am Klavier. Timbaland kommentiert das Aufeinandertreffen der Melodiegeber mit gekonnt und dezent platziertem „Aha“ und „Yeah“-Gestöhne., wodurch beide Protagonisten im Vordergrund stehen bleiben können.
Was Timbaland vor hatte ist ihm auf jeden Fall gelungen. Auch wenn die Britneys und Christinas dieser Welt sich vielleicht nicht an ihm orientieren werden, Timbaland hat es geschafft, dass man als Raphörer Popmusik feiern darf. Und dass XXL-Träger ihr rießiges BlingBling-Ego über den Haufen werfen um dies zu tun haben andere Popmusiker noch nie geschafft! Auch beantwortet mir Timbaland endlich meine oft gestellte Frage: „Wohin können sich HipHop-Beats noch entwickeln?“ Auch wenn die Antwort BoomBap-Fanatics ein wenig erschrecken könnte, haben wir hier ein brillantes Werk der Popmusik, für dessen Kauf sich niemand zu schämen braucht!