Bin wie viele damals mit dem Anime auf RTL II aufgewachsen und darüber in Berührung gekommen (zusammen mit Pokémon, Sailor Moon etc.). Generell sagen mir Abenteuergeschichten eher zu als ein großer Fokus auf Kampf, weswegen ich ab der Cell-Saga ein bisschen raus war (gleiches Problem hab ich mit der Dark Souls Reihe) - aber in puncto Kreativität, Worldbuilding, Figuren, Designs etc. ist Toriyama so dermaßen unfickbar, dass mir keine Metapher einfällt. Allein wie mühelos er von Anfang an dieses "Feine-werden-Freunde"-Thema durchzieht - angefangen bei Bulma, Oolong und Yamchu über Tenshinhan, Piccolo und Vegeta bis Lord Beerus und sogar fucking Freeza. Fehlt nur noch Cell, aber dann hätte ich auch kein Peikohan aus den Fillern wieder.
Werde nie das erste Kampfturnier vergessen. Was für eine Gelegenheit, einen Haufen vergessenswerte Charaktere einzuführen. Und Toriyama schüttelt sich scheinbar mühelos einen Haufen schillernder Charaktere aus dem Ärmel. Vor allem Nam werde ich nicht vergessen, der für sein Wüstendorf Geld für Trinkwasser gewinnen wollte, dann von Goku aus dem Turnier befördert wurde, nur damit Muten Roshi ihm mitteilt, dass Wasser in der Hauptstadt kostenlos ist. Darüber hab ich als 11jähriger nachgedacht. Und dass Kuririn den Stinketyp angepupst hat auch. Ein ikonischer Moment reiht sich an den nächsten. Der zerstörte Mond, der später von Gott neu erschaffen und von Piccolo wieder zerstört wurde. Und dann bastelt sich Vegeta einen eigenen Mond. Dieses Maß an Konsistenz hat mir am Ende leider etwas gefehlt, da gings eher um die Powerfantasie. Nichts gegen Allmachtsfantasien, die kann man gebrauchen, aber da find ich Gokus Revanche gegen Oberteufel Piccolo oder Future Trunks gegen Freeza oder Vegeta gegen Freezas Soldaten oder Tenshinhans Kampf gegen Tao Bai Bai oder Gokus Duell mit dem Auftragskiller besser. Werd nie vergessen wie Tao Bai Bai Upas Vater mit seinem eigenen Speer mühelos umgebracht hat. Das war ein richtiger Paradigmenwechsel. Dragon Ball und ich wurden gemeinsam erwachsen. Und dann dreht Gokus allein die Red Ribbon auf links. Den Muskelturm hab ich auch geliebt, Ninja Lila war super.
Der Sieg über Piccolo den zweiten wäre ein tolles Finale gewesen. Goku als Stärkster des Planeten. Aber ist halt Dragon Ball, es gibt immer noch jemand stärkeren. Ende von Namek wäre auch ein gutes Ende gewesen. Dafür fand ich diesen Horroraspekt von der Cell-Saga wirklich toll. Auch das Design von Cell kickt mich bis heute. Unwirklich, außerirdisch, gefährlich, hinterhältig - das seh ich in seinen Augen. Kam wohl beim Editor nicht so gut an, und dann haben wir diese Androiden bekommen etc. Ab da wurde es mir dann einfach zu repetitiv. Mit Vegeta wusste Toriyama nach Namek nichts mehr anzufangen. Majin Vegeta sah badass aus, aber seine Einsicht und seine Opferung wirkten total redundant. Das macht Super heute tatsächlich besser. Kid Trunks und Goten waren mir als Figuren leider zu wenig. Durchaus witzig (genau wie Tenshinhans Volleyballtechnik wo kommt das grad her Gehirn), aber kriegen alle Powerups von Anfang an geschenkt - und das lässt sie neben den Figuren, mit denen ich ne Weile geschwitzt habe, einfach wie Emporkömmlinge wirken. Und dass alle Figuren von früher so egal und profillos wurden, ist wirklich am bedauerlichsten. Kuririn war nicht der Stärkste, aber sehr clever. Tienshinhan konnte gefühlt alle Techniken der Welt. Piccolo konnte seine Namekianertriks wie Schlangenarm (Gott sei Dank im letzten Film mehr Screentime bekommen). Das war ab den Androiden gefühlt egal, Powerlevel und so. Zum Glück läuft das im Manga alles so viel besser, das Pacing vom Anime wurde irgendwann unerträglich, die Dynamik hat da noch gepasst.
Weiß nicht, ob das son Internetmythos ist, aber Toriyama wurde wohl mal in nem Interview auf Lunch angesprochen und wusste nicht, wer das ist. Das spricht Bände darüber, wie gerne und aus welchen Gründen er die Story weitergeführt hat.
Sein Einfluss ist unendlich zu spüren. Fast alle großen Mangaka der letzten 20+ Jahre wurden von ihm beeinflusst.