Master P - Ice Cream Man (1996)
Ah, endlich erreichen wir einen der biased Picks in diesem Ranking. Soll heißen hier werde ich mit Lobpreisungen um mich schmeißen, die wohl für die meisten unverständlich ist. Begründen will ich das zu Anfang damit, das "Ice Cream Man" damals mit mein erstes No Limit Album war und für mich natürlich ne Menge Nostalgie bedeutet. Hab es damals aber nicht sofort geliebt, sondern hat seine Zeit gebracht, um bei mir zu wachsen. Und solche Alben sind halt einfach die Besten. Und ich stehe total auf diesen Sound des Album. Aber erstmal zu den Fakten:
"Ice Cream Man" wurde das 5te Solo Album vom Colonel Master P. Erschien April 1996, also gingen seit dem letzten NL Release einige Monate ins Land. Aufgenommen wurde es laut Booklet in Kalifornien, und passend dazu sind ua. DJ Daryl, Ken Franklin und K-Lou mit dabei, die man ja noch von früher kennt (Al Eaton hart NL leider mittlerweile verlassen), aber KLC, Carlos Stephens und Craig B, der hier sein NL Debüt feiert, sind für die Balance aus New Orleans mit dabei. Vom Sound her erwartet uns eine geile Mischung aus dem Funk aus dem Westen und den typischen Beats des Südens, was eine übelst geile Kombi wurde. Bei den Features gibt es einen Unterschied zum Vorgänger, kein King George, E-A-Ski oder Rally Rall, sondern die neuen Souljas aus NoLa sind am Board, allen voran Ps Cousin Mo B. Dick, Mr. Serv-On und Skull Duggery, natürlich darf Bruder Silkk auch nicht fehlen, wobei C-Murder komischerweise auf dem Album fehlt. Das Album enthält leider wieder Änderungen bei den Rereleases. Auf dem Original ist "The Ghetto Won't Change" mit dabei, das auf den Reres aus dem selben Jahr wegen Sample Problemen abgeändert worden ist, bevor der Track auf allen Releases ab 2005 komplett entfernt wurde.
Original &
Remix kann man hier abchecken.
Ich bin mal so verrückt und bezeichne "Ice Cream Man" als mein Lieblingsalbum von Master P. Und glücklicherweise stehe ich mit dieser Meinung nicht alleine, sondern teile diese mit
@Young Germany, der mich in diesem Review auch unterstützt. Die Bühne ist nun frei für seine Einschätzung des Albums, ich geb weiter unten noch etwas von meinem Senf dazu und deliver euch zwischendrin paar Fotos, um die Menge an Text etwas aufzulockern.
Young Germany:
Auf die Gast-Reviews habe ich mich schon ziemlich gefreut. Als Compagnon vom Homie @Score_, dessen Fußstapfen nach der E-40 Diskografie monumental anmuten, wagt sich der Verrückte an ein ganzes Label, was sich nicht gerade durch Release-Armut auszeichnet. Mein erster Gedanke: Der Homie ist komplett loco, aber als die Feature-Anfrage kam war ich für den ein oder anderen Gastbeitrag natürlich sofort mit am Start!
Grundsätzlich waren die Releases aus dem Hause No-Limit vom Sound her anfangs eher „westcoastig“ gehalten, was sich Ende der 90er im Zuge der Release-Flut zum charakteristischen Plastik-Billo-Sound, verbunden mit Pen & Pixel Covern und inzestuösem Feature-und Produzentenverhalten gewandelt hat. Ich persönlich feier das ganze Paket inklusive bunter CD-Hüllen. Es ist allein schon ein Erlebnis, ein No Limit-Booklet aufzufalten. Mehr Kitsch geht nicht, aber das ist so kultig trashig, dass man es lieben und feiern muss. Als Backpack-Wutang-Realkeeper wird man sich schwertun, aber die Vielfalt im Rap macht meiner Meinung nach den Charme gerade aus.
Nun also zum Album vom Kommandanten der NL Brigade himself: Mater P. Ich will gar nicht zu sehr auf seine Person eingehen, wurde ja wahrscheinlich schon zur Genüge gemacht. Raptechnisch würde ich Master P definitiv im unteren Durchschnitt ansiedeln, man muss aber seinen Hut ziehen, was er aus dem Boden gestampft hat. Sein laut gestöhntes Ugggghhhhh!!! ist Kult. Und was für die Eule „Eko Fresh, Ghetto Chef“ bedeutet, ist für Master P der „Thug N*** - Drug Dealer“ oder „if you bout it….get rowdy“. Wer damit leben kann, darf sich auf die ein oder andere Perle freuen.
Mein Favorit aus der Master P-Diskografie (nicht No Limit insgesamt) ist das Album „Ice Cream Man“ aus dem Jahr 1996. Was ins Auge springt: Mo B. Dick, das männliche Goldkehlchen aus dem Hause No Limit ist an 7 Songs beteiligt, was bei 20 Songs minus Skit und Intro schon ein beachtlicher Anteil ist. Mir persönlich ist die Stimme zu dünn und ich feier ihn maximal ironisch auf dem ein oder anderen Song, aber naja, Geschmackssache. Für die Review werde hier nur auf Highlights und vermeidbare Songs eingehen und nicht Track für Track reviewen.
"Ice Cream Man" Maxi Single
Das Intro liefert Realtalk vom Colonel mit brachialem Sound und Gunshots unterlegt … hier wird schon gleich klar: ein R’n’B Album wird das wohl nicht. Und schon kommt die erste Singleauskopplung, treffend gewählt und kennt wohl jeder: „Mr. Ice Cream Man“ mit seinem kleinen Bruder Silkk und gesungener Hook von Mia X und Mo B. Dick. Auf diesem slow pacigen Brecher sind die Drums und Bassline ein absolutes Highlight. Hier passt alles, sogar über Mo B. Dick kann man hinwegsehen, weil Mia die Hook rettet. Textlich geht es hier natürlich nicht um Softeis im Park, dennoch läuft der Song bei jedem Candle Light Dinner mit meiner Frau. Das Instrumental ist ein Traum, K-Lou hat hier ganze Arbeit geleistet. So kann es gerne weitergehen. Und das tut es auch. „Time for a 187“ hat textlich was von einem Grim-Reaper, der durch die Hood wütet, nur der Meister macht die 187s für Geld und Respekt. Der Beat geht nach vorne mit einem gefährlichen Bay-Piano und danach möchte man dem Akteur besser nicht im Dunkeln begegnen.
Definitiv erwähnenswert auch die Collabo mit dem Südstaaten-Duo schlechthin: UGK. Dass Pimp C und vor allem Bun B den Master textlich hier in die Tasche stecken, muss wohl nicht erwähnt werden. Aber das machen sie auf „Break em off somethin‘“ doch auf eine bemerkenswerte Weise. Der Beat liefert South-Kost vom Feinsten und steht für alles, was uns auch an späteren Releases aus dem Süden gefällt. „How G’s ride“ mit Silkk und Big Ed zählt auch zu meinen Favoriten, einfach ein fresher Representer, der mit dickem Funk zum Kopfnicken einlädt. Auch „Sellin‘ Ice Cream“ ist ein Anspieltipp, hier wird auf nem unglaublich smoothen Beat nicht für Diabetes und Kalorien gesorgt, Nebenwirkungen sind hier aber auch unumgänglich. Nate Dogg auf der Hook würde das zu nem 10/10 Song machen. An „Bout it, bout it“ kommt man, wenn man Master P kennenlernen möchte, nicht vorbei. Representing vom Feinsten und auch Lady No Limit Mia X gibt hier ihren Teil zum Besten. Erwähnenswert die High Noon-Desperado Vibes auf „Never ending game“ und die gute Laune, die auf „Things ain’t what they used to be“ versprüht werden. My Ghetto Heroes bildet den Abschluss und der gefällt mir auch recht gut. Hier wird den Soldaten auf den Straßen gehuldigt. Die Ansage von Skull Duggery „A hero is a zero to me, the only heroes that I know is the n***s in my hood, g“ deprimiert vielleicht den ein oder anderen Avengers Fan, aber wer weiß, wie sich Iron Man, Captain America oder Thor in den Calliope Projects schlagen würden.
Nun zu den Schattenseiten: „No more tears“ (trotz ernstem Thema) und „The Ghetto won’t change“ sind perfekte Beispiele für das Katzengejammer von Mo B. Dick, die die Songs ungenießbar machen. Wer bei den Hooks nicht skippt, feiert wahrscheinlich auch die Sonaten von Moe Mitchell. Die Hooks sind wirklich ne Katastrophe. „Playa from around the way“ verschenkt Potential, zum Tempo und Thema des Songs hätte etwas mehr Funk gutgetan. Und „Back up off me“ hat leider nichts mit dem späteren Song auf Tha last Meal von Snoop Dogg zu tun, sondern weiß nicht, was es sein soll. Es kommt mir vor, als hätte man einen Baukasten aus allen Elementen damals angesagter Westcoast-Beats angelegt und wild durcheinandergeworfen, dünne Drums daruntergelegt und Master P nach nem dreistündigen Konzert in die Booth zur Aufnahme gesperrt, dass er sich nur noch mit Reibeisenstimme zu helfen weiß. Absolut überflüssig „Bout that drama“, den hat der Meister wahrscheinlich nur als Intro für seinen kleinen Bruder genutzt. Ich kann nix damit anfangen.
Fazit: Master P hat vom Sound her versucht, den Süden mit dem Westen zu kombinieren und das Experiment ist ihm bis auf wenige Ausnahmen super gelungen. Würde Mo B. Dick weniger zum Einsatz kommen und hätte man sich beim ein oder anderen Beat mehr Mühe gegeben, wäre das schon schwer gewesen, trotz Songfülle etwas zu streichen.
"No More Tears" Maxi Single
Score:
Danke an den Ehrenmann für seinen detaillierten Beitrag! Und was mich freut, ich kann ihm an vielen Ecken zustimmen. Den Sound des Albums hat er super beschrieben, Anspieltipps hat er gut ausgewählt (Werden unten angegeben!). Auf eine detaillierte Beschreibung aller Tracks von meiner Seite verzichte ich mal, würde sich überwiegend wiederholen. Möchte aber noch ein paar Sätze zu meinen Favorits sagen. Kein G für mich, der noch nie aus dicken Boxen "Break 'Em Off Somethin'" bei Sonnenschein auf seinem Balkon/Veranda geballert hat. Liebe den Track, hier machen alle alles richtig. P mit seinen herrlich arroganten Lines, C der wie für den Beat geboren klingt und B der hier völlig ausrastet. "Never Ending Game" aaltglatter funkiger Banger und "How G's Ride" trieft ebenfalls nur so vor Funk, wo die Features Silkk und Big Ed alles rasieren. Wo ich YG Kritik verstehen kann ist der Gesang von Mo B. Dick, der durchaus Geschmackssache sein kann, aber ich hab ihn mittlerweile wohl schön gehört und mag ihn. Erklärt auch YGs Skip Kandidaten, wobei ich finde dass "'Bout That Drama" bei ihm zu schlecht weg kommt! Astreiner Beat mit ordentlich Funk und einem cool aufgelegten Silkk, alles richtig gemacht. Um neben den Sunshine und Chiller Tracks etwas Abwechslung reinzubringen, gibt es mit "Time To Check My Crackhouse", "Killer P" und "Back Up Off Me" wieder düster angehauchte Songs, die perfekt den Rest ergänzen. Skips gibt es für mich auf dieser geilen Scheibe nicht. Eine wundervolle Fusion von geilen Elementen aus West und South mit diversen Hammer Tracks.
Wie sehr ihr das mit "Ice Cream Man"? Loben wir das Album zu viel oder seid ihr auf unserer Seite? Die Fans damals scheinen es jedenfalls gefeiert zu haben, denn es war der erste Chart Hit für P und NL. Platz 25 in den Billboard Charts und ausgezeichnet mit einer Platinplatte für eine Million verkaufter Einheiten, endlich war No Limit am Erfolg angekommen! Jetzt ging nicht mehr bescheiden, nur noch größer. Leider verlor P nach diesem Werk überwiegend den Funk in seiner Musik. Die nächsten Alben waren auch noch stark, aber so unique wie auf "Ice Cream Man" klang er nie wieder. Hier gelang ihm die perfekte Kombo von Funk, Dreckigen Sound und Gelassenheit. Danke nochmal an Young Germany für seinen Beitrag!
Bewertung Young Germany: 8,5/10 (im Kontext zu NL Releases, nicht im Vergleich zu Chronic 2001 o.Ä.)
Anspieltipps: Mr. Ice Cream Man, Time for a 187, Break em off somethin‘, Sellin‘ Ice Cream, Things ain’t what they used to be
Skippen: No more tears, The Ghetto won’t change
Bewertung Score: 9/10
Anspieltipps: Break Em Off Somethin', Mr. Ice Cream Man, Never Ending Game, How G's Ride, ½ On A Bag Of Dank
Um den Beitrag nochmal zu verlängern: Abseits von dem Album gab es auch eine Maxi Single für "Ice Cream Man", die neben einer Radio Songs auch zwei exklusive Songs enthielten, und zwar
"I Got That Yaho" mit Tre8 & Silkk und
"It Ain't All Good" mit Big Ed & Mia X. Beide Tracks sind von vorzüglicher Qualität und hätten auch perfekt auf das Album gepasst. Vor allem erstgenannter ist ein wundervoller Sunshine Banger auf dem Master P seine grandiosen, mathematischen Verkaufsstrategien mit uns teilt (
2 for 3, 4 for 5, I got a 6 for 10).