...die Töne eines alten Soul-Klassikers ertönten durch die Weiten des Webs -"callin' my name - and i'll be there".
Spätabends in einem Labor für Spitzenforschung fanden sie ein resonanzfähiges Medium, dem die Klänge bekannt vorkamen,
da dieses Lied an einem regnerischen Samstag Morgen in der klammen Kälte vor Sonnenaufgang, diesem nur vom Trieb nach dem schwarzen Gold am Leben gehaltenen Etwas, das nach einer durchzechten Nacht nur noch stärker als sonst wankend sich nur zentimeterweise vorwärtsbewegte, so als wäre es Schicksal, in die Hände fielen. "US Pressung, noch eingeschweißt und das nach 30 Jahren" so waren die Gedanken, die sich nur in einem leise lallendem wenig verständlichen Gemurmel äußerten. "2 Euro", war der Kommentar des um seines Schatz völlig unwissenden Trödelhändlers. Einziges Manko dieses schwarzen Juwels war der übertrieben große Cutout an der linken Ecke des Covers, von dem auch das innere Sleeve nicht verschont blieb. Eigentlich konnte es kein Zufall sein, daß diese Platte in seine Hände fiel, war die überdachte Halle des ehemaligen Güterbahnfos doch ein Haifischbecken, in dem sich professionelle Händler, DJs, oder HipHop-Produzenten nur so tummelten. Doch selbst in diesem Zustand, immer noch kurz vor der volkommenen Volltrunkenheit, machte dem jungen Wissenschaftler niemand mehr etwas vor, im Laufe der Jahre war er zum erfahrenen Kistengrabbler graduiert, und konnte die metaphysische Präsenz von Vinyl auf irgendeiner Art und Weise spüren....
In einer dieser langen Laborabende die Langzeitversuche mit 12 Stunden Inkubationszeiten, und vielfachen davon nun mal mit sich brachten, denn er war, außer es ging um Schallplatten, unfähig um Zeiten wie 5 oder 6 in der Frühe aufzustehen, verbrachte er die unvermeidbaren Wartezeiten beim elektronischen Wellenreiten, so dass sich die Klänge dieses alten Liedes bei ihm emanetisieren konnten, und sich elektromagnetische Resonanzbilder beim ihm ausbildeten.
Er fühlte es: I'm back !
- kurz und glasklar blitze es in seinen Sinnen auf.
Ja, es hatte etwas gefehlt und er erinnerte sich an seine Anfälle voller Erismus und Chaotie, mit dem er alles und vor allem sich selbst zum Narren hielt. Er fragte sich, ob das alles im Zusammenhang damit hing, daß er beim EM-Endspiel immer wieder zu dem Kanal zappen mußte, der zeitgleich (oder war es die Wiederholung von jetztheutegestern ?)
Alice im Wunderland zeigte.
Merkwürdig auch, daß er sich nun fragte, ob er seine Karriere nicht in Richtung von Schönheitschirurgie umsatteln sollte, da die Bling-Bling Videos auch im HipHop-Kreis ihre nachhaltige Wirkung entfalteten. Lustvoll überlegte er sich Namen für sein künftiges Institut: Sir Mix-A-Lot's Po-Studio war sein Favourite und sollte in Rapper-Freundinnen-Kreisen die meiste Kundschaft generieren.
Entsprechend seines großen Vorbildes Dr. Octagon hatte er auch ein paar diabolische Ideen.
So wollte er seinen "Jenni from the Block"-geschädigten Klientinnen während der Vollnarkose ein wenig Untergrund-Rap verabreichen, insbesondere dachte er an Intro- und Outro einer Düsseldorfer Combo, bei der alle Mutanten waren und auf terroristische Weise Schönheit und Diätwahn bekämpfen wollten.
Dies würde Folgeaufträge geradezu exponentiell ansteigen lassen, falls man das Unterbewußtsein dazu bekam, weiterhin herumzurebellieren, und im Gegensatz dazu die nicht nachlassenden Stimuli von Medien und Konsumwelt wiederum noch mehr Barbie- oder "Rap-Ischen"-Ideale einforderten. In Folge würde dies zu wachsender Unzufriedenheiten führen, die ihn weiter fröhlich das Skallpell schwingen lassen würden.
Gerade wenn wieder Zeit zwischen zwei Inkubationsschritten war grübelte nebenbei auch noch über das dritte Auge und fragte sich, ob es eigentlich nichts anderes war, als eine anders manifestierte Form einer geschickt gestalteten Suchanfrager, sozusagen das geistige Pendant zu Metasuchmaschinen inklusive geschickt kombinierter Stichwörter. Sind diese drei Welten überhaupt noch zu differenzieren, das reale Draußen, der Cyberspase und das "innere Ich" ? Fragen ohne eindeutige Antworten.
"Ich glaube ich brauch mal eine Denkpause", dachte er sich.
offtopic:
apropo Jams:
9.7. Future-Flavours mit Jesen & Killer Kalles in Benrath Haus Spilles
17.7. Beats im Park umsonst und draußen natürlich in Nüss.
mit Nesti, Millionadi, Play, Konpro.....