Sechs Wochen nach dem Absturz des Germanwings-Fluges 4U9525 liegt BILD der Untersuchungsbericht der französischen Flugsicherheitsbehörde BEA vor.
Daraus geht hervor, dass Todespilot Andreas Lubitz († 27) schon auf dem Hinflug von Düsseldorf nach Barcelona den Absturz geprobt hat.
Um 8.20 Uhr und 50 Sekunden ließ er die Maschine in den Sinkflug gehen. Er gab die zu erreichende Flughöhe mit 100 Fuß (30,48 Meter) an! Zu dieser Zeit hatte Kapitän Patrick S. († 34) das Cockpit verlassen.
Nur drei Sekunden später stellte Lubitz die neue Flughöhe auf den Maximalwert von 49 000 Fuß ein. 90 Sekunden später, um 8.22 Uhr und 27 Sekunden, stellte er die Höhe wiederum auf 100 Fuß ein. Wiederum 100 Sekunden später kehrte der Pilot ins Cockpit zurück, das Flugzeug blieb stabil bei 25 000 Fuß.
So probte Lubitz beim Hinflug die Absturz-Einstellungen: Die orangefarbenen Linien markieren die Abwesenheit des Kapitäns. Während dieser vier Minuten waren die Einstellungen viermal auf 100 Fuß Flughöhe eingestellt. Diese Zielhöhe wählte er für den Todesflug. Die dunkelblaue Linie zeigt den tatsächlichen, relativ gleichmäßigen Sinkflug der Maschine
Aus den Aufzeichnungen des Flugdatenschreibers und des „Voice Recorders“ protokollierte die BEA:
► Um 08.19:59 Uhr wurden Geräusche aufgezeichnet, die dem Geräusch des Öffnens und dann dem Geräusch des Schließens der Cockpittür ähnlich sind und dem Zeitpunkt entsprechen, als der Kapitän das Cockpit verlassen hat. Zu dieser Zeit befand sich das Flugzeug in Reisefluggeschwindigkeit in Flugfläche 370 (37 000 Fuß).
► Um 08.20:29 Uhr wurde der Flug an das En-Route-Kontrollzentrum Bordeaux übergeben. Die Besatzung wurde aufgefordert, auf die Flugfläche 350 (35 000 Fuß) zu sinken. Die Anweisung wurde vom Copiloten gelesen.
► Um 08.20:32 Uhr ging das Flugzeug in den Sinkflug auf Flugfläche 350 über, der einige Sekunden zuvor eingestellt worden war.
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► Um 08.20:50 Uhr reduzierte sich die eingestellte Höhe für drei Sekunden auf 100 Fuß, erhöhte sich dann auf den Maximalwert von 49 000 Fuß und stabilisierte sich dann wieder bei 35 000 Fuß.
► Um 08.21:10 Uhr gab das Bordeaux-Kontrollzentrum der Besatzung die Anweisung, den Sinkflug auf Flugfläche 210 fortzusetzen.
► Um 08.21:16 Uhr betrug die eingestellte Höhe 21 000 Fuß.
► Von 08.22:27 Uhr an betrug die eingestellte Höhe für die meiste Zeit 100 Fuß und veränderte sich mehrmals, bis sie sich um 08.24:13 Uhr bei 25 000 Fuß stabilisierte.
► Um 08.24:15 Uhr wurde der Türsummer für den Zutritt zum Cockpit aufgezeichnet.
► Um 08.24:29 Uhr wurde das Geräusch wie vom Entriegeln und dem Öffnen der Cockpittür aufgezeichnet; dies entsprach der Rückkehr des Kapitäns.
Der Flugdatenschreiber zeichnete die kompletten Daten des Hinfluges von Düsseldorf nach Barcelona auf. Beim „Voice Recorder“ sind die letzten 50 Minuten diese Fluges vorhanden.
Prof. Elmar Giemulla, Opferanwalt und Experte für Luftverkehrsrecht zu BILD: „Das ist völlig verrückt, was der Co-Pilot hier gemacht hat.“ Und Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg (46): „Es war eine unnötige und vor allem ungewöhnliche Handlung des Copiloten, die Höhe von 100 Fuß beim Sinkflug einzustellen. Wenn er den Befehl nicht wieder zurückgedreht hätte, wäre diese Anweisung vom Computer ausgeführt worden.“