Da Game Is To Be Sold, Not To Be Told
Release: 4.8.1998
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Bewertung:
★★★★★
Eine kurzer Rückblick ins Ende des Jahres 1996:
Snoop hatte gerade sein zweites Album "Tha Doggfather" veröffentlicht. Die Verkaufszahlen waren stark, wenn auch nicht auf dem gigantischen Level des Vorgängers und die Meinungen der Kritiker und Hörerschaft fielen ebenfalls passabel bis gut aus, eine Euphorie wie bei "Doggystyle" blieb jedoch aus. Snoop hatte immer noch einen Status als absoluter Megastar, doch privat und finanziell sah es für ihn düster aus. Dr. Dre hatte das Label verlassen, 2Pac war tot und Labelchef Suge Knight saß im Gefängnis. Dieser wollte, während Snoop sich bemühte die Wogen zu glätten und sich von dem Konflikt zwischen Ost und Westküste immer weiter distanzierte weiterhin auf Konfrontation gehen und dachte gar nicht daran Frieden zu schließen. Dies führte neben den schon vorher bestehenden Spannungen und der bei Death Row immer präsenteren Gewalt endgültig zu einer Feindschaft zwischen Labelchef und Künstler. Außerdem war Snoop trotz Starstatus pleite da sein Mordprozess zum einen große Mengen Geld in Anspruch genommen hatte und zum anderen Suge Knight bereits seit Beginn von Death Row seine Künstler nicht fair auszahlte, so waren beispielsweise Snoops Haus und Autos auf ihn geschrieben und die Vergütung für seine Musik belief sich auf kleine Summen die in keinem Verhältnis zu dem ihm eigentlich zustehenden Honorar standen.
Snoop war verständlicherweise alles andere als glücklich mit der Lage und fing an unter dem Projektnamen "Fuck Death Row" ein Album aufzunehmen. Dieses sollte über Mack 10s "Hoo Bangin Records" Label veröffentlicht werden. Sowohl "Hoo Bangin Records" als auch "No Limit Records" waren zu diesem Zeitpunkt unter dem Majorlabel "Priority Records" organisiert, was dazu führte, dass beide Labels ihre Studios im selben Gebäude hatten. Während der Aufnahmen zu "Fuck Death Row" traf Snoop dort auf Master P und die No Limit Künstler. Man verstand sich auf Anhieb gut und so steuerte Snoop auf Mystikals Album "Unpredictable" einen Gastbeitrag auf dem Song "Gangstas" bei. Snoop kam im Gespräch mit Master P schon bald auf sein anstehendes "Fuck Death Row" Projekt zu sprechen. Dieser setzte sich daraufhin mit Snoop an einen Tisch und redete ihm das Projekt aus um nicht noch mehr Gewalt und mögliche weitere Eskalationen zu befeuern. Stattdessen bot er Snoop seine Hilfe an um ihn aus seinem Vertrag mit Suge Knight zu befreien und ihm einen "Neustart" zu ermöglichen. Er kaufte Snoop ein Anwesen in New Orleans, zwei Autos, und gab ihm noch dazu eine größere Summe als Polster. Kurz darauf besuchte Master P Suge Knight im Gefängnis, machte dort einen Deal und schaffte es schließlich Snoop aus seinem Vertrag frei zu kaufen. Ebenso wichtig wie Master Ps finanzieller Status war für Snoops Signing auch dessen Status auf der Straße. So hatte P Street Credibility, Verbindungen und Einfluss en masse und konnte Snoop so optimal den Rücken stärken und Suge Knight und seinem Umfeld Paroli bieten. Snoop zog darauf hin mitsamt seiner Familie und Crew nach New Orleans und begann kurz darauf die Arbeiten an seinem ersten Album für No Limit, das auf den sperrigen Titel "Da Game Is To Be Sold, Not To Be Told" hörte und innerhalb kürzester Zeit aufgenommen wurde. Hier war wohl die Devise "Man muss das Eisen schmieden solange es heiß ist", denn No Limit war zu dieser Zeit unglaublich erfolgreich. So warf das Label in einem absolut irren zwei Wochen Takt neue Alben auf den Markt wovon viele Gold und Platin Auszeichnungen erreichen konnten. Am 4. August 1998 wurde also Snoops neues Album veröffentlicht.
Finanziell war es ein großer Erfolg, der Power Move einen Superstar wie Snoop unter Vertrag zu nehmen zahlte sich in dieser Hinsicht definitiv aus. Die Kritiken fielen durchwachsen bis negativ aus, aber für Snoop und seinen späteren Werdegang war dieses Projekt wohl essenziell.
Für mich persönlich ist "Da Game Is To Be Sold, Not To Be Told" eine durchwachsene Angelegenheit. So bekommt man hier weniger eine Snoop Dogg Album, als viel mehr ein No Limit Album featuring Snoop Dogg geboten. Von 20 Songs wurden hier 15 Produktionen von No Limits Hausproduzenten-Team Beats By The Pound zusammengezimmert. So gibt es dann überwiegend typischen No Limit Style zu hören welcher deutlich in Kontrast zu Snoops bisherigem West Coast Sound steht. Ich bin dabei selbst ein großer Fan von No Limit und höre einige der Alben immer noch sehr gerne, wer sich etwas auskennt wird da bestimmt an Knaller wie C-Murders "Life Or Death", Macs "Shell Shocked" oder natürlich Klassiker wie "Tru 2 Da Game" oder "Ghetto D" denken. Ich stehe somit also No Limit generell sehr positiv gegenüber. Doch leider geht die Rechnung 2 coole Dinge zu kombinieren und daraus etwas noch besseres zu erhalten hier nicht ganz auf. Der Grund dafür ist, dass Snoop auf einigen der Beats eher etwas unbeholfen und fehl am Platz wirkt. So zum Beispiel bei der Single "Woof". Hier kommt ein typischer, simpler aber gut nach vorne gehender Beat der an den Hit "Make Em Say Ughh" erinnert, Fiend und Mystikal brettern mit ihren mächtigen Stimmen und Flows perfekt über den Song, doch dann kommt Snoop im 3. Part und wirkt sichtlich überfordert und klingt mit seinem langsamen Flow total deplaziert. Das selbe bei "Tru Tank Doggs". Wieder ein sehr einfacher, nach vorne walzender Beat, Mystikal performt gewohnt aggressiv doch Snoop wirkt auch hier wieder wie das 5. Rad am Wagen und bremst den Song nur unnötig aus. Insgesamt ist das Album mit 20 Songs und 1 Skit auch viel zu lang und die Dichte an Füllermaterial ist dementsprechend hoch. "Hustle and Ball" hat einen unspektakulären Beat und einen ebenso durchschnittlichen, nichtssagenden Snoop zu bieten. "Dont let Go" langweilt mit einem lahmen Loop und einem sehr hektisch und holprig flowenden Snoop. Auch "Picture This" mit Mia X bleibt absolut nicht weiter hängen. Remakes, Sequels und Neuauflagen diverser Klassiker gibt es hier gleich mehrere. "D.O.G.s Get Lonely 2" auf dem Snoop mit völlig nichtssagendem Off Beat Gebrabbel dem Jon B Klassiker "They Dont Know" absolut nichts neues abgewinnen kann ist eine absolute Niete, die Remakes zu "Gangsta Gangsta" und "Loves Gonna Get Ya" sind solide aber absolut nichts was irgendwie herausstechen würde.
Mit "Gin & Juice 2" und "Still A G Thang" gibt es sogar 2 Sequels zu vorherigen Klassikern. Beide Songs können selbstverständlich nicht an den Klassikerstatus der Vorgänger anknüpfen, aber während "Gin & Juice 2" bis auf einen netten Beat nicht viel bietet ist "Still A G Thang" einer der stärksten Songs auf dem Album. Über einen lässigen West Coast Beat des Produzenten Meech Wells der um diese Zeit neu zu Snoop stieß rappt dieser cool wie eh und je einfach einen langen Part durch und verteilt am Ende auch noch Shoutouts an Dr. Dre und D.O.C.. Und damit sind wir auch schon auf der Habenseite des Albums denn ein paar starke Songs gibt es durchaus auch. So macht Snoop gemeinsam mit Mia X auf dem samplebasierten "Slow Down" eine gute Figur. Auf "20 Dollars To my Name" liefern sowohl Snoop als auch Fiend, Soulja Slim und sogar Silkk The Shocker starke Parts auf einem einfachen aber effektiven und eingängigen Beat ab. Auch „Aint Nuttin Personal“ geht mit einem düster-harten Beat und Snoop, C-Murder und Silkk The Shocker gut nach vorne, vorallem C-Murder macht hier eine gute Figur mit seinem bedrohlichen Part. Mit „Hoes, Money & Clout“ kommt ein weiterer Banger dazu. Auf einem böse klatschenden Old School Beat von Soopafly, inklusive Scratches von Daz Dillinger, fühlt sich Snoop sichtlich zuhause und rappt lässig seine Parts. Auch „See Ya When I Get There“ mit C-Murder und Mystikal, „Game of Life“ mit den aus Oakland stammenden Steady Mobbn und „Whatcha Gon Do“ passen mit ihrem deutlichen West Coast Sound sehr gut zu Snoop.
„Show Me Luv“ erinnert mit der Kombination aus DJ Pooh als Produzent und Charlie Wilson in der Hook an „Tha Doggfather“ bleibt aber extrem unspektakulär und plätschert so vor sich hin. Auf „Get Bout It & Rowdy“ darf Snoop schließlich auf eine Neuauflage des bekannten Klassikerbeats von „Im Bout It“ rappen was solide ist aber hinter den Erwartungen an eine solche Kombination deutlich zurückbleibt.
Insgesamt ist „Da Game Is To Be Sold, Not To Be Told“ wie schon eingangs gesagt ein extrem durchwachsenes Album. Es gibt viele Filler, unspektakuläre Neuauflagen und auch Snoop hat teils seine Probleme sich auf den Beats zu behaupten. Jedoch gibt es auch ein paar wirklich gute Songs, vorallem auf den West Coast lastigen Beats kommt Snoop gleich ganz anders zur Geltung und liefert einige coole Songs ab.
Anspieltipps: Still A G Thang, Slow Down, 20 Dollars To My Name, Aint Nuttin Personal, Game Of Life, See Ya When I Get There, Watcha Gon Do, Hoes, Money & Clout
Skips: Hustle & Ball, Dont Let Go, D.O.G.s Get Lonely 2, Picture This
Extras:
Hier noch 2 B-Sides von den Singles „Still A G Thang“ und „Woof“
Dazu gibt es noch eine Originalversion von „D.O.G.s Get Lonely 2“ mit P & Silkk die ich noch posten werde sobald ich sie gefunden habe (habe die aktuell nur auf dem Handy und Computer).