60 Jahre Kriegsende - vergessen oder aufarbeiten?

DJ Plattenkasper

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Die meisten werden es mitbekommen haben: der Krieg ist vorbei und das - Gott sei Dank - auch schon seit ein paar Jährchen. Allerdings macht sich, soweit ich das persönlich verfolgen kann, die Tendenz breit, dass uns all diese damaligen Verbrechen der NS-Diktatur nichts mehr angehen. Frei nach dem Motto: Schließlich leben wir ja in der modernen, zivilisierten Welt und es wird schon alles nicht mehr vorkommen.

Warum ich zu diesem Thread komme:
Ich war dieses Jahr am 8. Mai bei der Befreiungsfeier zum KZ Mauthausen, Oberösterreich. Es war arschkalt, goss in Strömen, du stehst da und siehst, wie zahlreiche Überlebende an diesem grauen Tag zu Beethovens (?) Trauermarsch einspazieren. Selber frierend und sich dabei vorstellend wie es den Häftlingen damals ergangen ist, wurde mir ganz anders bei diesem Anblick. Zudem habe ich persönlich über die Familie meiner Freudin einen Überlebenden des KZ kennenlernen dürfen.
Nun der springende Punkt: Ich schreibe einem Freund aus Berlin wo ich mich gerade befinde und erhalte von ihm die Antwort, dass er sich gerade auf der Gegendemo zum NPD-Aufmarsch befindet.

Es kann wohl also niemand sagen, dass dieses Thema keine Relevanz mehr hat. Obwohl ich zugleich verstehen kann, wenn die heutige Jugend kein Interesse mehr zeigt, da man einfach ständig damit konfrontiert wird.

Also, wie geht ihr mit dieser Thematik um, interessiert ihr euch überhaupt dafür, welche "Pflicht" hat unsere Generation bei dieser Sache und zu guter Letzt: Denkt ihr, dass etwas vergleichbares auch heutzutage wieder möglich wäre? Mit der Zivilcourage ist es ja nicht so knorke heutzutage...
 
Ja es wäre wieder Möglich leider.
Aber der Wiederstand gegen solche ein System wäre Blutiger.

Sieh dir die Beiträge zur Neuen Deutschen Welle von Fler an und was manche davon sich geben. Die neuste Ausgabe des Backspin mit dem Vorwort des Chefredakteurs und dem Artikel über Fler ist auch ein Beispiel dafür. Dafür wie es wieder Anfangen könnte. Rechte Tendenzen werden von vielen erst geäußert . Wenn sie denken sie dürften das.

Ich bin gegen das Vergessen und ich habe keine Vorfahren die von 3Reich ermortet wurden.

Was viele vergessen unsere Großeltern haben geschwiegen,aber sie haben unsere Eltern erzogen. Bei wie vielen sind kranke Sätze wie Hilter war ja garnicht so schlecht. Er hat uns Arbeite gegeben und Autobahen gebaut hängen geblieben? Grade in diesen Zeiten.
 
Ich interessiere mich sehr für die NS-Zeit. Jede Doku im TV wird angeschat und jedes Buch gelesen, wenn ich genug Zeit hab. Am 8ten Mai wollte ich auch auf eine Demo gegen die NPD hier in Bielefeld, aber ich musste ja zur Konfirmation meiner Cousine:oops:. Naja, ich finde man darf das was vor knapp 60 Jahren passiert ist niemals vergessen, und liegt es noch so weit in der Vergangenheit zurück. Ich habe einen Freund der all dies ablehnt, also die Auseinandersetzung mit dieser Zeit, was ich absolut nicht verstehen kann und was ich ihm auch gesagt habe. Er ist jetzt kein Nazi, im Gegenteil. Nur er will sich damit irgendwie nicht auseinandersetzen. Den Grund will er nicht sagen. Ich finde das falsch. Die NS-Zeit gehört zur deutschen Geschichte, als Deutscher gehört es zu unseren Pflichten sich darüber zu informieren und uns damit auseinander zu setzen. Es wird zwar immer wieder in der Schule usw. duchgekaut und wirkt auf die meisten daher langweilig a la "Ach nich schooon wieder". Aber Geschichte darf man nicht verdrängen.
Da fällt mir spontan das Lied von Freundeskreis ein: "Leg dein Ohr an die Schiene der Geschichte".
Super Lied :).
 
also ich find man darf nicht vergessen denn so etwas schlimmes darf nicht in vergessenheit geraten, bloss was mich im mom stört ist, dass mir das thema die irgendwie die ganze zeit begegnet: Schule, Medien, Und jetzt im Forum.... naja aber setz mich trotzdem damit außeinander und frage mich dann immer wieder: wie kann man nazi sein und so etwas gut heißen?!
 
Dieses Geseiere in den Medien geht mir auf die Nerven. Wen interessiert, was im Fernsehen läuft, wen interessieren Sonntagsreden?
Wer sich über das III. Reich und den Krieg informieren will, soll Bücher lesen. Es gibt eine schiere Wüste von Literatur - zudem werden diese Themen in der Forschung wie keine anderen intensiv diskutiert.
 
@Plattenkasper:

ich kann dir so voll zustimmen, als 12-15Jähriger hat mich die Zeit, u.a. wegen familiären Hintergründen ziemlich interessiert und beschäftigt, doch heute, nachdem ich das Gefühl hab "informiert" zu sein, versuche ich der ganzen lächerlichen NS-Berichterstattung der Medien, vorallem dem Fernsehen zu entkommen, weil man damit (vorallem an Jahrestagen) einfach nur noch erschlagen wird.
Ähnlich geht es auch eingigen Gleichaltrigen aus meinem Freundeskreis, was aber von älteren Menschen eben oft als "uninteressiert" und "gelangweilt" empfunden wird. Aber wir leben nun mal in der Gegenwart, und die Vergangenheit ist vergangen, so sehe ich das persönlich auf mich bezogen...

...wenn man sich nun aber mal den Rest der Bev. anschaut, die sich schlichtweg nicht für das 3.Reich interessiern und auch nicht darüber informiert wurden (z.B. Schule etc.) stellt man schon fest das es eine große Tendenz gibt das ganze zu verdrängen, so nach dem Motto: "jaja, war ne schlimme Zeit, kommt nicht mehr vor", und die nächste Generation davon ist dann schon wieder so weit wie z.B. Fler ...
 
Original geschrieben von DJ Plattenkasper
dass er sich gerade auf der Gegendemo zum NPD-Aufmarsch befindet.



gegendemos sind ja sowas von bescheuert. In 9 von 10 fällen artet es in gewalt aus.
Die breite Öffentlichkeit sieht die gegendemonstrationen eher abwertend als zustimmend.
Wenn man mit dem Vorsatz Nazis zu verprügeln und zu bewerfen auf Demos geht ist man genau wie die.:oops:

Weiters finden Nazis durch gegendemonstrationen unnötig viel Beachtung und das ist damit auch noch Werbung für sie.


Also Kinder, lasst die gegendemonstrationen, es bringt nichts außer noch mehr gewalt.:oops: :rolleyes:
 
Re: Re: 60 Jahre Kriegsende - vergessen oder aufarbeiten?

Original geschrieben von Eneaver



gegendemos sind ja sowas von bescheuert. In 9 von 10 fällen artet es in gewalt aus.
Die breite Öffentlichkeit sieht die gegendemonstrationen eher abwertend als zustimmend.
Wenn man mit dem Vorsatz Nazis zu verprügeln und zu bewerfen auf Demos geht ist man genau wie die.:oops:

Weiters finden Nazis durch gegendemonstrationen unnötig viel Beachtung und das ist damit auch noch Werbung für sie.


Also Kinder, lasst die gegendemonstrationen, es bringt nichts außer noch mehr gew
alt.:oops: :rolleyes:


son müll:rolleyes: klar kann es ausaten , aber gegendemos finde ich persönlich eine gute sache. und der grund ist bstimmt nicht nazis zu verhaun:oops:
 
ja wir müssen unbedingt alles aufarbeiten, es darf nicht verdrängt werden!!! alle müssen sich bewusst sein, was geschehen ist, so dass so etwas nie wieder geschieht! ich seh die hauptgefahr auch nicht, dass das in deutschland passiert. viel mehr hab ich angst um andere länder, in denen keine geregelten zustände herrschen! denn genau dann kann sich sowas entwickeln, wenn es deutschland nach dem ersten weltkrieg und der weltwirtschaftskriese nicht so dreckig gegangen wäre, wäre das nie passiert!
also habe ich angst um andere länder die am boden sind, ich hatte zum beispiel angst, dass sich in ex-jugoslawien eine ähnliche entwicklung einstellen könnte, doch mittlerweile ist die gefahr da glaube ich mehr oder weniger gebannt!
zudem ist es schlimm, dass es in china, KZ ähnliche "anstalten" gibt und in gewissen afrikanischen ländern hitler verehrt wird!

genau wegen solchen dinge ist es sehr wichtig, dass die menschen aufgeklärt sind!
 
man sollte den scheiß in sofern nicht vergessen, dass es nicht wieder passiert. aber dieser ständig imer und überall auftretende über-input geht mir stark auf die eier.

achja, weils hier so schön reinpasst: das neue denkmal in berlin ist die größte geldverschwendung aller zeiten und eher einlustiger abenteuerspielplatz als ein denkmal. :)
 
Original geschrieben von mr.spangler


achja, weils hier so schön reinpasst: das neue denkmal in berlin ist die größte geldverschwendung aller zeiten und eher einlustiger abenteuerspielplatz als ein denkmal. :)

ein mahnmal als grösste geldverschwendung aller zeiten zu bezeichnen find ich alles andere als korrekt!
 
ich hab mich ziemlich intensiv mit dem 3.reich, holocaust, rassismus etc auseinander gesetzt und ich denke vergessen darf man auf keinen fall...man sollte sich lieber des öfteren daran erinner damit so etwas NIE WIEDER passiert.
ausserdem denke ich haben die opfer des nationalsozialismus es verdient (hört sich vllt blöd an, aba vllt versteh ihr was ich meine)
das man sich damit auseinander setzt und es aufarbeitet.

und ich denke grade in dieser zeit ist es wichtig weil die faschos ja immer zahlreicher und leider auch einflussreicher werden.
 
meine erfahrung: in der schule wird dieses thema ausgelutscht bis zum geht nicht mehr. probleme der heutigen zeit werden hingegen kein stück behandelt. ich könnte mich nicht daran erinnern, dass in meiner bisherigen schullaufbahn bis zur 11. klasse auch nur ein mal über menschen und deren probleme in der dritten welt gesprochen wurde. da stimmt der maßstab überhaupt nicht mehr. die vergangenheit kann man nicht ändern, die gegenwart und die zukunft schon.
 
Die Fragestellung "vergessen oder aufarbeiten" ist vollkommen sinnlos. Das sog. dritte Reich und alle damit verbundenen Dinge werden niemals vergessen werden und sind sehr gut aufgearbeitet. Man erlangt immer mehr Kenntnisse über die Vorgänge in dieser Zeit und der Umgang mit diesen Informationen und Erkenntnissen ist sehr offen und reflektiert. Nicht umsonst wurde vor kurzem das Denkmal für die ermordeten Juden Europas eröffnet. In einem Staat, der seine Vergangenheit verleugnen und nicht aufarbeiten würde wäre das nicht möglich. Ein sehr gutes Beispiel hierfür sind übrigens die ehem. DDR und Österreich. In diesen beiden Staaten wurde die eigenen NS Vergangenheit sehr stark tabuisiert und verleugnet...

Zu dem Denkmal: Ich war schon unzählige Male dort, weil ich viel in dieser Gegend unterwegs bin und ich kann mich damit einfach nicht anfreunden. Das Denkmal hat weder eine Wirkung auf mich, noch gefällt mir dessen Sinn. Dieses Denkmal klammert alle anderen Opfer aus und ist in seiner Größe und Gestaltung einer absoluter Griff ins Klo, v.a. in der gewählten Umgebung.
 
Wir haben die Verpflichtung uns mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen und uns der schuld bewusst zu werden, die unsere Vorfahren auf sich geladen haben. Es geht nicht umIdentitätsverlust und um eine demütige Haltung anderen Staaten gegenüber sondern darum wie wir, die Nachgeborenen, aus der Geschichte lernen. Es hört sich komisch an aber es ist unsere Pflicht uns politisch zu bilden und uns gegen Intoleranz, Rassismus und Antidemokratie einzusetzen. Zwar sollte das in anderen Staaten nicht anders sein aber wir haben ne besondere Verantwortung.
Wenn ich dann Fler höre, wie er sagt, dass er ja damals nicht dabei gewesen sei und dass er ja nichts damit zu tun habe kommt mir das kotzen.
Natürlich hat keiner aus unserer Generation schuld am Holocaust, aber das rechtfertigt nicht die Augen vor dem zu verschließen was passiert ist.
Es ist unsere aufgabe zu verhindern, dass etwas vergleichbares noch einmal passiert. Deswegen ist Aufarbeiten wichtig und es wird niemals genug aufgearbeitet sein...
 
Original geschrieben von Sense Sheerin
Das Denkmal hat weder eine Wirkung auf mich, noch gefällt mir dessen Sinn. Dieses Denkmal klammert alle anderen Opfer aus

Diese Aussage find ich sehr verwirrend. Wie von den Initiatoren Lea Rosh und Eberhard Jäckel schon zig-mal betont wurde, geht es nicht darum eine "Opferhierarchie" zu etablieren, was de facto wirklich ein Humbug wäre, sondern es geht um eine Hierarchie der Vorgänge, es geht also um den ideologischen Hintergrund und nicht darum, "den Juden" gegenüber "den Anderen" Vorrang zu gewähren. Aber es geht ja hier nicht um das Denkmal, daher belasse ich auch bei diesen paar Zeilen.

Zum Thread:

Es ist tatsächlich ein Problem, dass man in der Schulzeit sehr oft mit dem dritten Reich konfrontiert wird. Diese Informationen müssten kanalisiert werden und intensivst durchgearbeitet werden, statt immer wieder oberflächlich angerissen zu werden. Ich für meinen Teil sehe die Gefahr, dass jenes dritte Reich zwar als etwas "deutsches" anerkannt wird, aber als etwas "anderes", quasi "entartetes Deutschtum". Anders kann man es sich nicht erklären, dass man neuerdings mit der "Befreiung" nun auch die "Befreiung der Deutschen von Hitler" (wahlweise auch seinen "SS-Schergen") meint. Das finde ich dann ein wenig verklärend. Heutzutage ist das "Deutschsein" per se unweigerlich mit dem Begriff "Auschwitz" verbunden ( sinngemäßes Zitat von Roland Koch: ""wer auschwitz nicht gedenkt kann kein deutscher sein" :rolleyes: ). Bleibt aber die Frage, wie man das dritte Reich überhaupt "passend" ver oder bearbeiten kann.
 
Original geschrieben von HakaNsbraten
Diese Aussage find ich sehr verwirrend. Wie von den Initiatoren Lea Rosh und Eberhard Jäckel schon zig-mal betont wurde, geht es nicht darum eine "Opferhierarchie" zu etablieren, was de facto wirklich ein Humbug wäre, sondern es geht um eine Hierarchie der Vorgänge, es geht also um den ideologischen Hintergrund und nicht darum, "den Juden" gegenüber "den Anderen" Vorrang zu gewähren. Aber es geht ja hier nicht um das Denkmal, daher belasse ich auch bei diesen paar Zeilen.

Die von dir gennante Aussage ist vollkommen wertlos, denn natürlich geht es nicht gewollt darum eine Opferhierarchie herzustellen. Das Denkmal stellt de facto jedoch eine Opferhierarchie her, das kann man schönreden wie man will. Es wird damit den Juden ein Vorrang vor anderen Opfern des Nationalsozialismus gegeben, ideologischer Hintergrund hin oder her. Der Holocaust ist ein maßgebliches Element des zweiten Weltkrieges, aber eben nicht das einzige.
Der vermeindliche Gedanke dahinter wie er von Rosh und Jäckel formuliert wurde ist irrelevant, zumal er nicht einmal ansatzweise durch das Denkmal selbst kommuniziert geschweigedenn unterstrichen wird. Die Krux dieses Denkmals liegt ja nicht zuletzt in seiner abstrakten Gestaltung, weshalb solcherlei Gedankengänge nur eine Form der Interpretation sein können und nicht als zwangsläufige Grundlage herhalten können. Ein Denkmal für alle direkten und indirekten Opfer des Nationalsozialismus wäre meiner Meinung nach angebrachter gewesen.
 
Original geschrieben von Strichelieu
Dieses Geseiere in den Medien geht mir auf die Nerven. Wen interessiert, was im Fernsehen läuft, wen interessieren Sonntagsreden?
Wer sich über das III. Reich und den Krieg informieren will, soll Bücher lesen. Es gibt eine schiere Wüste von Literatur - zudem werden diese Themen in der Forschung wie keine anderen intensiv diskutiert.

nichts übertrifft ein persönliches gespräch mit zeitzeugen...daher bin ich auch so traurig, dass mein opa tot ist. er war 5 jahre anner front in russland..
 
Ist es nicht ein wenig naiv zu glauben, dass es sich heutzutage in Deutschland nicht mehr ereignen könnte? Immerhin ist es ja ein schleichender Prozess und die NPD sitzt nun auch schon im Landtag. Das Problem der Zeit ist, denke ich, dass Medien meist nur temporär, dann aber extremst gebündelt, Bericht erstatten. Das ist gerade jetzt bezüglich 60 Jahre Kriegsende der Fall und das ist dann der Fall, wenn z.B. die NPD für Furore sorgt. Daraufhin ist die Aufregung meist groß aber ebbt dann eben auch schnell wieder ab, so dass es im Bewusstsein der Bevölkerung wieder verloren geht. Ist wie zu Weihnachten: da bringen plötzlich alle Sender zur selben Zeit die Blockbuster. ;)
 
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