Weltverband besudelt Fair-Play-Gedanken
Das Lizenztheater um den HSV Hamburg wurde dann noch übertroffen von einer Entscheidung des Handball-Weltverbandes IHF, die wirtschaftliche Interessen über den Sport stellte. Nachdem der DHB die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2015 in Katar verfehlte und somit der wirtschaftlich attraktivste Handball-Markt der Welt wieder zu fehlen drohte, entschied sich man sich bei der Internationalen Handball Föderation, dem DHB eine sogenannte Wildcard für die WM 2015 zu erteilen.
Dass ein sportlich nicht qualifizierter Verband an einer WM teilnehmen darf, ist allein schon fragwürdig. Dass dafür mit
Australien eine sportlich qualifizierte Mannschaft zuhause bleiben muss, ist skandalös. Die klare Botschaft der IHF lautet: die Vermarktung des Sports ist uns wichtiger als der Sport selbst. Und der sportliche Fair-Play-Gedanke wurde zugunsten des deutschen Handballs mit Füßen getreten.
Hanning mit zweifelhafter Aussage
Nun kann man dem Deutschen Handball Bund aber auch nicht vorwerfen, dass sie dieses Geschenk der IHF annehmen. Natürlich wäre es eine moralisch herausragende Geste gewesen, wenn der DHB im Sinne des Sports auf die Wildcard verzichtet und den Australiern den ihnen zustehenden Platz gelassen hätte. Die DHB-Führung hat aber im Sinne des deutschen Handballs zu entscheiden und kann daher nicht auf eine WM-Teilnahme verzichten.
Was man den DHB-Vertretern allerdings vorwerfen muss, sind die völlig deplatzierten Reaktionen auf die Entscheidung der IHF. Der DHB-Vizepräsident Bob Hanning ließ in einer ersten Stellungnahme verlauten: „Wir sind sehr stolz und glücklich, es über den zweiten Bildungsweg doch zur WM nach Katar geschafft zu haben.“ Stolz auf eine Entscheidung, die wirtschaftliche Aspekte über den Sport stellt? Da hätte man von Medienprofi Hanning doch eine klügere Aussage erwarten können.
Sponsoren und Zuschauer laufen davon
Völlig ignorant gegenüber den Hintergründen zeigte sich Uwe Gensheimer, der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft: „Ich kenne die Hintergründe nicht, aber das ist jetzt auch egal. Hauptsache wir sind dabei. Es ist extrem wichtig, dass wir dabei sind, das ist super.“
Aussagen wie diese zeigen, wie tief der deutsche Handball in den letzten Wochen gesunken ist. Sportliche Offenbarungseide, nicht nachvollziehbare Entscheidungen und eine dilettantische Außendarstellung prägen das derzeitige Bild. So laufen einem Sponsoren, Medien und Zuschauer davon.