Ranking aller Samy Deluxe Alben [Abgeschlossen]

Dem ist eindeutig iwann ne sicherung durchgebrannt (man sollte halt dich mit mass drogen konsumieren *fingerzeig*), oder er hatte wie ek the don nen schlaganfall, was mit > 40 schon realistisch ist.
Glaub dem fehlt hauptsächlich jemand, der wirklich ehrliches Feedback gibt. In der Kunstwerkstatt ist er halt hauptsächlich von Ja-Sagern umgeben, die wahrscheinlich alles "feiern" was er macht.
Hat er doch mal selbst angesprochen, dass Jan Delay zu Eimsbush Zeiten schon mal auf den Tisch gehauen und gesagt hat wenn eine Strophe gar nicht geht.
Wie er die ganzen Denyo Lines hat durchgehen lassen, bleibt allerdings auch ein Rätsel.
 
Glaub dem fehlt hauptsächlich jemand, der wirklich ehrliches Feedback gibt.
Naja, weiß nicht...von denen ist doch jeder größere umgeben, egal ob savas, azad, sido usw
Ich denke auch nicht das kunst eine qualitätskontrolle unterzogen werden sollte, also viell schon um den "technischen" aspekt abzunehmen (mastering), aber nicht ob texte sinn machen oder das soundbild zugänglich ist...es gibt sehr viel großartige sperrige musik, aber die von samy ist schlichtweg nicht gut und keiner außer ihm findet sie gut...selbst total grottige nichtssagende texte und sinnlose reimmassaker können im rap durchaus sinn machen, wenns eben charismatisch vorgetragen wird und ein geiles soundbild abgibt.

Ne was ich denke - und das trifft auf viele der 40er-deutschrap-"stars" zu, aber bei samy sehr - ist, dass die kreative phase ein ressource ist, die iwann aufgebraucht wurde und daher solche leute rap nur noch des rapwillens machen, denn iwas müssen sie ja machen, aber nicht mehr aus dem inneren heraus machen...da steckte eine ganz andere energie drin, die dann einfach weg ist und einhergehend fehlt das feingefühl und die selbstreflexion um zu erkennen, was sich gut anhört, was die fans mögen würden, was "musikalisch" sinn macht sozusagen...rein technisch ist das ja alles nicht verkehrt, im gegenteil, da steckt ja mittlerweile viel mehr arbeit, wissen und erfahrung drin als vor 20-25 jahren, aber das herzblut fehlt...wie es jmd schaffen könnte, über jahre hinweg immer noch dieselbe leidenschaft aufzubringen, dennoch technisch immer weiterzuentwickeln und unter dem strich damit sogar die musik von release zu release schmackhafter zu machen, kann ich auch nicht beantworten, aber beispiele wie morlockk dilemma beweisen, dass es solche künstler auch gibt.
 
So Rapper-Rapper wie Samy Deluxe neigen im Alter auch dazu, sich zu sehr auf technische Spielereien zu fixieren, um überhaupt noch Spaß bei der Sache zu haben oder sich zumindest herausgefordert zu fühlen. Zumeist kommt dann unhörbare Scheiße bei raus.
 
Richtig, da sehe ich ja auch der wesentliche unterschied zwischen fraktion samy, savas, azad, usw zu einem morlockk oder hiob oder sonst wem, der was zu erzählen hat...und das was erzählt wird, muss ja nicht unbedingt selbst erlebtes sein; das fordere ich gar nicht von nem rapper, sondern dass er die story "kunstvoll" verpacken kann und mir das auf eine art und weise vorträgt, so dass ich bock habe, mir dies immer wieder anzuhören...dabei muss es nicht einmal eine geschichte mit anfang / hauptakt / ende sein, sondern kann gerne auch einfach ein film sein, der sich so in meinem kopf abspielt, wenn ich den track höre...prezident als hervorragendes beispiel, der das auf die spitze treibt; aber um bei samy zu bleiben, nehmen wir grüne brille als beispiel: track geht los, ich sitz direkt in nem bus nach holland und ab geht's!
Das ist doch die kunst daran, bilder in den kopf des höhrers zu zaubern, sodass man "geflasht" wird....auch kolle verstand das zu seiner anfangszeit, aber umso länger diese technisch-versierten rapper rappen, umso abstrakter und unangenehmer wird das ganze.
 
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Eimsbush Stylee war auf der 12" "Mic Check" mit Mr.Schnabel von 1998.
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kannte ich von der compilation:

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E** F**** hat übrigens die Melodie von Eimsbush Stylee eins zu eins Jahre später geklaut, bzw. sich davon inspirieren lassen.

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Berühmte letzte Worte (2016)

Nach Männlich fiel meine Motivation, während des Pendelns bei sonnigem Wetter nicht die Herschelwood Hardheadz oder Lil 1/2 Dead abzuspielen, sondern den Klängen aus der Kunstwerkstadt, äusserst gering aus. Aber gleich das Intro machte Hoffnug, dass es auf Berühmte letzte Worte wieder bergauf geht: Solider Piano-Loop, wuchtige Drums, Scratches, Part ohne Entgleisungen. Und dieser positive Eindruck zieht such durch den meisten Teil des Albums. Hier wird ein Soundentwurf geboten, der einer erwachseneren und zeitgenössischen Version des alten Samys deutlich eher gerecht wird, als die vorherigen Versuche.
Bei der Produktion wurde nicht mehr primär auf die eigene Kunstfertigkeit und eher genrefremde Produzenten gesetzt, sondern auf Bazzazian (v.a. bekannt für seine Produktionen für Haftbefehl), einen der aktuellen Hit-Produzenten aus dem HipHop-Bereich. V.a. der Titeltrack ist ein richtiger Banger. Ferner steuerte auch dessen Partner Farhot (Chabos wissen wer der Babo ist) zwei Stücke bei. Bei den meisten Titel handelt es sich um die Boom Bap-Schiene - aber keine Kopien der 90er mit Bit Crusher SP12 Ästhetik, sondern im Breitbandformat, voll ausproduziert, voluminös und modern. Die Samples - vieles davon eingespielt - setzen meist auf Klavier, Chor oder Streicher und sind leicht melancholisch angehaucht.
Auch raptechnisch geht es wieder deutlich streihter zur Sache, die "künstlerischen" Experimente bleiben weitestgehend außen vor. Inhaltlich gibt es natürlich wieder die beiden Klassiker - Migrationshintergrund (Mimimi) und Stammtisch-Sozialkritik (Klopapier - seines hat nun die Farben schwarz rot gold, von der Dis is wo ich herkomm Liebe zum Heimatland ist nichts mehr übrig geblieben), während es im Mittelteil der Platte etwas philosophisch wird auf dem Reise-Song Tellerrand, dem leicht cloudrappigen Mittendrin und dem Statusbericht Was ich fühl'. Die Tracks sind sicherlich nicht so tiefgründig wie sie sein sollen aber die Lyrics kommen ohne Kunstwerkstadt-Peinlichkeiten aus. Auf Papa weint nicht geht es erneut um die "Fernbeziehung" zu seinem Sohn, diesmal aber etwas abstrakter und bildhafter als auf dem Vorgänger, und Von dir Mama verknüpft seine Biografie mit der Beziehung zu seiner Mutter. Erneut kann er über die emotionale Schiene und die persönlichen Texte punkten, das sind die Songs, die den Rapper viel greifbarer und realer machen als die ganze abstrakte Kunst und Raptechnik oder Gezeter über Medien und Bonzen.
Wie die Instrumentals ergeben auch die Themen ein stimmiges Gesamtbild, das zwar auch einige Features miteinbindet - die Querdenker-Milf Nena auf dem poppigen Haus am Mehr, Afrob, Chefket, MoTrip, J-Luv und Megaloh - die aber abgesehen von Letztgenanntem eher als Hosts fungieren wie Bo und Dende auf Deluxe Soundsystem und den ganzen Raum für den Interpreten selbst lassen. Cuts kommen dazu von Mirko Machine und Mixwell.
Das klingt jetzt sicher alles sehr positiv - aber natürlich muss man die Relationen sehen. Im Vergleich zu den Absurditäten auf Männlich, Herr Sorge oder Albert Einschwein ist das hier natürlich ein ziemlicher Knüller, in Relation zu Hits aus der Verdammtnochma-Zeit allerdings nur ganz nett. Und natürlich gibt es auch hier einiges zu kritisieren. Den Battle-Tracks fehlen die Punchlines, einige Hooks gehen ziemlich daneben (v.a. die kitchige auf Papa weint nicht, der Vocoder-Ausfall So Good und das nervige Bißchen mein Ding), es gibt einige schreckliche Vergleiche ("weniger wie Essig auf Englisch", "dann beginnt mein Herz zu rasen/ mehr zu schlagen/ als Handwerker, die Hammer als Werkzeug haben/") und der Mimimi-Beat erinnert an schlimmstes Werkstadt-Durcheinander von der letzten Platte. Und am Ende des Tages fehlen einfach die richtigen Hits; zwei, drei Dinger, bei denen einfach alles passt und die das Gesamtwerk über den Durchschnitt hieven.

Hits: Tellerrand, Mittendrin, Von dir Mama, Berühmte letzte Worte
Flops: Bißchen mein Ding, Mimimi, Klopapier

Das Rekrutieren von Bazzazian sorgt für ein angemessenes und rundes Soundbild und die Abstraktheit der Kunstwerkstadt wird deutlich zurückgefahren - jedoch hätte teilweise mehr aus den starken Instrumentals herausgeholt werden können und es fehlen die wirklichen Highlights - 5,5/10.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Lieblingsproduktion von ihm - was ein Beat hahahhah

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Richtig, da sehe ich ja auch der wesentliche unterschied zwischen fraktion samy, savas, azad, usw zu einem morlockk oder hiob oder sonst wem, der was zu erzählen hat...und das was erzählt wird, muss ja nicht unbedingt selbst erlebtes sein; das fordere ich gar nicht von nem rapper, sondern dass er die story "kunstvoll" verpacken kann und mir das auf eine art und weise vorträgt, so dass ich bock habe, mir dies immer wieder anzuhören...dabei muss es nicht einmal eine geschichte mit anfang / hauptakt / ende sein, sondern kann gerne auch einfach ein film sein, der sich so in meinem kopf abspielt, wenn ich den track höre...prezident als hervorragendes beispiel, der das auf die spitze treibt; aber um bei samy zu bleiben, nehmen wir grüne brille als beispiel: track geht los, ich sitz direkt in nem bus nach holland und ab geht's!
Das ist doch die kunst daran, bilder in den kopf des höhrers zu zaubern, sodass man "geflasht" wird....auch kolle verstand das zu seiner anfangszeit, aber umso länger diese technisch-versierten rapper rappen, umso abstrakter und unangenehmer wird das ganze.

Stimmt schon, nur kann ich Rapper, die etwas mit Inhalt bringen und dabei technisch völlig unversiert sind genauso wenig ernstnehmen wie inhaltloses Herum-Geflexe. Die Königsdisziplin ist halt Form, Inhalt und Musik auf einem Toplevel zu vereinen, was Rap meiner Meinung nach in der Theorie zu einem der anspruchsvollsten Musikgenres macht. Selbstredend, dass viele daran scheitern. Bei den meisten bleibt mindestens eines dieser Elemente auf der Strecke, beim Großteil alle drei. Samy ist häufig an allen Fronten bemüht, neigt aber zu Schnellschüssen und denkt seine Konzepte nicht zu Ende. Seine Delivery ist stark, technisch halte ich ihn aber für durchschnittlich und würde ihn nicht zur Kategorie der technisch-versierten Rapper zählen.
 
Hochkultur (2019)

Strahlender Sonnenschein. Früher Feierabend. Die EM geht los. Freie Fahrt auf der Autobahn. Und ich höre mir nicht Football is coming home oder die Hair Metal Playlist an, sondern den letzten Teil der Samy Deluxe Discography. Bitter. Die Mixtapes werde ich mir aufjedenfall nicht auch noch antun. Hochkultur (das nichmal eine Wiki-Seite hat) bietet abermals ein völlig neues Soundbild. Ich kannte die letzten vier Alben ja noch nicht und bin etwas überrascht, dass sie so unterschiedlich sind; ich hatte gedacht, die wären alle mehr oder weniger im Albert Einschwein Style. Hochkultur kam bei den Kritikern besser an als die letzten Scheiben, ist dafür aber mit Platz 24 das erste seiner Werke, das (abgesehen von Herr Sorge und inklusive ASD) nicht in den Top 5 der Charts landen konnte.
Mir ist erst jetzt aufgefallen, dass ich bei keiner meiner bislang 15 Reviews auf das Cover der Platte eingegangen bin. Was beim Stöbern im Laden einst tatsächlich noch einen Einfluss auf die Kaufentscheidung hatte, ist in den Briefmarken-großen Versionen auf Spotify komplett untergegangen. Das Hochkultur-Cover - Samy Deluxe auf einem rauchenden (!) Kamel vor den Pyramiden von Gizeh - gefällt mir aber ziemlich gut.
Was auf Hochkultur passiert, könnte man wohl als die Kunstwerkstadt-Version von Trap bezeichnen - düstere Synthies, tief wabernde Bässe, 808s, Snarerolls, 70 Bpm, sehr viel Doubletime und vereinzelt auch Einflüsse der gängigen Triolen- und abgehackten Project Pat-Flows. Aber Samy wäre ja nicht Samy, wenn er nicht alles komplett verschachteln, zerstückeln und ins detailveerliebte Chaos stürzen würde. Gefühlt hat jeder Track zwei Hooks, drei Bridges, vier Beatwechsel, 25 Flow-Switches und dazu noch einen Drumbreak hier, ein Zitat-Schnipsel dort und natürlich eine kurze Feature-Einlage plus ein langes Outro - und natürlich obendrein noch Max Raabe auf Autotune. Am Ende hat man das Gefühl, nicht 16, sondern 30 Tracks gehört zu haben (was es auch erschwert, auf die einzelnen Tracks einzugehen, da bei dem ganzen Durcheinander wenig hängen bleibt). Das Problem: eine geile Hook ist halt besser als zwei solide und ein geiler Beat ist besser als drei solide in einem. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt für den Scheiß, diese Herangehensweise an Songs hat mich schon auf Compton von Dr. Dre vollkommen abgeschreckt. Für mich gehören das Loop-Prinzip und die vertikale Entwicklung von Tracks einfach zur Rap-Musik dazu und diese zusammengeflickten Puzzleteppiche aus zuvielen Ideen und Ansätzen gehen mir nicht ins Ohr.
Die Instrumentals entstanden offenbar in Team-Arbeit, ich habe keine Liste gefunden, wo die Produzenten der Stücke genannt werden, sondern stets mehrere Personen, die für die Synthies, den Mix, die Gitarre etc. verantwortlich waren. Abgesehen von Matteo von Culcha Candela sagt mir keiner der Namen etwas. Hören lassen kann sich das alles durchaus. Die einzelnen Teile der Beats können häufig überzeugen, aber meistens ist der nächste Beatwechsel nicht weit, wenn man gerade Gefallen an einer Stelle gefunden hat.
Inhaltlich geht es wieder um Migration (Priviligiert), um Selbstinszenierung (Maskenball), Frauenfeindlichkeit im Rap (Muttersprache), die Schattenseiten des Ruhms (Fame) und es wird wieder mehr angegeben (Gewinne, Championsound). Bei den meisten Tracks ist aber schwer zu sagen, worum es geht, es werden wieder verschiedenste Themen zusammengewürfelt zu irgendetwas zwischen philosophieren und rapresenten. Trap-typische Textstellen gibt es auch, so geht Samy nun shoppen, ohne auf den Kaufpreis zu achten und steigt in den Jet. Das Leitfaden-Motiv der Hochkultur taucht häufig auf, meist aber nur dadurch, dass darauf hingewiesen wird, dass sich das alles gerade um Hochkultur handelt. Am stärksten findet sich das Thema wohl in der Single Requiem, bei der er versucht, besonders episch zu klingen, oder, um es mit seinen Worten zu sagen, er strebt Epochalität an. Zu Beginn malt er dabei ein paar gelungene Bilder "Opernchöre aus'm Ghettoblaster/ Trap-Beats in der Kathedrale/ Violin-spielende Skateboardfahrer/ Stripperinnen im Orchestergraben/" doch dann beschränkt sich der Text auf das Aufzählen von Dingen, die im Allgemeinen als hochkulturell oder epic gelten (Tonskulpturen, Mozart, Staatspaläste, Schlossmauern etc.) und erinnert etwas an Fantasie vom vorletzten Album.
Natürlich gibt es wieder viele miese Vergleiche, Zweckreime, komische Betonungen und falsch ausgesprochene Wörter, all zu große Peinlichkeiten sind aber keine auszumachen. Für den Tiefpunkt des Albums sorgt erstmals ein Gast: Auf Suppengabel stellt man sich die Frage, was schlimmer ist: der groteske Part oder die todesnervige Hook von Fantasma Goria. Der stellenweise brachial pumpende Beat hat das echt nicht verdient. Die persönlichen Thementracks, die häufig zu den Highlights der Alben gehörten, bleiben diesmal außen vor. Generell geht es wohl eher um den Sound und sprachliche Bilder als um den Inhalt.

Hits: Hochmut, Autopilot
Flops: Suppengabel

Die Beats haben oft großes Potential, das durch die Verschachtelung aber vergeudet wird und inhaltlich bleibt nicht viel hängen. Hätte man aus den besten Passagen und den besten Ideen stringentere Songs gemacht, hätte das ein wirklich gutes Album werden können aber in dieser aus allen Nähten platzenden Form ist es vor allem eins - anstrengend. 4,5/10.
 
Fazit:

Was direkt auffällt: Abgesehen von Demo/EP und Debut fallen alle Releases sehr unterschiedlich aus. Dabei gibt es keine Entwicklung sondern eher radikale Stilbrüche. Die einzelnen Alben sind Projekte mit einem entsprechenden Soundentwurf, der nach Veröffentlichung durch etwas neues ersetzt wird.
Wohlwollend
könnte man sagen: Der Künstler bleibt nie auf der Stelle stehen, erfindet sich immer wieder neu, ist offen für Veränderungen, kennt keine Genre-Grenzen und sorgt dadurch für eine vielfältige und abwechslungsreiche Diskografie.
Man könnte aber auch kritisieren: Samy Deluxe war nach dem Debut-Album permanent auf der Suche nach seinem eigenen Stil - aber hat diesen nie wirklich gefunden und hangelte sich von Experiment zu Experiment.
Sucht man in den Werken ab 2008 nach einem roten Faden, der sich durch die unterschiedlichen Stile zieht und den Wiedererkennungswert des Rappers ausmacht, so fällt einem leider zuerst ein: peinliche Entgleisungen bei den Texten und zu experimentell-verspielte Raps.

Es gibt einige Parallelen zwischen Samy und Kool Savas: Beide machten sich zunächst einen Namen durch Battle-Raps im Untergrund, konnten sich phasenweise zurecht und weitgehend akzeptiert King of Rap und der Beste hier nennen, hatten nach dem Durchbruch mit Sell Out Vorwürfen zu tun und fokussierten sich dann zu stark auf raptechnische Abenteuerlichkeiten, wobei die Tracks unter diesen Demonstrationen der Fähigkeiten litten.

Man muss wohl sagen: Samy hat sein Potential nicht ausgeschöpft. In der Zeit, in der er tatsächlich zu den allerbesten Rappern im Land zählte, hat er zwar einiges an Klassikern geliefert, es wäre aber auch mehr drin gewesen. Und vor allem in der Phase danach hätte er einsehen müssen, dass es da draußen nur so von neuen Rappern wimmelt, die ihn reimtechnisch locker in die Tasche stecken und dass "krass flowen" hier keine Besonderheit mehr darstellt. Statt auf Technik und Kunst-Appeal hätte der Fokus einfach auf stabilen Tracks liegen müssen.
Ein Executive Producer, der ihm Come home with me, The Documentary, A long hot summer, Black Album und Get rich or die tryin hinlegt und sagt: "Hör dir das mal an - was macht die Alben zu Klassikern? Verrückte Doubletime-Flowexzesse und übertrieben innovative Beats?"; der ihm sagt: "Du kannst schon produzieren, aber in erster Linie bist du Rapper. Wir besorgen uns jetzt 15 Kracher von den besten Produzenten und du konzentrierst dich komplett auf die Raps!" hätte vielleicht nochmal einen richtigen Samy-Klassiker hervorgebracht.

Andererseits ist es dieses in der Kunstwerkstadt chillen und rumbasteln offenbar genau das, was Samy Deluxe will und solange er relativ erfolgreich mit den Ergebnissen ist, hat er aus seiner Sicht vermutlich doch das Maximum aus seiner Kajere herausgeholt, da ihm die künstlerische Selbstverwirklichung wichtiger ist, als Radio-Hits und kommerzueller Erfolg. Denn abgesehen vielelleicht von einigen Stücken auf Dis wo ich herkomm kann man definitiv nicht ankreiden, dass den ganzen Experimenten irgendein wirtschaftliches Kalkül zugrunde liegt.
Aber aus Sicht derer, die gerne noch mehr vom lockeren Samy aus der ersten Hälfte der 2000er gehört hätten, ist diese Herangehensweise an Musik eben schade. Denn peinliche Texte von Albert Einschwein von irgeneinem xbeliebigen Rapper wären zwar auch peinlich - aber schlimmer macht es die Tatsache, dass er ja bewiesen hat, dass er es besser kann.

Demo/The Classic Vinyl Files (1997/1999) - 9.5/10
Deluxe Soundsystem
(2000) - 9/10
Verdammtnochma
(2004) - 6/10
Berühmte letzte Worte
(2016) - 5,5/10
Dis wo ich herkomm
(2009) - 5/10.
TNT
(2008) - 5/10
SchwarzWeiss
(2011) - 4.5/10
Hochkultur
(2019) - 4.5/10
Samy Deluxe
(2001) - 3.5/10
Männlich
(2014) - 2,5/10
 
Tolles Rating, für mich kommt TNT am ehesten an das oben beschriebene Vorgehen Ran (einfach gute Beats und dann rappen).
Da wird dann halt deutlich, dass Samy inhaltlich einfach nicht allzu viel zu bieten hat und textlich auch nicht sonderlich gewitzt ist. Hab ja schon geschrieben, dass ich das Album trotzdem mag, deswegen würde ich das höher ansiedeln.
Ansonsten mag ich auch dem Verdammtnochma bzw. Hamburgs Finest-Samy am Liebsten, deshalb haben die Mixtapes tatsächlich auch noch ein bisschen was zu bieten (aber man verpasst jetzt auch nichts spektakuläres, muss man auch sagen).

Schön beobachtet, dass Samy tatsächlich nicht allzu viel auf Vermarktbarkeit gibt, ist mir noch nie aufgefallen. Passt aber auch zu seinem verschwurbelten Ansichten, die ja immer wieder in seinen Texten zum Vorschein kommen (WARUM SIND DIE TAXIS IN DEUTSCHLAND ALLE MERCEDES HAST DU DA DRÜBER SCHON MAL NACHGEDACHT??)
 
Interessanter Thread, allerdings schon grotesk in meinen Augen die Samy Deluxe LP als sein zweitschlechtestes Release darzustellen.
 
Schade, dass du die ASD-Alben (noch?) nicht behandelt hast, die bilden m. E. nämlich eine wichtige Brücke zwischen den jeweils davor und danach erschienenen Solo-Alben (und sind trotz einiger Schwachpunkte mitunter auch viel angenehmer durchzuhören). Aber auch so ein sehr lesenswerter Thread, obwohl du einige Alben vorher nicht kanntest. Hoffe, dass du dir nochmal irgendwann jemanden vornimmst.
 
"Berühmte letzte Worte" hat mir ebenfalls gut gefallen. Hatte so eine Platte von Samy nicht mehr erwartet, da würde ich eher 6/10 geben. Zu "Hochkultur" bleibt noch zu sagen, dass es damals ein Shadow Drop gab und das Album auch deswegen so schlecht gechartet ist.

Ansonsten gilt:
Interessanter Thread, allerdings schon grotesk in meinen Augen die Samy Deluxe LP als sein zweitschlechtestes Release darzustellen.
 
was is ein shadow drop?

"sein zweitschlechtestes Release darzustellen."

mit deutlichem abstand auf das drittschlechteste. :emoji_point_up:

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nächste mögliche ratings: necro, helene fischer, lil wyte, taktloss :emoji_thinking:
 
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