So. Jetzt aber. Wer RdW liest,weiß dass ich die letzten Wochen gesundheitlich zu kämpfen hatte und den ein oder anderen privaten Termin hatte. Trotzdem sorry
Late Registration (2005)
Da ist es, Kanyes zweites Album. College Dropout hat unvorhergesehen eingeschlagen wie sonstwas und Ye hat zwischendurch noch Commons "Be" produziert und hatte auf gefühlt jedem zweiten Major Album Placements, sei es mit Beats oder Features.
Der Underground wurde trotzdem nicht vernachlässigt wie man oben sieht. Zwischendurch noch John Legend produziert und zum Star gemacht, sollte man auch nicht vergessen. Wahrscheinlich die produktivste Phase seines Lebens, wenn man nur von Musik redet.
Ahso, zwischendurch noch George W Bush dessen bezichtigt was eh jeder gedacht hat => "doesnt care about black people". Punkt.
Ich habe dieses Album damals so krass herbeigesehnt, u.a. auch weil Chappelles Show auf MTV lief und mich bis heute sehr tief prägt in in Sachen Humor und Weltansichten. Und dieses ganze Kollektiv Black Star-The Roots- Erykah-Kanye-Common -Dead Prez einfach unfassbar meinen Spirit zu dem Zeitpunkt getroffen hat, Dementsprechend damals sofort die Deluxe geordert als es möglich war (sogar über MZEE).
Zum Album: Kanye war zu einem Punkt angelangt, an dem er sich veränderm wollte und hat sich deswegen Jon Brion zur Hilfe genommen, der vorher vor allem bekannt war für seine Arbeiten an Filmsoundtracks. Und das hört man diesem Album an, dass sind nicht "nur" hochgepitchte Samples mit lockeren Drums sondern orchestral herausgearbeitete Kollagen. 2 Mio $ hat der Spaß gekostet - also nur die Musikproduktion. Und das hört man zu jedem Zeitpunkt.
Erste Single war damals meines Wissens nach "Diamonds from Sierra Leone" , aber ohne Hov Feature (zu dem kommen wir noch). Hört sich an wie ein Bond Theme und ist einfach GROß. Aber Single hat schon mal den Ton gesettet für den Rest des Albums. Da ist jemand, der einfach zuhöchst ambivalent als Person ist - Bling gerne, aber irgendwie trotzdem scheisse das dafür afrikanische Kinder ausgebeutet werden. Aber hey, so geht es uns doch allen irgendwie. Auf jeden ein Statement - dass ist das politischste Album das er releast hat.
Naja, egal. Album startet wieder mit Skit, vernachlässigbar aber nicht störend. Dann "Heard em say" mit fucking Adam Levine. Als ich das gelesen habe, habe ich es gehasst, Aber es passt perfekt. Träumerischer pianogetriebener Beat mit lockeren Drumloop. Und verdammt viel live eingespielten Zeug und Bridges. Was soll ich sagen - habe es geliebt, liebe es immer noch.
Als Platinartist? Hat sich vorher nur Pac getraut. Schockverliebt (damals)
Danach kommt "Touch The Sky" - Just Blaze sampled Curtis Mayfield und ein zu dem Zeitpunkt relativ unbekannter Lupe Fiasco rappt sich den Arsch ab. Kanye zahlt aus eigener Tasche 1 Mio für ein Musikvideo. History.
Danach kommt das Groupieverarschende "Gold Digger" was ein krasser Hit war aber mich immer relativ kalt gelassen hat. Ray Charles Sample hat wahrscheinlich aber auch ein Vermögen gekostet. Hab mich immer nur Stufenkolleginninen amüsiert die das Ding gefeiert haben. Live trotzdem bombe.
Dann "Drive Slow" , verdammt. Ein Song den ich nicht in Worte fassen kann, Dieses billige Pianoloop und die Jazzsax plus GLCs geiler Bariton. Liebe. Einfach nur Liebe. Kanye wieder mit diesen random bars die aber perfekt eine Stimmung ausdrücken und dann noch das back and forth mit GLC
My car's like the movie, my car's like the crib.
I got more TV's in here than where I live
Plus die Selbstironie. Zu dem Zeitpunkt war er noch "einer von uns". Er hasst alles was wir auch hassen, aber er macht es trotzdem. Und davon kann sich hier keiner freisprechen.
UND. Dann kommt halt "Crack Music". Verdammte scheisse, was soll ich sagen, Marchmusic Instrumental nachemfpunden nach dem Scheiss den die Sklaven auf den Schiffen gespielt haben/mussten. "how we stop the black panthers, Ronald Reagan cooked up an answer" . Plus Game mit seiner Stimme. Diese Bridge mit den ausklingenden Soulvocals fickt mein Lebens, Und es passiert so verdammt viel, ich liebe es. Outro mit Strings, spoken word. Verdammte Scheisse, warum macht das keiner mehr.
Dann halt "Roses" wo er den Verlust seiner Grandma betrauert. Ist mir damals recht nahe gegangen wegen blöden Timings.. Aber man merkt mit jeder Bar wie sehr es ihm es weh tut.
"Bring me down" damals gehasst, weil war mir zu melodramatisch. Aber mittlerweile... das Ding ist so krass ausproduziert, wahrscheinlich waren da mind 60 Leute zur Aufnahme im Studio. Es war auf jeden Fall teuer und so hört es sich auch an auf geiler Anlage
"Addiction" auch wieder so ein Ding was Sampling und Liveinstrumentalisierung perfekt verbindet.
Egal, soll auch nicht Track by Track review werden hier. Highlight aber noch der "Diamonds" Remix. Weil Jay halt einfach perfekt rappt.
So nämlich. Verse geht falls komplett am Thema vorbei aber war so unfassbar stark.
"Hey Mama" irgendwie unfassbar cheesy, aber wir lieben doch alle unsere Mama. In Retroperspektive auch unfassbar traurig irgendwie. Herausstellen muss ich trotzdem noch "Gone" mit unfassbar starken Cam Verse auf Vocalsample mit live eingespielten Strings. EInfach gut.
10/10
Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Kanye das erste Mal komplett außerhalb des Hip-Hop Kontexts gedacht hat. Der wollte einfach geile Mucke machen und hat unfassbar viel Geld da reingebuttert. Einfach weil er es konnte. Ohne LR kein MBDTF und kein 8ß8's. Das war der Moment wo er zum Weltstar wurde.
P.S.: Wahrscheinlich weiss es jeder aber das Ding wurde nochmal mit Live Orchester veröffentlicht als "Late Orchestration" und spielt in der Formation nochmal sämtliche Stärken aus:
Und auch wenn dieser Charakter mittlerweile so unfassbar memehaft geworden ist, sollten wir uns alle erinnnern was für ein unfassbar guter Musiker dahinter steckt