DAS DATE
"Das ist doch so einfach!", sagte Kanu. Er war mein bester Freund und seitdem er die Esoterik entdeckt hatte, hiess er nicht mehr Klaus sondern Kanu. Er fragte mich, ob ich alles behalten hätte. Natürlich habe ich das. Letzte Woche haben wir Abend für Abend in seinem Eso-Raum verbracht, ranzigen Moos-Tee geschlürft und meine Strategie ausgearbeitet. Kanu bestand sogar darauf, dass ich mir ein Wort merken sollte, welches ich meinem Schatz beim heutigen Date entgegenschmettern soll. Kanu meinte, das gehöre zum Zauber dazu, denn es sei oft das erste Wort, welches über den gesamten weiteren Verlauf des Tages entscheidet. Und da es nicht nur ein Rendezvous war, sondern die Einladung zum Essen - aus der im Regelfall mehr wird - durfte ich das Wort vorher auch niemanden verraten.
"Hast du die Hasenscharte?", fragte Kanu plötzlich. Er kennt sich selbst noch nicht so sehr in Esoterik aus. "Ja, die Hasenpfote hab ich dabei!", erwiderte ich genervt. Es war aber keine richtige Hasenpfote, da uns das zu grausam erschien, sondern nur ein Ellebogen-Knochen eines Wienerwald-Hähnchens, den ich mir mit einer langen Lederschnur um die Hand gebunden hatte. Ausserdem war ich mit einer peruanischen Zauberflöte ausgerüstet, die ich im Intimbereich tragen sollte. Im rechten Schuh hatte ich mexikanisches Chiligewürz und im linken Schuh zerriebenes Penisgranulat eines Katers, statt das eines Nashorns. Ein Muss laut Kanu, wenn es tatsächlich zum Sex kommen sollte. Es war zwar alles etwas viel, aber ich hatte das Gefühl, als könne mich mit all den Eso-Tools nichts aufhalten. Mein Freund sah mir in die Augen und verabschiedete mich feierlich mit den Worten "Möge Onan mit dir sein!".
Auf der Strasse war die Angst wieder da. Irgendwie war das alles keine gute Idee. Das sagte ich mir immer wieder auf dem Weg in diese Sushi-Bar, wo ich heute meine Traumfrau zum Essen einladen und - so sie will - danach noch vernaschen darf. Aber wer zur Hölle ist Onan? Egal. In der Sushi-Bar war weit und breit noch nichts von ihr zu sehen. Ich setzte mich an einen Tisch und kurz darauf kam sie herein - wunderschön wie immer! "Reiss Dich zusammen, jetzt zählt jede Bewegung!", sagte ich leise zu mir selbst. "Ich muss "mein" Wort bedeutungsvoll aussprechen", dachte ich noch. Dann stand sie vor mir. "Hallo!", sagte ich. Leider hatte ich einen Frosch im Hals und sie antworte "Die Toiletten? Gleich die Treppe runter". Um mich nicht zu blamieren, stürzte ich etwas aufgeregt zu der Treppe, blieb aber mit dem Lederband des Hähnchen-Glücksbringer am japanischen Mädchenslip-Automaten hängen und fiel die Stufen hinunter. Unten flüchtete ich auf die Toilette. Die peruanische Flöte hatte mir beim Fall die Vorhaut etwas aufgerissen. "Pah. Ein bisschen von dem Katerpenisgranulat drauf und alles wird prima", dachte ich. Ich zog den Schuh aus und streute stattdessen das Chiligewürz in die Wunde. "Es ist unglaublich wieviel Schmerz der Mensch vertragen kann", dachte ich, als ich quer über dem Klodeckel liegend in die Klopapierrolle biss. Langsam liess der Schmerz nach und ich konnte wieder durch die Nase atmen. Der Schweiss lief mir von der Stirn und mein Schwanz sah auch nicht unbedingt so aus, als ob heute sein Tag wäre. Ich nahm etwas von dem Klopapier und verarztete damit die Wunde. Später ist bestimmt wieder alles fit. Ich richtete meine Kleidung wieder her und ging nach oben.
Meine Liebste sass bereits an der Vorspeise. Sie war so wundervoll, so hübsch, so intelli... Verdammt! - ich hatte ihr ja noch gar nicht mein Zauberwort deutlich entgegengeschmettert. "Hallo!", wiederholte ich mich. "Hallo!", erwiderte sie. Dann entstand eine etwas peinliche Pause, so, als ob wir uns schon alles gesagt hätten und nun den Rest unseres Leben in Schweigen gehüllt geniessen können. Ich lächelte unsicher. Dann rettete mich der Kellner. Ich sagte ihm weltmännisch, dass ich heute mal ein Fischgericht nehme. "Wil 'aben auch nix andeles!", antwortete der barfüssige Japaner hämisch grinsend. Mir lief das Gesicht knallrot an, doch meine Liebste reagierte sofort und bestellte für uns. Ich lächelte ihr zu und nahm zärtlich ihre Hand. "Zieh' Dir bitte die Schuhe aus, das ist hier Sitte", sagte sie. Ich gehorchte und kickte die Schuhe cool an den Rand des flachen Tisches. Beide Schuhe fielen um und rotes bzw. dunkles Pulver verbreitete sich deutlich sichtbar auf den hellen Fliesen. Sofort kam ein anderer japanischer Kellner mit Besen und Schaufel angerannt. Er roch an dem dunklen Pulver und bot mir 2000 Mark dafür an. Ich zuckte unwissend mit den Schultern und sagte, er könne es behalten. Verlegen sah ich meine Angebetene an. Als der Kellner endlich mit den letzten Bröseln Katerpenisgranulat verschwunden war, spürte ich ihren Fuss zwischen meinen Beinen. Ich schrie leise, fluchte über den Riss in der Vorhaut, entschuldigte mich bei meinem Engel mit den Worten "Ist gar nichts passiert" und ging nochmal schnell auf Toilette.
Auf dem Klo musste ich feststellen, dass mein edles Teil an einer Stelle extrem geschwollen war und gar nicht mehr so edel aussah. Der Anblick erinnerte mich an "Abb. 7" in der Speisekarte. Ich wickelte das Ding erneut in rauhes Klopapier und hoffte, meinem gierigen Liebling nicht die Laune verdorben zu haben.
Wieder am Treppenabsatz angekommen, sah ich einen Japaner an unserem Tisch stehen, der meinem Liebling offensichtlich das Geheimnis dieses dunklen Pulvers erklärte. Er gestikulierte mit seinen Händen eindeutig schweinische Dinge, indem er beide Hände in einem Abstand in von einem halben Meter auseinander hielt, um offensichtlich die Grösse des Penis nach Einnahme des Granulats optisch darzustellen. Seine rechte Hand vollführte danach eine Szene wie sie jedermann aus der Welt der Masturbation bekannt ist. Ich ging schnell zu unserem Tisch und sagte dem Kellner, dass er meine Freundin mit seinen perversen asiatischen Phantasien verschonen soll und das das alles eine ungeheuere Frechheit ist. "Er erklärt mir doch nur wie gross der Fisch ist und wie schnell man ihn zerkleinert", beruhigte mich mein Schatz. Mist! Was mache ich bloss? Ich entschuldigte mich bei dem Kellner und sah meine Liebste mit Rehaugen an. Natürlich verzieh sie mir sofort. Nicht einmal eine Erklärung verlangte sie. Sie weiss eben, was sie an mir hat.
Ich wollte gerade das Thema auf Esoterik lenken, um von dem peinlichen Vorfall abzulenken, als uns ein anderer Kellner das Essen brachte. Ich sah meine Mahlzeit auf dem Tisch, die mich widerum an den Anblick meines Gliedes erinnerte. Mir verging der Hunger. Ich schlug meinem Schatz vor, ins Kino zu gehen. Um sie in Kinolaune zu bringen, verriet ich ihr, dass der Film 'Baise moi - **** mich' recht gut sein soll. Dann sah ich ihre Falten auf der Stirn und ich merkte, was ich gerade gesagt hatte. Ich schob schnell hinterher, dass mir ein Bekannter den Tip gegeben hatte und das wir ja auch was ganz anderes Unternehmen könnten. Ich hasse Kanu!
"Lass uns doch noch einen Tee trinken", schlug meine Liebste vor. Sie war bewundernswert. Ich stand auf und erklärte ihr, ich würde gleich vorne an der Bar bestellen. Ich sah genau, dass sich ihr Blick mit grossen Augen auf meinen Hosenstall richtete. "Das wird der Abend!", dachte ich. Sie will mich! Auch die Menschen in dem Laden nehmen von Dir Notiz, weil Du in Begleitung einer sehr attraktiven Frau bist, ging es mir durch den Kopf, als ich stolz und erhobenen Hauptes durch das Restaurant zu dem Tresen schritt. Alle sehen mich an. Yeah! Ich fühlte mich sexy und überlegen. Das spiegelnde Glas an der Bar zeigte mir jedoch, dass die peruanische Flöte waagerecht aus meinem Hosenstall ragte. Schnell schob ich das Ding zurück und schloss den Reisverschluss. Hat bestimmt keiner gesehen. Ich drehte mich vorsichtig um und sah in mindestens drei Dutzend empörte Gesichter. Wieder lief ich rot an. Eilig wandte ich mich am den nächsten Japaner hinter dem Tresen. Etwas verlegen aber immernoch weltmännisch bestellte ich zwei Kännchen chinesischen Tee der besten Sorte. "Haben wil nicht", sagte der Japaner grinsend. Meinen Fehler bemerkend, sagte ich ihm, dass ich zwei Kannen irgend eines beschissenen Tees nehme und huschte schnell zurück zu meinem Darling.