So nach einer gefühlten Ewigkeit gehts hier nun endlich weiter:
Tha Blue Carpet Treatment
Release: 21.11.2006
Bewertung
★★★★★★★★
Mit "Tha Blue Carpet Treatment" veröffentlichte Snoop 2006 sein nun schon achtes Soloalbum. Nach "Paid Tha Cost To Be Da Bo$$" und "R&G" welche neben einigen sehr starken Songs auch viel Durchschnittsmaterial und Fillersongs enthielten und allgemein etwas inkonsistent ausfielen, gibt es mit "Tha Blue Carpet Treatment" eine deutliche Steigerung zu vermelden. Vom schlichten Cover, stilecht und ganz im Sinne des Titels im charakteristischen Blauton der Crips gehalten über die amtliche Featureliste bis hin zur mächtigen Produzentenriege die hier versammelt wurde stehen die Zeichen hier ganz klar auf eine Rückbesinnung auf diverse Qualitäten und ein Album voller gutem West Coast Gangsta Rap.
Gleich bei den Produzenten springt hier der Name "Dr. Dre" ins Auge. Der Mentor und Altmeister der mit Snoop wohl eine Chemie wie mit keinem anderen aufweist ist hier mit drei Produktionen vertreten. Auch West Coast Schwergewichte wie Dauergast Battlecat, Fredwreck Soopafly, Rick Rock oder DJ Pooh sind mit dabei. Auch die Neptunes sind wieder dabei, allerdings hier nur mit 2 Beiträgen. Ebenfalls erwähnenswert sind noch Namen wie Timbaland, Danja, Nottz, Mr Porter oder die Jungs von 1500 or Nothin.
Besonders die Gästeliste wartet mit einer geballten Prominenz auf, die so wohl nur wenige auf ihren Alben versammeln können. Neben dem guten Doc der auch einen Part rappen darf kommen hier alleine von der Westküste von langjährigen Homies wie Kurupt, Daz, Nate Dogg und Goldie Loc, über absolute Legenden wie Ice Cube, regionale Helden wie Kam, MC Eiht oder E40 bis hin zu dem damals noch sehr frischen The Game oder auch Cypress Hill Frontmann B-Real so einige zusammen. Weitere große Features gibt es in Form von Bob Marleys Sohn Damian Marley, Cancle Culture Schreck R. Kelly, Funk Legende George Clinton, Akon, Jamie Foxx sowie D'Angelo (!) und Stevie Wonder (!!).
Gleich nach dem sehr gelungenen, lässig gerappten "Intrology" kommt mit "Think About It" einer DER absoluten Bomben. Doch zuerst etwas Kontext zu diesem unglaublich starken Song: Auf seiner Album-Releaseparty erzählte Snoop hier von einer Konversation mit seinen Söhnen im Auto. Während einer von ihnen seinen alten Herren als seinen Lieblingsrapper nannte war der andere da schon etwas skeptischer und bewertete Snoop mit den Attributen "cool", "lässig" und "macht gute Songs" aber stellte ihm im Vergleich zu seinem Favoriten Cassidy etwas das technische/lyrische in Abrede. Snoop wollte daraufhin beweisen, dass er durchaus auch noch in der Lage ist lyrisch und raptechnisch ein paar Gänge hochzuschalten. So ging er ins Studio und fokussierte sich für den dabei herausgekommenen Track völlig darauf lyrisch und reimtechnisch zu zeigen, dass er auch hier durchaus mit den "großen" mithalten kann und bastelte, wie bei Jay-Z welcher seine Texte nicht mehr auf Papier schreibt, seinen Text im Kopf zusammen und rappte diesen ein. Abschließend kann man hier nur sagen: Ziel absolut erreicht. Auf einem soulig-entspannten Beat lässt Snoop hier die Muskeln spielen und flext sich hier enthusiastisch und technisch mit einem Mörderflow durch den Track, dass es eine wahre Freude ist ! Unbedingt anhören ! "Crazy", im Zusammenspiel mit Hookmeister Nate Dogg kommt danach direkt mit einem wahnsinnig lässigen West Coast Groove daher welcher jede Autofahrt im Sommer bereichern dürfte. Auf dem von den Neptunes sehr fett produzierten "Vato" liefert Snoop feinsten Gangsta Rap inklusive Hook von Cypress Hill Frontmann B-Real. "Thats That Shit" mit Public Enemy Nr. 1 R-Kelly bietet eine unglaublich cool produzierte, relaxte Playerhymne mit einem wie angegossen passenden smoothen Snoop und einer Hithook vom bösen Buben. "Candy" bringt eine ganze Entourage aus West Coast Schwergewichten in Form der alten Kumpanen Daz & Kurupt, Goldie Loc, MC Eiht und Bay-Area Legende E-40 auf einem minimalistisch-hypnotischen Hyphy Beat zusammen, wobei natürlich besonders E-40 sich hier wie zuhause fühlt, aber auch alle anderen Protagonisten machen hier eine gute Figur und liefern einen lässigen Song. Mit "Get A Light" geht es deutlich düsterer zur Sache, auf einem mächtig nach vorne walzenden Monsterbeat von Timbaland und Danja freestyled Snoop hier ein paar bissige Battleraps, die dicke Hook wird von Damian Marley performed was hier sehr gut zum Instrumental passt. "Gangbangin 101" schlägt in eine ähnliche Kerbe und bringt die mit ihren verschiedenen Styles hier sehr gut harmonierenden Schwergewichte Snoop & The Game zusammen die auf einem mächtig unheilvoll wummernden Beat ihre Gangstories vertonen. Zusammen mit Akon (es existiert auch noch eine Version mit Nate Dogg in der Hook) folgt mit "Boss Life" nun die erste Dr. Dre Produktion welche direkt sehr gelungen ausfällt. Der extrem smoothe, sehr legere Pianobeat ist für Snoop wie geschaffen der hier wie angegossen auf das Instrumental passt und seinen Status zelebrieren darf, eine Ohrwurmhook von Akon gibts inklusive. "LAX" bringt mit Snoop und Altmeister Ice Cube erneut zwei sehr große Namen zusammen, der von Battlecat produzierte Beat mit klassischem "Going Back To Cali" Sample ist sehr charakteristisch-westcoastig gehalten, Snoop und Cube passen da natürlich gut aber am Ende bleibt das ein ganz lässiger jedoch nicht wirklich herausstechender Song. Auf "10 Lil Crips" gibt es die nächste Neptunes Produktion welche uncharakteristisch düster ausfällt, Snoop betreibt hier etwas Storytelling (über was dürfte sich wohl anhand des Titels bereits erschließen) was in einem netten aber auch etwas repetitiven Track endet. Das von Dr. Dre produzierte "Round Here" dürfte die meisten wegen des sehr prominenten Samples wohl direkt an Eminems "Stan" erinnern, nichtsdestotrotz passt Snoop auf diesen düsteren Beat natürlich sehr gut und macht einen guten Song daraus. "A Bitch I Knew" erinnert thematisch sehr an eine klassische Too Short Nummer, überzeugt aber mit mächtig bouncendem Beat und einem Snoop der hier ganz dem Titel gemäß aus dem Nähkästchen plaudert. Mit "Like This" gibt es einen von Soopafly produzierten lässig vor sich hinrollenden Jam mit der aus Bad Lucc, Damani und Soopafly selbst bestehenden Gruppe Dubb Union und der wunderbar souligen Latoya Williams. "Which One Of You" ist zwar irgendwo alberner Blödsinn aber doch auch unverhohlen catchy. Definitiv ein Guilty Pleasure. "I Wanna Love You" mit Akon kennt man natürlich aber auch heute noch ist das, obwohl cheesy ohne Ende, ein Hit. Jamie Foxx packt auf "Psst" seine beste Prince Imitation aus und liefert mit dem extrem smoothen Snoop einen extrem effektiven, saucoolen Song ab. "Beat Up On Yo Pads" ist zwar mit einer netten Intention gemacht aber wirkt doch reichlich überflüssig. "Dont Stop" geht da schon eher wieder in die richtige Richtung und bringt auf einem simplen aber effektiven Beat Goldie Loc, MC Eiht, Kam und Kurupt zusammen die hier soliden Gangsta Rap Sound liefern. Auf den letzten 2 Songs wird es aber nochmal richtig interessant. "Imagine" vereint Snoop & Dre endlich auch mal wieder am Mikrofon wenn die beiden auf einem sehr schönen, melancholischen Piano Beat vom Doktor "Was wäre wenn ?" spielen und sich unter anderem vorstellen wie es wäre wenn Pac und Biggie noch am Leben wären. Dazu kommt die tolle Gasthook von Neo Soul Gott D'Angelo der hier mit seiner ganz eigenen Delivery den Song extrem bereichert. MIt dem abschließenden "Conversations" gibts am Ende noch ein unglaubliches Feature wenn Snoop auf einem ungewöhnlich tiefgründigen Song auf den legendären Stevie Wonder trifft.
Insgesamt ist Snoop mit "The Blue Carpet Treatment" zweifelsohne sein bestes Album seit "Tha Last Meal" gelungen. Natürlich ist nicht jeder Song ein absoluter Hit, es gibt etwas durchschnittliche Kost zwischendrin und mit 21 Songs auf der Standartversion könnte man etwas Fett durchaus trimmen. Aber insgesamt funktionieren die Songs und Features in der überwiegenden Mehrheit der Fälle sehr gut und es gibt einiges an tollem Material zu entdecken. Selbst die Songs die "nur" durchschnittlich oder "ganz nett" sind lassen sich noch gut hören und bis auf "Beat Up On Yo Pads" und je nach Laune "Which One Of You" kann man das Album hier größtenteils gut durchlaufen lassen.
Extras:
Hier wie immer noch ein paar Extras. Als erstes wäre da das ursprüngliche Intro "Steppin Over Dogg Shit", die zwei Bonustracks "Real Talk" und "My Peoples", das wegen Sample-Problemen gestrichene "Wannabes" mit Jeezy & Nate Dogg sowie die Originalversion von "Boss' Life" mit Nate Dogg.