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"Radio lauter": Produzent Jack White wird 65
Von Caroline Bock
Vom Zeitungsjungen zum Plattenmillionär: Eine Karriere wie im Märchen ist dem Produzenten Jack White gelungen. Aus dem kleinen Kölner Metzgersohn Horst Nussbaum wurde einer der Erfolgreichsten der deutschen Musikbranche. Er machte Roberto Blanco, Tony Marshall und Vicky Leandros zu Schlagerstars und landete auch viele internationale Hits. Nach mehr als 35 Jahren Karriere hat White 400 Gold- und Platinplatten angehäuft und könnte darin ein Bad nehmen wie Dagobert Duck in seinen Talern. Am 2. September wird der Mann, von dem Ohrwürmer wie "Schöne Maid" und "Theo, wir fahr'n nach Lodz" stammen, 65 Jahre alt.
"Ich fühle mich nach wie vor wie 25", erzählt ein gut gelaunter White bei einem Anruf in Kitzbühel. Wie man gut im Geschäft bleibt, weiß er noch immer: Sein großer Erfolg der letzten Jahre war Volksmusikstar Hansi Hinterseer. In diesem Sommer überraschte er die Branche mit dem Hit "Gasolina", einer Mischung aus Reggae- und Dance- Nummer. Sein Rezept klingt einfach: Ein Hit ist es dann, wenn die Leute das Radio lauter stellen. "Man muss nach wie vor das Händchen dafür haben", antwortet er auf die Frage, wie Erfolg heute funktioniert.
Begonnen hatte alles Ende der sechziger Jahre in Berlin. Da hatte der dunkelhaarige Rheinländer, der schon als Kind Geld verdienen ging, bereits eine Karriere als Fußballprofi und einige glücklose Versuche als Sänger hinter sich. Bei einem Absacker in einer Charlottenburger Bar lernte er den Kubaner Roberto Blanco kennen, den er "einfach angequatscht" hat. Mit "Heute so, morgen so", gewannen die beiden kurze Zeit später einen Schlagerwettbewerb. "Damit hat die Karriere eigentlich angefangen."
600 Millionen Tonträger
Seit den siebziger Jahren ist White, dessen Künstlername von seinem damaligen Manager stammt, aus der Schlagerszene nicht mehr wegzudenken. Zu seinen Schützlingen gehörten Jürgen Marcus, Nina & Mike, Andrea Jürgens und Lena Valaitis. Titel wie "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" sind auch heute noch auf jeder Schlagerparty zu hören. 600 Millionen Tonträger hat White nach eigenen Angaben insgesamt verkauft.
Das "Aller-, Allergrößte" waren für ihn im Rückblick die Nummer-Eins-Hits in Amerika. Seine jüngste Tochter trägt den Namen eines solchen Welterfolgs: "Gloria", gesungen von Laura Branigan, mit der er auch "Self Control" produzierte. In den USA dürften nicht viele wissen, dass hinter dem Achtziger-Jahre-Hit "When The Rain Begins To Fall" von Jermaine Jackson und Pia Zadora ein deutscher Macher steckte.
Schenkelklopfer
Auch den Charme der Retrowelle hat White erkannt: Zur Weltmeisterschaft 2006 gibt es ein Remix von "Fußball ist unser Leben" von 1974, das unter anderem Paul Breitner und Sepp Maier trällerten. "Die Leute werden sich auf die Schenkel klopfen", freut sich White.
Auch privat sieht sich der Produzent, der Köln, Berlin und Kitzbühel seine Heimat nennt und zum dritten Mal verheiratet ist, auf der Sonnenseite. "Ich habe mit knapp 50 Jahren die Frau meines Lebens kennen gelernt", erzählt er. Im Oktober erwartet seine 28 Jahre jüngere Frau Janine das zweite gemeinsame Kind und White wird zum fünften Mal Vater. Den Geburtstag will er in seinem Berliner Lieblingslokal mit Freunden feiern, außerdem erscheint eine CD mit 50 seiner Top-Hits. Sagt eigentlich noch jemand Horst zu ihm? "Nur meine Mutter." (dpa)
(N24.de, Netzeitung)