akeem13
Altgedient
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- 2. Mai 2006
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Ich denke Graffiti und das was es heute ist trifft
vielleicht in diesem Thread auf interessante Unter-
schiede zumal die Beweggründe zu malen vor einigen
Jahren noch ganz andere waren. Ich will aber jetzt
hier nicht die Frage stellen nach dem warum sondern
ebim Thema bleiben.
meinst du, die beweggründe sind heute andere? also bei mir isses auch schon n paar jährchen her, und im prinzip waren die beweggründe so banal wie klassisch: in meiner klasse hatte jemand ein "on the run" mitgebracht. die langeweile im unterricht wollte gestillt werden und durch den umstand, das in meiner klasse dann 4 leute waren, die blatt um blatt vollkritzelten war die entsprechende motivation da, sich da richtig reinzusteigern.
aber in den erste jahren hab ich zwar tonnenweise blätter vollgescetcht, aber fast nie was an der wand umgesetzt. das lag einfach daran, das es keine hall gab, die dosen sackteuer waren (und zudem nur im 2 zugstunden entfernten heidelberg zu bekommen... kennt noch einer den dosenladen im winzigen hinterzimmer von dem ebenso winzigen türkischen laden? ) und man eh keine ahnung hatte wie es geht. (wir ham z.b. versucht, kanülen in die standart-caps zu schmelzen um skinnys zu basteln) aber auf dem papier hab ich fanatisch gemalt, ständig auf der suche nach neuen formen. ab und zu auch schon character, aber hauptsächlich styles.
in der kleinstadt gab es nur ne handvoll bilder und ebensowenig bereits aktive maler, was die sache einerseits natürlich schwieriger gemacht hat, weil wir es und gegenseitig beibringen mussten...andererseits natürlich auch spannender weil man das gefühl hatte neuland zu betreten. auf den persönlichen mikrokosmos bezogen, versteht sich, hätten wir in berlin oder amsterdam gewohnt, wär das natürlich anders gewesen. naja...ich komm vom thema ab...
In Graffiti kann man sich hineinsteigern, in Graffiti
kann man aufgehen und an Graffiti kann man seelisch
und moralisch zugrunde gehen. Graffiti ist weder
Fluch noch Segen. Zumindest für mich. Graffiti kann
moralische Unterstützung sein. Graffiti kann Dein Leben aber auch komplett auf den Kopf stellen
und aus Dir ein Wrack machen.
...... Nach meiner Erfahrung haben nur
die welche die korrekte Dosierung gefunden
haben es geschafft Graffiti über viele eigene
Lebensabschnitte hinweg mitzunehmen und es immer noch machen bzw daran Gefallen finden.
es gab phasen, in denen ich "wegen graffiti" wirklich leiden musste, aber unterm strich hats mein leben auf jeden fall verändert. aus pubertärer planlosigkeit hat sich nach und nach die gewissheit entwickelt, das ich beruflich "irgendwas in der richtung" machen MUSS. keine ahnung, wo ich jetzt ohne graffiti wäre, ich hatte zwar in einigen fächern ganz gute noten, aber ne besondere begeisterung für naturwissenschaften oder technik oder sonstwas hab ich nicht.
"graffiti changed my life!" ?????..bei mir auf jeden fall!!!!
ne karriere als hardcore-trainwriter kann ich nicht vorweisen, das hat sich anders entwickelt. aber zu dem thema schreib ich hier besser nix. auf jeden fall hab ich mich dann darauf konzentriert, fehlende quantität durch qualität auszugleichen und bin mehr und mehr zum charactermaler geworden. lag vor allem auch daran, das ich dann bei gemeinsamen wänden immer character malen MUSSTE, weil es sonst keiner machen wollte/konnte.
das hatte aber wiederum zu folge, das ich mich verstärkt mit klassischen zeichentechniken auseinandergesetzt hab. vor allem natürlich bleistift. aquarell, airbrush, kreide und so techniken hab ich zwar ausprobiert, aber eher sporadisch. vor allem nach dem zivildienst , weil ich meine bewerbungsmappe für die unimöglichst abwechslungsreich gestalten wolte.
das hat dann erstmal nicht geklappt und in dem halben jahr hab ich dann zum ersten mal extrem viel gemalt, also nicht nur gescetcht sondern auch wirklich gesprüht. ich hatte ja jetzt zeit und vom zivi genug geld für dosen. ausserdem konnt ich direkt vor meiner kellertür in so nem überdachten "aussenraum" zu jeder tages und nachtzeit malen. zum teil war die farbe kaum getrocknet als ich n foto davon gemacht und es gleich überstrichen hatte.
studium hat dann doch geklappt und in den 4 jahren hab ich mich relativ wenig mit graffiti befasst und nur ne handvoll bilder im jahr gemalt. dafür hatt ich ja die möglichkeit, endlich richtig zeichnen zu lernen und alle möglichen andern sachen auszuprobieren. also fotografie, typografie, internet, film und animation etc. jetzt kann ich alles, aber nix richtig naja...aber natürlich bringt einem das alles was, den horizont erweitern hat noch keinem geschadet. einflüsse sollten von allen richtungen kommen, wer sich bei der formsuche bei buchstaben nur an schon vorhandenem graffiti orientiert statt an z.b. pflanzen oder wasweissich , wird nie einen eigenen weg finden.
im erst-mal-arbeitslosen-sommer nachm studium hab ich dann zufällig n sprühauftrag in nem jugendzimmer bekommen und kam mir vor wie john rambo...ziemlich eingerostet, aber das vaterland ruft auf jeden fall wurde da das feuer wieder entzündet und ich hab wie irre angefangen zu malen. endlich wieder etwas "echtes" schaffen, der ehrliche kampf mann gegen wand statt digitales pixelgeschiebe. wo ein fehler noch ein fehler ist und man bei nem falschen strich unter umständen das halbe bild nochmal neu machen muss, statt einfach apfel-z zu drücken. großartig. in dem halben jahr hab ich ungefähr soviel gesprüht wie in den kompletten 10 jahr vorher zusammen und hab manchmal 3 bilder am tag gemacht. es hatten sich ja schliesslich berge von ideen angesammelt, die endlich umgesetzt werden wollten. (dabei fällt mir ein, das ich mal meine homepage aktualisieren müsst...die bilder ab dann sind da noch gar nicht drauf)
seitdem bin ich wieder relativ regelmässig dabei, auch wenn ich nun leider durch job und zusammenleben mit der freundin nich mehr die zeit hab so produktiv zu sein. auch mein "atelier" fehlt mir, in ner stadtwohnung hab ich einfach keine möglichkeit, so spontan zu malen. und im winter hab ich ehlich gesagt auch grad keinen bock, sondern kanalisier die kreativität in das produzieren von musik, aber das ist n anderes thema.
auf jeden fall bin ich mir sicher, das ich mit 60 noch ab und zu das verlangen haben werde, wände zu bemalen
sooo...das wars...ganzschön langer text, man merkt, das ich grad nix zu tun hab.
war vielleicht hier und da nicht ganz beim thema, aber die frage wie stark man sich damit beschäftigt hat ja auch immer was mit der jeweiligen lebenssituation zu tun.
danke für die aufmerksamkeit an alle die sich da durchgekämpft haben.