Watch The Throne
Anhang anzeigen 71010
Sooo nach dem Meisterwerk Best of Both Worlds jetzt also Jiggas zweites Kollabo Album Watch The Throne. Wir gehen rein.
Der hypnotische Bass von „ No Church in the Wild“ lässt sofort die Schandtaten von BP3 vergessen. Wie bei den meisten Beats sind neben Kanye noch etliche andere Produzenten gelistet wie hier 88 Keys, Dean und On Mas Keith.
Legendärer Frank Ocean Einstieg auch mit „ whats a king to a god…(ihr kennt den Rest )
Nach seinen Schlaftabletten Parts von BP3 legt Jigga hier wieder gut los. So richtig ist mir zwar nicht klar wie sein koksweißer Benz, Plato und Blut vor dem Kolloseum zusammen hängen, aber eins ist klar Freunde: hier werden GANZ
große Sachen geklärt, die bei trau-keinem Promi für Schnappatmung sorgen. „Geil. Ein The Dream Interlude“ ist ein Satz der wahrscheinlich noch nie verwendet wurde, aber ist zum Glück auch schnell wieder vorbei und Kanye kann ein paar angenehm toxische Raps über seinen moralischen Verfall inklusive neuer Religion kicken.
Bei „ Lift Off“ begrüßt uns Beyonce in der Hook. Glaube die ist technisch eine gute Sängerin und trifft viele Töne und was weiß ich, aber bei mir kommt da Null Kommo nix rüber, obwohl sie andauernd das Maximum an Pathos und Drama in jede einzelne Silbe presst.
Hier ist auch wieder eine Amada von Produzenten von Kanye, Pharell und Q- Tip am Start. Wirkt das aber eher überladen alles mit den triumphalen Bläsern, Chören, Streichern „ lift Off“ schreienden Vocal Samples und und und.. . So baut sich das über ne Minute auf bis Kanye einen uninispirierten größtenteils Gesungenn Part rein knallt.
Bin beim durchhören gedanklich abgeschweift und hab mich gefragt, ob ich den Jay- Z Part verpasst habe. Beim rückspulen hab ich dann die circa 2 vergessenswerten Bars gefunden.
Na ja abhaken . Mit „ Ball so hard motherfucker wanna fine me“ werde ich aber sowas von wieder aufgeweckt
als „ Niggas in paris“ startet. Faszinierend, dass hier auch 4 Produzenten ( Glaub Hauptanteil Hit- Boy ) beteiligt sind, wenn das Hauptsächlich aus 3 Key Akkorden, einem „ Yeah“ Vocal Sample und ein paar Snares besteht. Ballert aber ungemein, aber wem erzähle ich das ?
Jay wechselt wieder die flowpatterns wie in seiner Prime und bringt wieder diese grenzenlose abgeklärte Arroganz und Souveränität für die man ihm mal ihn geliebt hat und wenn während seines Parts dann die Drums richtig einsetzen ist alles aus.
Ungefähr jedes zweite Mal wenn ich das Ding höre ist Kanyes Einstieg ( married at the maaaaall ) das größte Verbrechen der Hip Hop Geschichte und die andere Hälfte feier ich das extrem.
Denke bei „ what she ordered“ immer an die Live Aufnehman bei der beide zeigen, dass es für sie das lustigste der Welt ist, dass ihr Date in fancy Restaurants nichts passendes bestellen kann. So unglaublich unsympatisch... ich liebe es. Generell passen Kanyes zusammenhanglose Nonsens Lyrics für mich auf diesem Album viel besser als sonst und der Will Ferrel Cut am Ende zeigt mehr Selbstironie als ich ihm zugetraut hätte. Hit für die Ewigkeit.
Anschließend „ Otis“ : No I.D. hat wohl auf Kanye eingeredet, dass bei den ganzen abgedrehten Dingern wie Niggas in Paris auch irgendwas für den klassischeren Sample Sound für die die beiden standen dabei sein sollte.
Wie das Sample von Soul Legende Otis Redding geflipt wurde klingt aber doch deutlich anders als Sachen von Blueprint oder College Dropout. Drums sind so gut wie raus und Sample wird fast unverändert erst etwas gechopped und dann laufen gelassen. Extrem simpel, aber auch extrem effektiv. Darüber von beiden wieder „ Luxury Raps“ aka Infos über die aktuelle Einkaufsliste an Luxusgüter und Vorschläge zur Freizeitgestaltung als Multimillionär. Beide sehr stark, wobei bei Jay alles noch ne Spur müheloser klingt.
Wir machen weiter mit der Kanye / Neptunes Co Produktion „ Gotta have it“. Klingt vielleicht spannend, ist es aber nicht. Die „ what you need“ Hook hätte ich definitiv nicht gebraucht ( hehe ) . Und dieses Flöten / Gewimmer was auch immer im Beat geht mir auch schnell auf die Nerven.
Pluspunkt dafür wie sich beide motiviert die Bälle zuspielen und abwechseln anstatt jeweils einen 16er zu spitten . Insgesamt aber trotzdem vergessenwert.
Viel besser der angenehm reduzierte, kühle Beat von „ New Day“ in Zusammenarbeit mit RZA. Den maximal aufgedrehten Autotune auf dem Nina Simone Sample hättense auch weg lassen können, aber geht noch. Das dunkle Piano und die fiependen Soundeffekte auf jeden Fall soper.
Inhaltlich hier zum ersten mal was anderes und beide adressieren ihre ungeborenen Söhne. Schmunzelflip bei der „ I make him republican, so everybody know he loves white people line“ von MAGA Kanye. Ansonsten auch gemische Gefühle zu seinem Part. Da is schon sehr viel rumgeheule wegen den extremen Leiden von schlechter Presse die der arme Ye erleiden muss. Der Bezug zu Mama, die mit LA nicht klar kam hittet aber anders. Jays Pläne für Sohnemann mehr dazu sein als sein eigener Vater und mit ihm zum Barber zu gehen etc. fand ich ganz süß.
Textlich weniger süß ist „ Thats my bitch“. Q Tip war hier involviert und die Bongos zum Einstieg klingen auch mehr nach frühen 90er native tounge als nach spät 2000er großraum Disse. Drum Sample ändert sich dann aber, Scrateches und treibende Bässe kommen rein und entfernte Keybord Sounds klingen im Hintergrund. Es passiert ne Menge, aber passt alles gut zusammen. Hook und Bridge auch richtig Ohrwurm Potential mit 70s Charme und Kanye mit dem hedonistischen Rockstar Talk den man von ihm hören will.
Jays Part ist super geflowed, aber Dicki…das is ne Art Party Song und du fängst an mit Kontrasten schwarzer Schönheitsideale zu westlicher Kultur. Willst du wirklich DER Typ auf der Party sein ?
Harter Cut zu Murder on excellence und Swizzy sorgt dafür, dass wieder 98 ist. Alles sehr kühl / künstlich, mit so penetranten Syrenensounds. Respektiere die Dreistigkeit das so auf nem 2011er Album zu platzieren, aber is schon anstrengend, genau wie Swizzys „ welcome tot he jungle „ Shouts in der hook.
Lyrisch wird’s düsterer und Jigga erinnert erst an die Hoffnungslosigkeit als Crack Dealer und haut dann deprimierend anmutende Szenen in Anlehnung an verstorbene Künstler raus.
Starke Performance, die einen besseren Beat verdient hätte.
Who gonna stop me now kommt mit einem Dub Step Sample, was für mich normalerrweise die größte Plage überhaupt ist. Funktioniert aber hier überraschend gut.
Kanyes „this is something like the holocaust“ Einstieg cringe pur. Wahrscheinlich wollte Karl Lagerfeld irgendwann nicht mit ihm anstoßen was ihn an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat. „ heard Jeezy is racist but only on one basis / I only like green faces“
dafür aber toll.
Hook mit viel Energie und das Teil hat generell rechtlange in meiner Trainings playlist überlegt. So richtig geht das aber erst mit dem Hov Part los, als der beat das Tempo anzieht und immer neue Elemente auftauchen. Was immer die Jigga beim reinrappen zugeflüstert haben, er klingt hier wieder hungrig wie zu Black Album Zeiten und nachdem er das Teil hier zerrissen hat glaubt man ihm sofort, dass absolut nichts seinen Aufstieg stoppen konnte.
Passt sich auch immer wieder toll den Beat switches an und ballert quotable nach quotable raus.
Lucky lefty, I expect a seven
I went through hell, I'm expectin' heaven
I'm owed, 'cause I'm dough, and I stuck to the G-code
Puh danach kommen wir erstmal mit Swizz Beats am Lagerfeuer mit einer Akkustik Guitarre, einem südamerikanischen CHor und ein paar Percussions runter
. Äußer mich ja öfter mal schlechter über den Guten Swizzy, aber der hat seine Momente und das hier geht mir sehr gut rein. Genau wie der Beat nach dem Beatswitch, mit dem Classic Rock Sample und den gepitchten Vocals. Hat son bisschen College Dropout Feeling.
Die Verses der beiden über Police Shootings und Gang Violence sind sehr stark und bei allen Widersprüchen die Kanye so hat, was Morde etc. angeht hatte er immer ne authentische Position. Ähnlich bei Jays Vorstellung von black excelence und empowerement, wie auch immer man zu seiner Umsetzung in der Realität steht.
Um den Aufstieg aus Armut und gegen Widerstände geht’s auch in „ Made it in America“. Mit den sphärischen Keyboards, cheesy- verspielten Keys und dumpfen Glockenspiel könnte das auch ne Lionel Richie Single sein. Geständnis: Fühle diesen Kitsch sehr. Passend dazu auch die „ Sweet Baby Jesus“ Hook Frank Ocean. Meine Bibelgruppe dreht dazu richtig auf ( was wisst ihr schon über meine Freizeit).
Parts über Kindheit und Aufstieg der beiden gefallen auch jeweils.
Zum regulären Abschluss wird’s dann nochmal richtig dramatisch mit „Why I love you so“
Während der Parts jault eine E Guitarre im Hintergrund und Geiger bauen die Spannung auf bis dann das Cassius Sample in der Hook mit maximalem Pitch Chipmunk Effekt reinschallert. Würde mir sehr hiervon noch einen Dipset Remix wünschen.
Über diesen Beat gibt’s Ansagen an nicht namentlich genannte ehemalige Weggefährten ( wahrscheinlich Beans, Jaz O und Dehaven…wer da noch mehr infos hat haut raus ). Wo bei anderen Rappern jetzt die Couch Storys ausgepackt werden würden gibt’s hier stattdessen Pathos wie bei Hamlet kurz vorm Ende.
Picture, if you will, that the throne's burning
Rome's burning, and I'm sitting in the corner all alone, burning
Und
I tried to teach niggas how to be kings
And all they ever wanted to be was soldiers
GÄNSEHAUT
Kanye hält sich am Mic hier bis auf ein paar Lines ( wie als Hov fragt "wasn´t I a good king ?") zurück und das ist schon richtig so
Weiß nicht ob ich schonmal erwähnt habe wie überflüssig ich „Bonus Tracks“ oder Songs für irgendwelche Deluxe Versionen finde, aber hier sind ganze 4 davon drauf.
Illest Motherfucker Alive ist so größenwahnsinnig, ich sehe quasi die John Woo Tauben über Bergen von Kokain aufsteigen während Kanye propagiert „ I need a slow motion video right now!“
Toll auch von Kanye einfach wahllos Leute zu grüßen die alle Russel heißen und anschließend zu verkünden er benutze nur kugelsichere Kondome. Unterlegt wird das mit jeder Menge Chöre und Percussions die son bisschen wie beim Terminator OST klingen.
Jay reiht sich derweil popkulturell zwischen Micheal Jordan, Elvis und den Beatles ein. Das der Beyonce / Yoko Ono Vergleich nicht so schmeichelhaft ist wie er denkt sollte ihm mal jemand mitteilen.
H.A.M. fand ich damals enttäuschend, weil LEX Luger schon irgendwie immer den gleichen Beat verkauft, aber mit dem Abstand jetzt geht mir das gut rein. Fühl mich langsam aber auch ziemlich erschlagen von dem ganzen Bombast dieses Albums. Ihr beim lesen wahrscheinlich auch.
No ID bringt auf „ Prime Time“ einen schön verspulten Sample Beat, mit schrägem Piano Geklimper. Hätte eine Platzierung unter den regulären Tracks weiter vorne verdient. Jigga und Ye aber eher mit Dienst nach Vorschrift, was in diesem Fall immer noch gut ist.
Ganz am Ende dann noch „ the Joy“. Otis Redding wird durch den sehr ehrenhaften Curtis Mayfield ersetzt. Ist aber nichtmal ansatzweise so gut. Der stöhnende Dude im Hintergrund ( nicht Curtis ) machts unhörbar und sonst passiert auch nicht viel spannendes.
Fazit: in Jays Karriere ist das Album sowas wieLebrons Titel mit den Lakers. Man dachte es ist vorbei, aber der alte Mann zeigt nochmal dass ers kann. Das Ding ist nicht perfekt und einige Versuche gehen auch schief, aber man merkt in jeder Sekunde, dass Kanye und Jigga richtig bock hatten und sich auch ordentlich was getraut haben. Die beiden tuen sich auch gut: hatte das Gefühl Jay fühlt sich durch den inzwischen erfolgreicheren Zögling Kanye richtig motiviert und Kanye wirkt auch konzentrierter, wenn jemand im Studio ist der vielleicht auch mal „ nein“ zu einer seiner Ideen sagt.
Ist auch für mich eine geile Zeitkapsel für die frühen 2010er.
Beste Tracks: Niggas in Paris, Why I love you, Illest Motherfucker alive, Who gonna stop me
Skips: Welcome to the Jungle, The Joy, Lift Off
Wertung: 7,5 von 10