wie ich als mensch geboren wurde und als elefant in einem suppentopf endete"
Ihr kennt das ja, wie so ziemlich alle Menschen auf dieser großen weiten Welt.. kann auch ich mich nicht mehr an meine Geburt erinnern… Generell habe ich eher ein Kurzzeitgedächnis.. Meine erste Erinnerung, die ich komplett im Gedächnis habe, ist meine Kindergartenzeit.. Naja.. die ersten paar Tage noch das große Geheule.. Ihr wisst schon… Keine Mutter die sich um alles kümmert, böse kleine Zwerge, die keine Sekunde auslassen, um einen zu Quälen.. Aber.. oh Wunder.. So schlimm wars gar nicht! Meine erste Erinnerung ist also, mein dritter Tag im Kindergarten.. Ich saß, wie die Tage davor, an meinem Tisch und malte dieses wunderschöne Wesen, bei dem ich mir sicher war, dass sie aus dem Himmel kam und Gott sie jeden Tag herbrachte.. (Als ich ihren Vater mal kennen lernte, war ich ehrlich enttäuscht, aber was solls) Wie immer, ließ ich meine ganze Kreativität in dieses Bild fließen (trotz allem war es nur ein Gekrikel..) Doch heute gab ich mir mehr Mühe. Ich wollte ihr das Bild schenken. Als ich mein Werk vollendet hatte, stolzierte ich zu ihr rüber… Wortlos legte ich das Bild vor sie. Nachdem sie es einige Sekunden betrachtet hatte, blickte sie zu mir hoch: „Ich kann auch Kühe malen, ich brauch dein Bild nicht“, sie stand auf und ging. Total verblüfft blieb ich stehen und sah ihr nach… Was war DAS jetzt gewesen??
Nunja.. soviel zu meiner ersten Kindheitserinnerung.. Des weiteren verlief meine Kindheit und Jugend, wie die jedes anderen Menschen. Ich knüpfte Kontakte, verlor sie wieder, knüpfte neue usw. Bei allem was ich tat, versuchte ich, einen gewissen Realismus an den Tag zu legen. Was sollte ich auch sonst tun.. Hätte ich mich nicht immer an meinen durchaus realistischen Job (Bankangestellter) geklammert, wäre ich wohl mehr als einmal in einer gewaltigen Depression versunken. Eines Tages, ich war gerade befördert worden, aber das tut hier nichts zur Sache, lernte ich endlich wieder einen Engel kennen. Sie war jahrelang alles für mich und brachte zwei wunderschöne Kinder zur Welt. Ich versuchte, mir soviel Zeit wie möglich, für meine nun doch schon reichlich große Familie zu nehmen. Leider konnte ich es ihr nie Recht machen. Immer hatte sie etwas an mir auszusetzen. Unsere Kinder fingen an, darunter zu leiden. Ich merkte, dass sie sich jedesmal, wenn wir am streiten waren, die Ohren zu hielten und sich in eine Ecke verkrochen. Sie wussten wohl, dass ihre Mutter gern mal das Geschirr hervor holte..
Eines Tages war es besonders schlimm. In meiner Wut und Trauer verließ ich mitten in der Nacht das Haus, mit der Begründung, dass ich einfach mal etwas Zeit für mich brauche..
Ganz für mich allein, wanderte ich durch die Straßen und merkte gar nicht, dass ich nach einiger Zeit die Stadt verlassen hatte. Kurz fragte ich mich, ob ich nicht umkehren sollte, entschied mich jedoch dagegen. Noch war ich zu sehr von meiner Wut gesteuert, als dass ich jetzt zurück gehen konnte. Verwirrt stellte ich fest, dass die Straße sich immer mehr veränderte. Bald war sie nicht mehr geteert, sondern nur noch ein schmaler Feldweg. Schließlich musste ich mich sogar durch die Büsche schlagen. Fluchend hielt ich mich an einem Baum fest. Ich war gegen irgendwas gelaufen. Wie immer, war ich zu trottelig gewesen, auf meine Schritte zu achten. Kurz blickte ich mich um, um fest zu stellen, ob die Straße nicht vielleicht doch wieder aufgetaucht war, leider war dies nicht der Fall. Während ich noch meinen verletzten Fuß rieb und mich um sah, merkte ich, wie meine Haut zu kribbeln began. Erst führte ich es auf die einsetzende Kälte zurück und dachte mir nichts dabei. Doch das Gefühl ließ nicht nach sondern wurde, im Gegenteil, immer stärker. Bald konnte ich mich nicht mehr aufrecht halten. Aber kann man es mir verübeln, dass ich nicht in dieser Dunkelheit bleiben wollte? Schweigend setzte ich meinen Weg auf dem Boden kriechend fort. Nach einer Weile, konnte ich nicht einmal mehr kriechen. Ich legte mich unter einen Baum, schloss die Augen und versuchte zu schlafen.
Ich muss wohl tatsächlich eingeschlafen sein.. Zumindestens, hatte sich einiges verändert, als ich die Augen wieder öffnete. Vor mir lag etwas langes graues.. Erschrocken sprang ich auf und suchte nach einem Stock um die Schlange (?) zu vertreiben. Oh nein, das graue Teil schien an mir zu hängen. Alles fühlte sich seltsam an. Ich drehte mich um und merkte gar nicht, dass ich dabei einige Bäume umwälzte. Ich trottete durch den Wald und versuchte mich langsam an den Gedanken zu gewöhnen, dass sich etwas an mir verändert hatte. Als ich an einen See kam, sah ich ins Wasser. Erschrocken fuhr ich zusammen.. was… was war mit mir geschehen? Ich sah in das Gesicht eines… riesigen… grauen… Elefanten… Ich konnte es nicht glauben.. Probehalber versuchte ich, meinen Rüssel (den ich ja vor kurzem noch für eine Schlange gehalten hatte) zu bewegen. Tatsächlich vollzog er alle Bewegungen nach. Zögernd steckte ich ihn ins Wasser… So trinkt man also als Elefant. Interessant will ich meinen.
Von nun an trieb ich mich Wochen lang in diesem Dschungel herum. Zwar wollte mir einfach nicht klar werden, wieso meine kleine Vorstadt sich in einen Dschungel verwandelt hatte, aber ich nahm es einfach hin. So wie ich auch die Vögel hinnahm, die sich immer wieder auf mir nieder ließen und mir, zu meiner eigenen Überraschung, halfen mich zu säubern.
Eines Tages entdeckte ich schwarze Menschen in dem See schwimmen, aus dem ich sonst zu trinken pflegte. Ich dachte mir nichts dabei und ging trotzdem zum Wasser. In erster Linie trieb mich natürlich der Durst, doch ich muss zugeben, dass die Menschen dort, mich ebenso intressierten, wie das Wasser. Ich hatte gerade angefangen mir das wohl tuende Wasser zu zu führen, als ich spürte, wie etwas spitzes in meine Seite stach. Unwillig schüttelte ich meinen massigen Leib, weil ich dachte, dass einer der vielen Vögel unvorsichtig gewesen war. Kurz darauf folgte dem spitzen Etwas in meiner Seite, ein stechender Schmerz auf der anderen. Erst jetzt lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Menschen. Erschrocken stellte ich fest, dass sie alle um mich rum standen und mit Speeren auf mich warfen. Immer mehr Speere trafen mich. Ich wurde leicht benommen und konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. In meinem Schmerz, merkte ich zum ersten Mal, dass aus meinem Rüssel auch Töne kommen konnten. Ich trompetete was das Zeug hielt, zum einen um mich von dem Schmerz, der meinen ganzen Körper durch flutete, abzulenken und zum anderen, weil ich tief in meinem Inneren, doch noch auf Hilfe hoffte. Irgendwie schafften es diese Menschen, mich hoch zu heben und trugen mich in ihr Lager. Mit tiefem Entsetzen stelle ich fest, dass sie mich gradewegs auf einen riesigen Kochtopf zubewegten. Doch, egal wie riesig der Topf auch war, sie konnte da doch keinen ganzen Elefanten unterbringen. Oder doch? Nein.. sie konnten nicht.. Sie machten es viel geschickter.. Um das Fleisch frisch zu halten, schnitten sie es immer nur an Stellen ab, die mir zwar unsägliche Schmerzen verursachten, mich jedoch nicht das Leben kosteten. Ich musste sogar zusehen, wie sie Teile von mir aßen.. Mein trompeten hatte ich schon lange aufgegeben… Schließlich schloss ich die Augen… Ich wollte nicht mehr mit bekommen, wie sie mich, Stück für Stück, aufaßen…