Hy Leute, hab einen interessanten Bericht in der JUICE Ausgabe März gefunden und werde den mal für euch abschreiben
Der Bau des Hauses HipHop von Falk
Ist euch schon einmal aufgefallen, dass alle älteren Hiphopper immer das Jahr erwähnen, in dem sie angefangen haben - bei mir war das übrigends 1983 (seht ihr, schon wieder)? Keine andere Kulturform macht das so exzessiv wie unsere. Aber genau das ist einer der Gründe, warum so viele der Jungen die ältere Generation arrogant finden. Um zu verstehen, warum die "Alten" so sind, wie sie sind, gebe ich euch ein kleines Anschauungsbeispiel (auf das mich mein Mann Chillig brachte), damit Ihr nachvollziehen könnt, woher die OldSchooler kommen.
Stellt euch vor, ihr seht im TV viele Typen aus den USA, die Türme bauen aus Kacheln. Sie bauen die Türme unfassbar hoch und jeder Turm sieht anders aus. Jeder Typ bewegt sich anders beim Turmbau und untermauert so seine eigene Art. Ihr habt so etwas noch nie zuvor gesehen und seid schwer beeindruckt. Alle Medien berichten darüber und alle gehen steil drauf, ihr natürlich auch. Ihr rennt los und versucht euch sofort im Turmbau. Ihr besorgt euch die entsprechenden Kachelplatten, ihr holt euch die notwendigen Handschuhe, ihr tragt die Kopfbedeckungen und ihr besorgt euch auch die Namensschilder. Jeder soll schließlich erfahren, wer ihr seid und wer den besten Turm baut
Es gibt tausende Möglichkeiten, seinen Turm ins rechte Licht zu stapeln. Die einen setzen überall kleine Stapel hin, an Stellen, wo sich sonst keiner traut und wo es auch illegal ist. Damit weiß man, von wem der Stapel ist, ritzen sie ihr Tagwerk in verschlungenen Linien in die Wand. Andere Tanzen im Rhythmus der Kachelplatten auf ihren Türmen, wieder andere stehen auf ihren Türmen und sprechen ihre Weisheiten zum gleichen Rhythmus. Noch andere beherrschen den Plattenbau. Sie produzieren Kachelplatten, indem sie alte Werkstoffe recyclen. Unter den Leuten, die auf dem Boden geblieben waren, gab es selten welche, die diese Form der Hochstapelei verstanden. Doch ihr lasst euch nicht abhalten, weiterzubauen, weil ihr spürt, dass ihr das tun müßt.
Ihr baut weiter und erfindet dabei euren eigenen Style, der keinem der anderen Turmbauer gleicht. Leider reichen eure Infos zum Bauen, die ihr in Jugendzeitschriften bekommt, gerade über das Fummeln hinaus zum Sandturmbau. Und diejenigen, die euch was im TV "vorbauen" sind auch keine Fachleute, ihr Fundament stimmt nicht. Nun müsst ihr euren Eltern klar machen, dass ihr nicht bescheuert seid und dass das, was ihr da macht, total sinnvoll ist.
Dann beginnt der Verfall, viele von euch Begleitern zeichnen sich plötzlich durch Turmspringen statt Turmbau aus. Es ist out, Türme zu bauen und alle Medien kümmern sich um andere "Trends", nur nicht um euch. Eure bodenständigen Freunde halten euch für Vollidioten und erzählen euch ständig: "Turmbau ist tot, hör ´auf mit der Scheiße. Du wirst damit nie irgendeinen Erfolg haben".
Ihr lebt trotzdem nach der Devise "Schaffe, schaffe, Türmle bauen", bekommt aber langsam das sichere Gefühl, dass ihr die letzten Turmbauer in eurem Land seid.
Es müssen doch noch andere da sein, also machen sich einige auf und schauen in anderen Städten nach, ob da noch welche von "uns" stehen. Wenige finden sich, andere nicht.
Ihr versucht, euch Baugeheimnisse abzuschauen von schon 25 mal kopierten und eigentlich total kaputten Architektur-Videos - wenn ihr überhaupt einen Recorder besitzt, weil das nämlich Luxus ist. Also müsst ihr immer den Nachbar nerven, der zwar Rocker ist, aber dafür einen Videorecorder hat.
Ihr habt gerade mal fünf Programme im TV, wobei zwei Sender aus einem ganz anderen Deutschland kommen. Das fällt weniger durch den Turm als mehr durch eine komische Variation des Mauerbaus auf. Wenn ihr Glück habt, seid ihr der Besitzer eines Computers, allerdings könnt ihr nur beim Spiel "Worldgames" surfen.
Eurer Nachbar ist zwar nett, aber andere Rocker - die sogenannten Metaller - haben nix in ihrer Abrissbirne und finden euch total scheiße. Deshalb boxen sie euch bevorzugt vom Bau runter
Wenn sie euch nicht boxen, dann kann es auch schon mal passieren, dass andere Turmbauer euch boxen, weil sie euch eure Kachelplatten und die Blaumänner abziehen wollen.
Nach fast zehn Jahren Bauzeit gibt es immer mehr Baumessen, auf denen sich fleißige Erbauer treffen. Es gibt kleine handkopierte schwarzweiße Architektur-Magazine, die einem von der Bauszene in den USA aber auch in Europa erzählen: Trump-Tower, der Schiefe Turm von Pisa, der Eifelturm, der Ostberliner Fernsehturm und der Tower. Diese Magazine sind allerdings schwer zu bekommen, es gibt sie nur im Untergrund, wo die Fundamentalisten sitzen.
Wenn Ihr die Kraft aufbringt, mehr als 18 Jahre diese Baustelle zu bearbeiten, obwohl es häufig so aussieht, als ob ihr vor einer Ruine steht, wenn ihr nicht resigniert, bis ganze Landstriche voll von Türmen stehen, die von einer ganz neuen Generation gebaut wurden, dann habt ihr einen Eindruck davon, wo die OldSchooler (Altbau) herkommen. Weil sie so viel Bauerfahrung haben, sehen sie auch schneller, ob die Statik des Baus stimmt oder nicht. Die Jungen bauen, wie am Anfang die Alten auch, einfach darauf los und wenn der Meister dann zum Lehrling sagt, was nicht stimmig ist, dann kann das schon mal im falschen Hals landen
Und nicht vergessen, auch heute gilt noch: Eine bauen heißt nicht Einen bauen.
Der Bau des Hauses HipHop von Falk
Ist euch schon einmal aufgefallen, dass alle älteren Hiphopper immer das Jahr erwähnen, in dem sie angefangen haben - bei mir war das übrigends 1983 (seht ihr, schon wieder)? Keine andere Kulturform macht das so exzessiv wie unsere. Aber genau das ist einer der Gründe, warum so viele der Jungen die ältere Generation arrogant finden. Um zu verstehen, warum die "Alten" so sind, wie sie sind, gebe ich euch ein kleines Anschauungsbeispiel (auf das mich mein Mann Chillig brachte), damit Ihr nachvollziehen könnt, woher die OldSchooler kommen.
Stellt euch vor, ihr seht im TV viele Typen aus den USA, die Türme bauen aus Kacheln. Sie bauen die Türme unfassbar hoch und jeder Turm sieht anders aus. Jeder Typ bewegt sich anders beim Turmbau und untermauert so seine eigene Art. Ihr habt so etwas noch nie zuvor gesehen und seid schwer beeindruckt. Alle Medien berichten darüber und alle gehen steil drauf, ihr natürlich auch. Ihr rennt los und versucht euch sofort im Turmbau. Ihr besorgt euch die entsprechenden Kachelplatten, ihr holt euch die notwendigen Handschuhe, ihr tragt die Kopfbedeckungen und ihr besorgt euch auch die Namensschilder. Jeder soll schließlich erfahren, wer ihr seid und wer den besten Turm baut
Es gibt tausende Möglichkeiten, seinen Turm ins rechte Licht zu stapeln. Die einen setzen überall kleine Stapel hin, an Stellen, wo sich sonst keiner traut und wo es auch illegal ist. Damit weiß man, von wem der Stapel ist, ritzen sie ihr Tagwerk in verschlungenen Linien in die Wand. Andere Tanzen im Rhythmus der Kachelplatten auf ihren Türmen, wieder andere stehen auf ihren Türmen und sprechen ihre Weisheiten zum gleichen Rhythmus. Noch andere beherrschen den Plattenbau. Sie produzieren Kachelplatten, indem sie alte Werkstoffe recyclen. Unter den Leuten, die auf dem Boden geblieben waren, gab es selten welche, die diese Form der Hochstapelei verstanden. Doch ihr lasst euch nicht abhalten, weiterzubauen, weil ihr spürt, dass ihr das tun müßt.
Ihr baut weiter und erfindet dabei euren eigenen Style, der keinem der anderen Turmbauer gleicht. Leider reichen eure Infos zum Bauen, die ihr in Jugendzeitschriften bekommt, gerade über das Fummeln hinaus zum Sandturmbau. Und diejenigen, die euch was im TV "vorbauen" sind auch keine Fachleute, ihr Fundament stimmt nicht. Nun müsst ihr euren Eltern klar machen, dass ihr nicht bescheuert seid und dass das, was ihr da macht, total sinnvoll ist.
Dann beginnt der Verfall, viele von euch Begleitern zeichnen sich plötzlich durch Turmspringen statt Turmbau aus. Es ist out, Türme zu bauen und alle Medien kümmern sich um andere "Trends", nur nicht um euch. Eure bodenständigen Freunde halten euch für Vollidioten und erzählen euch ständig: "Turmbau ist tot, hör ´auf mit der Scheiße. Du wirst damit nie irgendeinen Erfolg haben".
Ihr lebt trotzdem nach der Devise "Schaffe, schaffe, Türmle bauen", bekommt aber langsam das sichere Gefühl, dass ihr die letzten Turmbauer in eurem Land seid.
Es müssen doch noch andere da sein, also machen sich einige auf und schauen in anderen Städten nach, ob da noch welche von "uns" stehen. Wenige finden sich, andere nicht.
Ihr versucht, euch Baugeheimnisse abzuschauen von schon 25 mal kopierten und eigentlich total kaputten Architektur-Videos - wenn ihr überhaupt einen Recorder besitzt, weil das nämlich Luxus ist. Also müsst ihr immer den Nachbar nerven, der zwar Rocker ist, aber dafür einen Videorecorder hat.
Ihr habt gerade mal fünf Programme im TV, wobei zwei Sender aus einem ganz anderen Deutschland kommen. Das fällt weniger durch den Turm als mehr durch eine komische Variation des Mauerbaus auf. Wenn ihr Glück habt, seid ihr der Besitzer eines Computers, allerdings könnt ihr nur beim Spiel "Worldgames" surfen.
Eurer Nachbar ist zwar nett, aber andere Rocker - die sogenannten Metaller - haben nix in ihrer Abrissbirne und finden euch total scheiße. Deshalb boxen sie euch bevorzugt vom Bau runter
Wenn sie euch nicht boxen, dann kann es auch schon mal passieren, dass andere Turmbauer euch boxen, weil sie euch eure Kachelplatten und die Blaumänner abziehen wollen.
Nach fast zehn Jahren Bauzeit gibt es immer mehr Baumessen, auf denen sich fleißige Erbauer treffen. Es gibt kleine handkopierte schwarzweiße Architektur-Magazine, die einem von der Bauszene in den USA aber auch in Europa erzählen: Trump-Tower, der Schiefe Turm von Pisa, der Eifelturm, der Ostberliner Fernsehturm und der Tower. Diese Magazine sind allerdings schwer zu bekommen, es gibt sie nur im Untergrund, wo die Fundamentalisten sitzen.
Wenn Ihr die Kraft aufbringt, mehr als 18 Jahre diese Baustelle zu bearbeiten, obwohl es häufig so aussieht, als ob ihr vor einer Ruine steht, wenn ihr nicht resigniert, bis ganze Landstriche voll von Türmen stehen, die von einer ganz neuen Generation gebaut wurden, dann habt ihr einen Eindruck davon, wo die OldSchooler (Altbau) herkommen. Weil sie so viel Bauerfahrung haben, sehen sie auch schneller, ob die Statik des Baus stimmt oder nicht. Die Jungen bauen, wie am Anfang die Alten auch, einfach darauf los und wenn der Meister dann zum Lehrling sagt, was nicht stimmig ist, dann kann das schon mal im falschen Hals landen
Und nicht vergessen, auch heute gilt noch: Eine bauen heißt nicht Einen bauen.