Wie schon im letzten Jahr fand auch in Wiesbaden, in der Räucherkammer im Schlachthof, einer der Vorentscheide der Rheinhiphop Jamsession statt. Allerdings bleibt es ein Rätsel, warum man von Seiten des Schlachthofs ausgerechnet an diesem Donnerstag, zeitgleich, in der Grossen Halle, einen weiteren
interessanten Event, nämlich die nationalen ITF-Finals, angesetzt hat. Sei`s drum.
Die Räucherkammer öffnete Ihre Pforten ab 19 Uhr und um 20 Uhr fing das Programm zunächst mit einem Show-Act an, der mir vom Namen her, erst mal nichts sagte. She MC - eine Crew aus jungen Frauen, die sich Mühe gaben, das noch rare Publikum schon einmal ein wenig in Stimmung zu bringen. Keine leichte Aufgabe, aber die Damen schlugen sich wacker. Stimmung kam dann auf, als V-Acht auf die Bühne ging und die Auslosung der Wettbewerbs-Teilnehmer ankündigte und vollzog. Sieben Crews traten an diesem Abend an, um die Möglichkeit zu nutzen, eventuell in das Halbfinale der Rheinhiphop Jamsession, nach Bonn, zu fahren. Bereits im Vorfeld war bekannt, dass in Wiesbaden die 3 bestplatzierten weiterkommen würden. Und das ist auch gut so, angesichts der Tatsache, dass das Niveau der in Wiesbaden angetretenen Crews, recht hoch war. Aber dazu später.
Insgesamt waren auch zwei Teams aus der hessischen Landeshauptstadt mit von der Partie, zum einen Prostix (J-Loco & Eton), zum anderen Team Takeover, die als Opener des Wettbewerbs ausgelost wurden. Mit aggressiven Straßenstyles, solider Beatbox-Einlage und einer überfüllten Bühne bestritten die Wiesbadener Ihren Auftritt, der vor allem von den mitgebrachten Leuten gefeiert wurde. Der Auftritt war druckvoll, aber teilweise schwer verständlich. Zu rough gab man sich, was insofern schade war, da die Texte nicht uninteressant waren. Kaum fertig, kamen die anderen Wiesbadener Teilnehmer, J-Loco und Eton, zusammen als Prostix, auf die Bühne. Während J-Loco seine Sache durchaus souverän bewältigte, hatte Eton scheinbar mit seiner Stimme immer wieder mal Probleme. Gut auf jeden Fall die Single "Prostix", vom hoffentlich bald erscheinenden Album. Der Auftritt ging auf jeden Fall in Ordnung - vor allem, weil die Jungs versuchten, das Publikum immer wieder einzubinden. Aber bei Prostix wurde bereits schnell deutlich, dass die Wiesbadener, die bei Team Takeover noch am meisten Stimmung gemacht hatten, wegen oder mit Team Takeover auch wieder gegangen waren. Den ersten Part des Wettbewerbs beschloss schliesslich der aus Frankfurt/ Main stammende MC Criz, aus dem 34ers, Jonesmann & Co. Umfeld. Abzüge gab es in meinen Augen für Ihn, weil leider zu viele fremde Instrumentals benutzt wurden - aber andererseits konnte seine Bühnenpräsenz sehr überzeugen. Die Raps kamen verständlich und absolut sauber rüber. Es folgte der nächste Showact, nämlich Mannheims Sohn, Pal One, der mit Songs aus seinem kürzlich erschienenen Album "Palwolf" und aus der "Gesucht Gefunden EP", die er gemeinsam mit Jonesmann aufgenommen hat, die Menge zum bouncen brachte. Immer wieder schön Pal One auf der Bühne zu sehen. Man darf gespannt sein, was das in Kürze erscheinende Roey Marquis II./ Pal One-Album bringt - sicherlich grosses.
Nachdem Pal One, der am gleichen Abend übrigens noch zu einem Gig nach Köln fahren musste, die Bühne verlassen hatte, ging es unverzüglich weiter mit einem Act aus Bad Vilbel, dem Phedda Shizn Team, die für mich die Überraschung des Abends waren - zumal sie mit DER Überraschung des Abends auftraten und sich somit fast ein wenig selber die Show stahlen: Caser, der Frankfurter MC von der Binding Squad, stand da plötzlich unübersehbar auf der Bühne und unterstüztze die Jungs aus Bad Vilbel wort- und flowgewaltig. Aber nicht nur deshalb sollte man das Phedda Shizn Team loben, auch selber konnten die Jungs sehr überzeugen. Insgesamt eine gute und lobenswerte Performance. Es folgten Madness und sein DJ Phonk-D aus Darmstadt, übrigens mit prominenter Verstärkung von Gabreal, der beim Wettbewerb in Darmstadt noch allein angetreten war. Auch hier wieder ein guter Auftritt, wobei mich allerdings Madness weitaus mehr als Gabreal überzeugen konnte. Sehr abwechslungsreich die Styles von Madness, der hier und da saubere Doubletime-Raps bot. Allerdings muss ich auch sagen, dass mir der Auftritt von Madness & Phonk-D in Darmstadt noch um einiges besser gefiel. Es folgte der Mannheimer Sprachtot, der mit zwei Back-Up MCs auftrat. Wobei mir die Jungs im Backup allerdings nicht immer ganz so gut gefielen, während Sprachtot wesentlich aggessiver und energischer als letztes Jahr in Wiesbaden, auftrat. Überzeugend vor allem auf Grund seiner deutlichen und sauberen Flows über gute Instrumentals. Auch hier darf man gespannt sein, was die Zukunft für den Mannheimer bringt. Das nicht unbedingt günstige Los, den Wettbewerb zu beschliessen, hatten die Frankfurter Randgruppe, die zu viert auf der Bühne Ihre Songs vorstellten. Positiv dabei fand ich die Texte, weniger gut leider der Sound und die teils unverständlichen Raps, die das ganze wieder relativierten.
Während die Jury sich nun zusammenfand, um die Punkte auszuzählen, wurde der Abend mit dem Showcase der 34ers aus Frankfurt, den Siegern der Rheinhiphop Jamsession des Jahres 2004/2005, beschlossen - wobei aber ein nicht unwesentlicher Teil des Publikums vor der Räucherkammer die lauen Abendtemperaturen genoss. Nach den Gig der 34ers folgte schließlich die Bekanntgabe der Sieger und die Siegerehrung mit Preisverleihung. So schön und gut der Abend auch war, das Ende war es leider weniger. Denn das Publikum war zu grossen Teilen (oder waren es doch nur die mitgebrachten Anhänger der Teams, die nicht weitergekommen sind) nicht mit den Entscheidungen der Jury zufrieden und buhte unfairerweise den Sieger Criz aus, was an seinem Sieg aber auch nichts ändert.
Anbei die Reihenfolge der Wettbewerber (dier ersten drei platzierten Crews, werden zum Halbfinale nach Bonn fahren):
1. Criz
2. Sprachtot
3. Madness & Phonk-D
4. Phedda Shizn Team
5. Prostix
Randgruppe
7. Team Takeover
Quelle:
www.hiphopculture.de