Nobelpreis für Waffen-SS-Mann Günter Grass?

sicky popp

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CDU-Politiker fordert Grass zu Rückgabe des Nobelpreises auf
Der CDU-Kulturexperte Wolfgang Börnsen hat an den Schriftsteller Günter Grass appelliert, seinen Literatur-Nobelpreis zurückzugeben.
Unter Hinweis auf das Eingeständnis des Schriftstellers, Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, sagte der Bundestagsabgeordnete der "Bild"-Zeitung, Grass habe sein Leben lang hohe moralische Ansprüche vor allem an Politiker gestellt. Diese Ansprüche solle er "jetzt auch an sich selbst stellen". Alle Ehrungen, die er erhalten habe, solle er zurückgeben - "auch den Nobelpreis".




Wie seht Ihr das ? Korrekte Forderung oder total überzogen ?
 
ich halte die debatte darum für falsch, grass hat nach dem krieg immer nazis "bekämpft". das er mit 17 jahren zur waffen ss eingezogen wurde, kann man schwer als seine eigene schuld sehen. und laut eigener aussage hat er auch nie gekämpft. also bitter - wo ist denn da das problem?
 
SS war ja wetwas anderes als die normale Wehrmacht, also da gehörte schon mehr "Engagment" dazu. Dennoch finde ich die Debatte überzogen, siehe CaVezz
 
G-Unot Killer schrieb:
Meinst du er hat das nur gemacht damit er wieder in die Schlagzeilen kommt?

Irgendwie schon komisch daß er grade jetzt damit ankommt. Nebenbei hat er den Literaturnobelpreis für seine Schreibe gekriegt. Soll er jetzt auch Bowlingturnierpokale zurückgeben, weil er in der Waffen SS war?
 
den nobelpreis hat er ja auch nicht für heimliche nazi-literatur bekommen :D
 
der beste satz in dem interview aus derr FAZ findet sich ziemlich weit hinten im gespräch. herr graSS plaudert dort von der amerikanischen gefangenschaft in der er sich "zum ersten mal mit diesen verbrechen" (gemeint ist wohl: den verbrechen der deutschen) auseinandersetzen musste und gleichzeitig sah dass die weißen amerikanischen soldaten auf ihre schwarzen kameraden heruntersahen und sie als "toller Typ" beschimpften.

jetzt also der satz:

"ICH WILL NICHT SAGEN, DASS DAS EIN SCHOCK WAR, ABER AUF EINMAL WAR ICH MIT DIREKTEM RASSISMUS KONFRONTIERT."

noch einmal langsam und zum mitschreiben: herr graSS der als ehemaliges mitglied der waffen-ss laut eigener aussage noch bis 1945 und darüber hinaus an führer volk vaterland und den "endsieg" über die "verjudeten" westmächte sowie die bolschewistischen untermenschen glaubte graSS also lernte angesichts der us-army zum ersten mal im leben was rassismus bedeutet...:D

wie fertig kann man eigentlich sein?

ein lesenswerter artikel

http://www.achgut.de/dadgd/view_article.php?aid=3094&ref=0

1971 schrieb Grass gemäß dem antisemitischen Prinzip, dass die Juden an ihrem Unglück selber schuld seien: "So hat Israel durch die schleichende Annexion der besetzten Gebiete den arabischen Staaten einen Vorwand für deren Angriff geliefert." Präsident Ahmadinidschad will seit vergangenem Herbst Israel von der Landkarte löschen. Der Israelfreund Günter Grass kam jedoch dem iranischen Präsidenten bei Spiegel-Online schon im Oktober 2001 zuvor: "Israel muss aber nicht nur die besetzten Gebiete räumen. Auch die Besitznahme palästinensischen Bodens und seine israelische Besiedelung ist eine kriminelle Handlung. Das muss nicht nur aufhören, sondern rückgängig gemacht werden."

Im gleichen Interview schwang der kritikfreudige Grass auch eine andere Keule: "Es ist für mich auch ein Freundschaftsbeweis Israel gegenüber, dass ich es mir erlaube, das Land zu kritisieren - weil ich ihm helfen will ... Solche Kritik aber zu kritisieren - damit muss man aufhören..." Es fehlte nicht einmal das klassische antisemitische Klischee mit Hinweis auf die alttestamen-
tarische Rachsucht der Juden: "Aber dieses Auge um Auge, Zahn um Zahn der gegenwärtigen Politik schaukelt allen Zorn nur noch weiter hoch."
 
grass hat selber gesagt, daß ihn die Nazipropaganda damals fasziniert hat, das is vllt keine Entschuldigung, aber ich würd so einem Mann deswegen nich umbedingt den Nobelpreis entziehen, vorallem weil er ja nach dem Krieg dagegen gehetzt hat, find ich sehr mutig von ihm das nach all den jahren zuzugeben


und das is ja auch nix neues, theodor heuss war auch in der SS oder wars wehrmacht? weiß ich grad nich genau, auf jeden war er auch eingezogen
 
Crux schrieb:
grass hat selber gesagt, daß ihn die Nazipropaganda damals fasziniert hat, das is vllt keine Entschuldigung, aber ich würd so einem Mann deswegen nich umbedingt den Nobelpreis entziehen, vorallem weil er ja nach dem Krieg dagegen gehetzt hat, find ich sehr mutig von ihm das nach all den jahren zuzugeben

und das is ja auch nix neues, theodor heuss war auch in der SS oder wars wehrmacht? weiß ich grad nich genau, auf jeden war er auch eingezogen

das eingeständnis kam eindeutig zu spät. es erstaunt mich auch nicht weil er immer mal wieder anklingen ließ daß er als junger mensch bis zuletzt an einen sieg der deutschen geglaubt hat...

wie kann jemand als personifiziertes gewissen der deutschen auftreten wenn er diesen dunklen fleck auf seiner weste hat? auch wenn ihm als erklärung für seine mitgliedschaft (die er ja sozusagen als eher zufällig über ihn gekommen darstellt) seine jugend "zugute" gehalten werden kann: mehr als 60 jahre mit dem eingeständnis zu ringen gehört sich nicht für einen sich immer in die politik einmischenden schriftsteller.

nicht vergessen: seine biografie erscheint in kürze. grass ist eitel genug das eingeständnis zu instrumentalisieren um den verkauf zu forcieren.
 
Juelz Bow schrieb:
SS war ja wetwas anderes als die normale Wehrmacht, also da gehörte schon mehr "Engagment" dazu. Dennoch finde ich die Debatte überzogen, siehe CaVezz

den preis kann er gerne behalten...aber seine aussage er habe sich zuerst zur u-boot waffe gemeldet sei dort aber abgewiesen worden da die U-boot-waffe niemanden mehr angenommen habe ist sowas von unglaubwürdig.

gerade die u-boot waffe hatte gegen ende des krieges furchtbare verluste und war dringend auf nachwuchs angewiesen.

daher halte ich diese behauptung für eine schutzbehauptung. wahrscheinlich wollte graSS zur waffen-ss. wahrscheinlich war wie viele sogar stolz darauf die schwarze uniform mit dem totenkopf zu tragen.

früher habe ich ihn nur für seine politischen ansichten verachtet. jetzt verachte ich ihn auch noch für seine verlogenheit und feigheit. es ist gerade zu archetypisch für einen linken weltverbesserer immer nur mit dem finger auf andere zu zeigen nicht aber vor der eigenen haustüre zu kehren.
 
rickjames schrieb:
den preis kann er gerne behalten...aber seine aussage er habe sich zuerst zur u-boot waffe gemeldet sei dort aber abgewiesen worden da die U-boot-waffe niemanden mehr angenommen habe ist sowas von unglaubwürdig.

gerade die u-boot waffe hatte gegen ende des krieges furchtbare verluste und war dringend auf nachwuchs angewiesen.

daher halte ich diese behauptung für eine schutzbehauptung. wahrscheinlich wollte graSS zur waffen-ss. wahrscheinlich war wie viele sogar stolz darauf die schwarze uniform mit dem totenkopf zu tragen.

früher habe ich ihn nur für seine politischen ansichten verachtet. jetzt verachte ich ihn auch noch für seine verlogenheit und feigheit. es ist gerade zu archetypisch für einen linken weltverbesserer immer nur mit dem finger auf andere zu zeigen nicht aber vor der eigenen haustüre zu kehren.

naanana,
jetzt wirfst du aber einiges durcheinander ende 44/ anfang 45 war die dt. uboot waffe schon so gut wie nicht mehr existent. die brauchten einfach gesagt niemanden mehr.
und deine vermutung von wegen er wollte dorthin kannst du nicht beweisen. abgesehen davon war fast die gesamte dt. jugend in der hitler zeit opfer der propaganda und der indoktrination durch die jeweiligen institutionen.
ausserdem hat er laut aussage nie gekämpft.


zu seiner ansicht, dass israel die besetzen gebiete räumen muss, da kann man ihm zustimmen. aber das israel schuld an den angriffen der araber hat, ist natürlich bldösinn.


SPIEGEL: Ist es von vornherein verabscheuungswürdig, in jungen Jahren bei der Waffen-SS gewesen zu sein?

Fest: Nein. Sie konnten einfach gezogen werden und waren machtlos dagegen. Fast machtlos: Wir, meine Klassenkameraden und ich, haben uns freiwillig zur Wehrmacht gemeldet, weil wir wussten, dass wir dadurch der Waffen-SS entgehen konnten. Einer von uns hatte das nicht getan. Der wurde dann prompt zur SS eingezogen. Sein Vater ist dann von Stelle zu Stelle gelaufen und hat versucht, ihn dort freizubekommen, was ihm nicht gelang. Ich würde über niemandem den Stab brechen, der in die SS geriet.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,431560,00.html
 
--Cha\/ezz-- schrieb:
ich halte die debatte darum für falsch, grass hat nach dem krieg immer nazis "bekämpft". das er mit 17 jahren zur waffen ss eingezogen wurde, kann man schwer als seine eigene schuld sehen. und laut eigener aussage hat er auch nie gekämpft. also bitter - wo ist denn da das problem?

Bin grad in Polen und hier wird auch grade darueber Diskuttiert Grass den Titel des "Ehrenbuergers" von Danzig zu entziehen, aber selbst hier (Nicht mal die Nationalistische PiS) geht niemand so weit ihm den Nobelpreis zu entziehen.

@ rickjames: Was ist darn so abwegig?? Grass war grde mal 17 Jahre alt, kannte den Rasismus warscheinlich nur durch die Propaganda und hatte bis dato warscheinlich keinen einzigen Juden gesehen. Vermutlich war ihm das ganze Ausmass des Verbrechens in seinem Alter noch gar nicht bewusst. Die Ironie ist das er den Rassismus zum ersten mal direkt bei den Amerikanern erlebt. Er war zwar in der Waffen SS, war aber an keinen Verbrechen beteiligt und hatte auch nicht gekaempft. Woher hast du eigentlich das Grass nach 1945 noch an den Endsieg glaubte?? Ich glaube nicht mal der fantischste Nazi hat zu dem Zeitpunkt noch an den "Endsieg" geglaubt
 
Ich finde die ganze Disskussion ist ein Unding. Aber typisch für Deutschland. Was kann man einem jugendlichen vorwerfen, der sich durch jahrelange Propaganda fasziniert der Waffen-SS anschließt. Das das wohl nicht die richtige Entscheidung war, hat er danach doch eingesehen und sich für die "andere Seite" eingesetzt. Ich finde das hat was mit Courage zu tun, er hätte die Geschichte auch einfach totschweigen können. Und schon kommt ein Politiker aus der 2. Reihe und meint sich profilieren zu müssen. Ist ja nicht das erste Mal.
 
seltsamurai schrieb:
Es gibt nebenbei auch einen Unterschied zwischen SS und Waffen-SS.

sollte find ich beachtet werden, es ist ein unterschied ob man seit anfang bei der SS war oder ob man am ende des krieges in der waffen SS war

und @ RJ ich kann mir gut vorstellen das er stolz war bei der SS zu sein, schließlich wurde die jugend damals schon in der HJ auf ihre soldaten zukunft ausgerichtet, und Waffen SS war halt da besonders toll

P.S. er sollte sein nobelteil behalten
 
Warum verschweigt ers dann 50 Jahre und kommt erst als Teaser zu seinem neuen Roman damit raus?
 
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