Dorfiographie

CannotRap

Toy
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1. September 2023
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Wer auch immer sagt, Rap muss aus der Stadt kommen, dem kann ich sagen, Slang wurde auf dem Land erfunden.
Alles was heute Gangsta klingt, war vorher schon da.
„Isch“ statt „Ich“ kommt aus dem tiefsten Hessenland.

Dialekt - So hieß es früher, heut heißt es Gangsta Attitude.
Aggressiv klingend, wie das Brüllen eines Löwen.

Das nennt sich wohl im Rap - „Gangstadialekt“ – aber das haben Dorfkinder mit 5 Jahren schon entdeckt.
Ich find es besser, grammatikalisch korrekt und wenn ein Wort nicht reinpasst, dann ändert man den Text, oder stellt die Satzaufstellung um, wie bei nem Fußballfeld.
Wörter neu erfinden zeugt zwar von Krea-aggressivi-tät, aber Wörter neu erfinden heißt nicht, dass man es versteht. Und steht auch nicht im direkten Zusammenhang mit Talent.

Man schreibt für ein gewisses Zielpublikum, man sucht es sich nicht selber aus, aber nimmt die Million.
Live-Auftritte beschränken sich auf Lichteffekte und ne geile Show.

Das Text-Verständnis bleibt hier meistens auf der Strecke, doch wenn der Beat gut knallt, klingt es als könnte man echt rappen.
12 Sprachen innerhalb von einer Bar sprechen, macht das Spiel nicht wirklich kompliziert, wenn jedes 2te Wort „B*tch“ ist.

Es klingt zwar aggressiv – hat nen guten Beat, aber im Endeffekt ist das nicht dein Verdienst.
Sondern der, der Plattenindustrie, die dir sagt verkauf dich für den Fame, und du scheffelst ne Million, wirst berühmt und jeder Rapper, innerhalb des Labels wird dein Bro.
Ich setz noch einen drauf.
Wahrscheinlich hattest du gedacht, sie behalten deinen Flow.
Aber da hast du dich getäuscht.
Auf einmal hörst du nur noch Audiotune.
Deine Texte sind verstummt.

Du hast nichts mehr zu sagen, alles zensiert und abgeändert und dein eigener Text begraben.
Alles nur noch für Profit und für die Gage.
Alle Rechte abgegeben für das Label und für Marge.

Wenn du dir verkauft vorkommst, komm zu uns aufs Land, hier bezeichnen wir Rap noch als Kunst.

Jeder darf hier seine freie Meinung haben.
Solange man Sonntags in die Kirche geht und dem Herrn dankt am Abend.
Spaß!
Keine Hinterwäldlergemeinschaft, auch wenn wir hinter Wäldern stecken, wie dein unrasierter Schwanz.
Leben mit Bullen im Einklang, während du in deiner Stadt, mit den Bullen nur Streit hast.
Wenn wir mit Bullen mal Streit haben, gibt´s nen Headshot, ungeahndet, in der hauseigenen Metzgerei und sie geben Anlass zu nem Grillabend.
Mit unserer selbstgemachten Grillsoße.
Die aus Brennnesseln, Holunder, Rosen und nem Huhn besteht.

So ist der Dorfrapper-Style! Will dich nicht überzeugen, aber hör doch mal rein.
Vielleicht ergibt sich da ne Nische, wie bei Frauen zwischen Beinen.
Viel vom großen Kuchen übrig, wir brauchen echte Rapper, aber um Gottes Willen nicht mich.

Das ist ein Schrei nach Hilfe!
Seit ich aus Berlin raus bin, hör ich keinerlei Musik mehr.
Ich hab zwar Spotifiy, doch ist das nicht das Selbe.

Hab schon damals versucht meine Texte zu vermarkten, doch frag mal KKS, als er mein Haus und Boot geklaut hat…
Keine Anerkennung.
Aber ist egal, ich freu mich über jeden geilen Rap-Song.

Mir gings nie um Fame oder Cash, sondern darum, dass man meine Texte auch hört.
Würd meine Texte gern auch selber rappen, doch scheitert´s offensichtlich an der Stimme und vor allem an der Herkunft.

Und bevor ihr mich falsch versteht, ich bin Deutscher, Russe, Türke, Pole, kein Plan, meine Oma war ne B*tch.
Ich hab keine Ahnung wo meine Gene her sind.
Ein kleiner Mischling, wie ein Hundewelpe.
Meine Mutter war eher konsequenter.
Hatte was mit meinem Vater – Ein ursprünglicher Deutscher.
Der Zweite Sohn war gut, der Erste sehr endtäuschend.

Deswegen bin ich zurück aus Berlin, um den Dorfkindern zu zeigen, es gibt mehr als Volksmusik.
Nämlich ein Lebensgefühl – welches sich, abseits von Blasinstrumenten, auch auf Texte bezieht.
Keinen schwarzen Natascha Beat.
Sondern Sprache, Wortgewandtheit – genau das was hier fehlt.
Lieber diesen Song, als DJ Ötzi Musik.

Also bitte Leute, wer das rappen kann, ich zeig euch welches Wort betont wird.
Raue Stimme und den Flow im Auge.
Achtet auf die Atmung und auf die Verschnaufpausen.
Geile Performance und schon läuft der Hase.
Einkommen auf dem nächsten Dorffest ist mehr als ein paar Tausend.

Ich bin nicht Blumio, dennoch der erste Sohn und dank mangelnder Erziehung, versuch ich jetzt, Kraftausdrücke zu vermeiden. Denn ich hab gelernt, so kann man eine größere Zielgruppe erreichen.
Ich selbst feiere zwar heftige Vergleiche, das Batteln und das Byten, aber auch nur dann, wenn unterm Strich der Rhyme stimmt.
So versuch ich mich am Schreiben.
Bleib dran, obwohl´s in der Community oft scheitert.
Aber dennoch mach ich weiter.
Sitz am nächsten Text, bis GPT verzweifelt.
Will mich nicht dran bereichern.
Sondern freu mich zu entkommen, wie ein Wildschwein bei der Treibjagt.
Abseits vom Alltag – leist ich meinen Beitrag.
Hauptsächlich nach der Arbeit, nach 3 Bier und nem Samstag.
Breche aus, aus dem Hamsterrad.
Und fange an zu schwafeln, wie Politiker im Bundestag.
Fange Kritik ab, als wär ich Oliver Kahn.
Ein talentierter Thor-Hüter, so als wär ich Heimdall.
 
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