Ranking aller Ghostface Killah Alben

Hab mich schon gefragt, was du SC gibst, wenn Ironman eine 4.5 ist. Bin natürlich einverstanden. Sein bestes Werk imho
Das ist BPW, aber halt die selber zusammenjebastelte Version.

In The Rain ist auf dem kanadischen Supreme Clientele - der Ruthlessbeat auch, aber eventuell kommt man an
die HDs leichter ran. k.A.

Schade, dass Divine Force nicht erwähnt ward.
Später wird dann noch mit Pretty Tone Capone neijefahren und geschaut was bei den BPWouttakes genau erwähnt wird.
 
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Schade, dass Divine Force nicht erwähnt ward.

Dafür haben wir dich doch. :emoji_alien: Das war mir jetzt auch nicht bewusst, die Reviews sind eh schon mega lang und so viel Recherchearbeit wollte ich pro Platte nun auch nicht investieren. Ich vergesse bestimmt öfters mal Inspirationsquellen etc.

aber eventuell kommt man an
die HDs leichter ran. k.A.

Definitiv, die kann man sich regelmäßig bei Rebuy oder Medimops coupen. Die Preise auf Discogs sind auch sehr niedrig verglichen mit der inhaltlichen Qualität. Ist auch kein Bootleg, sondern kam über Starks Enterprise.

Das ist BPW, aber halt die selber zusammenjebastelte Version.

So tragisch mit der Platte. Ist ja die nächste im Ranking.
 
Mega Props für astreine Review. :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:
Hab das Album tatsächlich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, obwohl ich das Geistergesicht eigentlich sehr mag. :rolleyes: Sollte ich mal ändern. Aus Erinnerung weiß ich nur das es mir ziemlich gut gefiel. Mit den ganzen Background Infos im Hinterkopf wird es sicher nochmal ne Spur besser werden.
 
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Bulletproof Wallets
VÖ: 20.11.2001


★★★★

„Bulletproof Wallets“ ist so etwas wie der kleine, nervige Bruder von Ironman und Supreme Cliente. Spätestens nach seinem zweiten Album hat sich Ghostface auf den Rap-Olymp katapultiert und befand sich in einem bärenstarken Run. Das dritte Album folgte nur ein Jahr nach dem unumstrittenen Klassiker, der Produzenten wie Kanye West und diverse Rapper unmittelbar beeinflusste.

Es muss festgehalten werden, dass die tatsächliche Retail-Version des Albums mit der zuvor konzipierten LP fast nichts mehr gemein hat. Nachdem Ghostface das W sozusagen wieder alleine auf die Karte gesetzt hat, wollte er auf seinem dritten Soloalbum die alten Zeiten wieder aufleben lassen und vor allem seinen Kumpel Raekwon ordentlich pushen, der sich mit seiner zweiten Platte „Immobilarity“ zuvor ins Abseits befördert hat. Der Chef wurde auch schon wie bei Ironman und Cuban Linx auf der Frontseite als gleichwertiger Artist angekündigt, was jedem Wu-Fan natürlich das Herz erwärmen lässt.

Das Album entstand komplett in Miami und klingt – wenn man das jetzt mal als Argument heranziehen will – etwas wärmer und kommerzieller. Wie auch schon bei Supreme Clientele stammen die Produktionen von unterschiedlichen Köpfen, darunter Mathematics, Carlos Broady, einem jungen Alchemist, JuJu und auch RZA himself. Doch alle Beats wurden auch hier wieder von GFK und dem Wu-Tang-Gründer handverlesen ausgesucht und verfeinert. Während den Aufnahmen war Raekwon durchgehend zugegen und steuerte diverses Material bei, weshalb er auf dem Cover auch als Co-Artists gefeatured wird. Zu Beginn wurde eine Art Fortsetzung zu Only Built 4 Cuban Linx angestrebt.

Das fertige Album, das Ghostface dem Label Epic überreichte, wurde jedoch bis zur Unkenntlichkeit geschändet. Teilweise konnten Samples nicht gecleart werden, teilweise hat RZA sogar die Quellen verschludert und konnte somit auch keine Credits mehr geben. Zudem mischte die Plattenfirma die Tracklist ordentlich durch und hat ein paar Tracks ersatzlos gestrichen. Zusätzlich musste so manch ein Loop mehr schlecht als recht nachgebaut werden, eben weil die Rechte nicht eingeholt oder die Sources nicht genannt werden konnten. Das Negativ-Beispiel schlechthin ist gewiss „Flowers“, das im Original extrem soulig und lässig daherkommt, auf dem tatsächlichen Album aber wie eine billige Fruity-Loops-Kopie mit 0815-Soundbild klingt. Der Albumtitel „Bulletproof Wallets“ wurde auch erst ganz am Ende vom Label dazugedichtet, der ursprünglich angedachte Titel ist bis heute unbekannt.

Die CD hat auf der Rückseite eine konfuse Tracklist abgedruckt, die mit der tatsächlichen Anordnung nichts gemein hat und auch lustigerweise nicht der originalen Reihenfolge entspricht. Eben ein großes Durcheinander. Die bekannteren Tracks, die runtergenommen werden mussten, sind „Good Times“ (Sample heilig gecuttet), „The Sun“ (perfekter Opener über die … Sonne), "Ice" und das immens unterhaltsame „The Watch“, auf welchem Raekwon aus der Sicht von Ghostface’s Uhr (!) rappt (GFK und seine Uhr fronten sich hahaha). Man merkt schon – vor allem, wenn man sich die OGs mal anhört –, dass GFK hier ohne Probleme einen dritten Meilenstein hätte abliefern können.

Selbstverständlich ist Bulletproof Wallets aber kein schlechtes Album. Nach dem humorigen Intro gibt es mit „Maxine“ sogleich das erste Highlight: Über ein grooviges Bobby Womack Sample tragen Ghostface und Raekwon eine Drogendealer-Story vor, die wie immer sehr lebhaft und humorig beschrieben ist. Für viele sogar einer der besten GFK-Drogengeschichten überhaupt. „The funny shit when bowlegged Keke hopped on him“.

Das folgende „Flowers“ kommt mit cleveren Lyrics daher, vor allem der Method Man Part ist neben GFK sehr stark, aber wie schon zuvor angesprochen ist mir der Beat zu viel Plastik.

„Never Be The Same Again“ mit Raekwon und Carl Thomas‘ Gesang in der Hook ist eine relativ klebrig klingende R&B-Rap-Crossover-Liebesgeschichte, die GFK aber souverän auf seinen Schultern trägt. Dazu gibt es natürlich famose Lines wie „It was the beauty that caught me and held my soul hostage / Remember those days had you smelling my boxers“. Der Song kommt viel besser auf der ursprünglichen BPW Version, nämlich nach The Sun direkt auf Anspielstation 2.

Auf „Theodore“ introduced Ghostface seine Theodore Unit in Form von Trife Diesel und Twiz. Ein solider Representer mit einer sehr prägnanten „Gesangs“-Hook von Ghostface. Über die Theodore Unit kann man ja streiten wie man will, aber zumindest an guten Tag ist Trife immer seine sehr nette Ergänzung gewesen, etwas mehr Straße im Vortrag und recht rough.

„Ghost Showers“ ist gewissermaßen ein Cherchez La Ghost Pt. II (beide Songs haben ein Sample von Dr. Buzzards Original Savannah Band). In der Hook fasst Sängerin Madame Majestic gelungen zusammen, dass jeder Reim von GFK dazu gedacht ist, den Hörer zu entertainen. Sehr schön, dass man das auch mal so direkt in dieser Form hört. Die Produktion ist nicht besonders spektakulär und ziemlich clubby, aber der Stakkato-Flow ist unterhaltsam und definitiv ein Highlight der Platte.

„Strawberry“ kommt mit einem vergleichsweise schwerfälligen Beat daher und beschreibt, wie Ghostface ein Groupie nagelt!! Killa Sin von der Killarmy, der bekannt ist für seine angenehme Rapstimme und Skills, haut einen superben Part raus und Ghost steht ihm natürlich in Nichts nach. Der kurze Einschub von RZA und GZA in der Mitte ist ziemlich lustig (“Oh shit, son, she slurpin' and burpin'”). Auch dieser Song zählt zu meinen Highlights, denn wer kann solche stumpfen Themen so unterhaltsam umsetzen? “Solomon was wise and I got fifty other bitches”.

„The Forest“ hat eine eher sehr bekannte Produktion von Alchemist am Start, vor allem bei den Heads genießt der Track einen hervorragenden Ruf (wobei die OG Version auch hier natürlich besser ist). Ghostface erzählt eine Drogenstory mit Märchen-, und Cartoon-Vergleichen in seiner unnachahmlichen Art und Weise, dazu gibt es ein paar Five-Percenter-Lines wie „My Wiz play the flute“, was in etwa heißt, dass eine Frau … ihr wisst schon. „They bagged Woody, Shaggy shot dead in his hoodie“.

„The Juks“ ist eine trocken und detailreich vorgetragene Story darüber, wie irgendwelche Hood-Gestalten gedemütigt und ermordet werden. Der Beat ist erneut relativ unspektakulär, aber die Lyrics sind halt sehr, sehr unterhaltsam. Auf „Walking Through The Darkness“ interpretiert GFK den Tekitha-Song von „Ghost Dog: The Way of the Samurai“ neu – erneut flowt dieser Mann wie ein Gott und durch seinen Vortrag zählt der Song zu den absoluten Highlights der Platte.

Eine weiteres Storytelling-Highlight ist „The Hilton“, in dem Ghostface und Raekwon von irgendwelchen Gangstern im Hotel überfallen werden. Ich wiederhole mich, aber die Geschichte ist einfach so detailverliebt und lebhaft eingerappt, dass während des Songs unweigerlich das Kopfkino einschaltet.

„Penthouse fashion, ordered out room service
It looked bugged cause the waiter looked nervous
Lift off the lid, seen two shiny .38's aimed at the kid, what I do, duck!“


Und auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn Raekwon unter der Dusche singt, nach den Schüssen aber mit Handtuch und Seife auf dem Arm ungläubig reinstürmt. Die Hook auch, hahaha: „We laptop ni66as, thugs in a computer“.

„Love Session“ ist eine neuerliche, ziemlich klischeemäßig-klingende R&B-Crossover-Nummer mit Ruff Endz aus Baltimore. Wie immer dreht es sich um Liebe, Sex und Glückseligkeit mit dem Partner. Ich bin kein besonders großer Fan des Tracks, aber Ghostface drückt dem Song mit seinen Lines einen humorigen Stempel auf: „Only fight you when we makin love, that's what I call it / Burning the chronic, we laughin while I'm shitting on the toilet“.

Das abschließende „Street Chemistry“ mit Prodigal Sunn von den Sunz of Man und Trife hätte vom Sound her auch auf Supreme Clientele Platz finden können. Ein simpler Loop, minimalste Drums, ein penetranter Bass und fertig ist ein knackiger Representer, der als Outro aber etwas verloren wirkt.

Wie man liest und hört, handelt es sich bei Bulletproof Wallets um kein schlechtes Album. Es ist dank der zahlreichen Highlights und einem Ghostface in Topform sogar weit über dem Durchschnitt anzusiedeln. Die eher negative Presse zu dem Album ist möglicherweise auf den wärmeren Sound und die stellenweise eher mittelmäßigen Produktionen zurückzuführen, die man so auf einem GFK Album nicht erwartet hat. Außerdem sind die Fans natürlich bis heute darüber enttäuscht, dass Songs wie „The Watch“ und „The Sun“ gestrichen wurden, obwohl sie ohne Probleme zu den besten Songs des Albums zählen würden. Die Trackanordnung ist meiner Ansicht nach auch nicht optimal. Trotzdem vergebe ich vier Sterne, weil die die LP alles in allem immens unterhaltsam daherkommt, den Lyrics sei Dank.

Man kann also sagen, dass das dritte Soloalbum vom Wallabee Champion sehr gelungen ist, in der ursprünglichen Version aber sogar ein weiterer Classic-Kandidat gewesen wäre, irgendwo bei 4,5 oder gar 5 Sternen. Bei Bulletproof Wallets zeigt sich auch, wie essentiell ein gutes Sequencing ist. Die originale Tracklist (oder zumindest die, die man als original vermutet) lässt einige Tracks viel besser zur Geltung kommen. Auf DIESEM BLOG wird schön zusammengefasst, wie das alles mal gedacht gewesen ist, inkl. einer Tracklist am Ende.

Nach der turbulenten Veröffentlichung verließ Ghostface Epic Records vorzeitig und heuerte bei Def Jam an, eine der Anlaufstellen schlechthin für kommerziell erfolgreiche Rapper. Ob das gut geht?





 
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Slickus Rickus wurde nicht erwähnt.



jaja blend leidta - Liebesjeschichte ist dit keine...aber recht irres/ lustiges Storytellink.
Die Retailversion ist natürlich DRECK. (beat - den Carl brauch ich auch nicht)



Da spitte Jhost den Verse von dem irren Drecksschwein. (LL line etc.) RIP Pedoperb



at einer Minute slash nicht klar was der alles jeschrieben hat - vielleicht auch auf Supreme schon.



Konzept von Keith vor Jhost...

https://www.discogs.com/de/Automator-A-Much-Better-Tomorrow/release/38788

Ice auch nicht erwähnt...für mich in meiner Bootversion sein bestes Album.
 
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Echt schade, dass das so verhunzt wurde damals. Wir haben das Album trotzdem gefeiert, aber da kannten wir die ganzen Hintergrundstories und -infos auch noch nicht.
 
@Decepticon Herzlichen Dank. :thumbsup: Ice hab ich tatsächlich vergessen, das ist natürlich ein Banger. Bei der von dir geposteten Never Be The Same Version bin ich mir nicht sicher, ob es sich wirklich um die OG Version handelt. Klar ist auf jeden Fall, dass die Album Version auch im Stile von Flowers gebaut wurde. Good Time Pt. II ist auch - wie der Titel sagt - eine alternative Version, kp ob die aufs Album sollte. Ist ja aber auf Wallabee Champ drauf.

Hier noch ein paar stabile GFK Parts und Features der Zeit. Man beachte den großartigen Special Delivery Remix Verse.





 
Starke Review wieder, sogar der claaa7 Blog aus dem Wu Tang Corp Forum (?) verlinkt.

Bei Bulletproof Wallets bin ich etwas zwiegespalten, Prime Ghostface, aber es hätte halt so viel besser werden können. The Watch einer meiner Lieblings-Ghostface Tracks.
 
@Decepticon Herzlichen Dank. :thumbsup: Ice hab ich tatsächlich vergessen, das ist natürlich ein Banger. Bei der von dir geposteten Never Be The Same Version bin ich mir nicht sicher, ob es sich wirklich um die OG Version handelt. Klar ist auf jeden Fall, dass die Album Version auch im Stile von Flowers gebaut wurde. Good Time Pt. II ist auch - wie der Titel sagt - eine alternative Version, kp ob die aufs Album sollte. Ist ja aber auf Wallabee Champ drauf.

Hier noch ein paar stabile GFK Parts und Features der Zeit. Man beachte den großartigen Special Delivery Remix Verse.






Jo, blend gefällt mir aber trotzdem besser als OG.
Aber stimmt - ist nicht 100% on beat.

"That's not an original. Choo the Beat Specializt (produced Malcolm on SC) submitted that beat for Ghost for the song, but Ghost didn't use it. Choo released the beat online afterwards. Because "Never Be The Same Again" was a single, the accapella was out there and the internet did what it do & blended them together. It being early internet, a ton of people just DLed "original NBTSA" & thought it was an unreleased original, and who could blame 'em w/ each Ghost album having so many unreleased cuts & stuff like Dreddy Kruger's mixtapes having it mislabeled as a RZA original beat."

Die Good Times sind aus der Zeit plus der Beweis, dass Jhostface Ghostwriter hat ward erbracht.
 
@Decepticon Herzlichen Dank. :thumbsup: Ice hab ich tatsächlich vergessen, das ist natürlich ein Banger. Bei der von dir geposteten Never Be The Same Version bin ich mir nicht sicher, ob es sich wirklich um die OG Version handelt. Klar ist auf jeden Fall, dass die Album Version auch im Stile von Flowers gebaut wurde. Good Time Pt. II ist auch - wie der Titel sagt - eine alternative Version, kp ob die aufs Album sollte. Ist ja aber auf Wallabee Champ drauf.

Hier noch ein paar stabile GFK Parts und Features der Zeit. Man beachte den großartigen Special Delivery Remix Verse.






Den Special Delivery Remix habe ich immer brutal gefeiert. Bei uns lief der vor allem beim Streetball ständig. Das Orginal hatte ich erst wesentlich später dann zum ersten Mal gehört und fand gleich, dass dem Track ohne Ghostface etwas fehlt. Seine Stimmlage passt so geil zu dem Beat.
 
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The Pretty Toney Album
VÖ: 20.04.2004


★★★☆

Nach dem ganzen Veröffentlichungsdebakel rund um Bulletproof Wallets verließ Ghostface Killah Epic vorzeitig und heuerte bei Def Jam Records an, DEM Mainstream-Rap-Label schlechthin in den 00er-Jahren. Auf den ersten Blick klingt das nach einer sehr gelungenen Kombination: Ghostface’s Skills gepaart mit Def Jams Marketingstrategien und Reichweite, zusammen unaufhaltbar auf den Weg zum Rap-Olymp.

GFK ließ seine Fans rund zweieinhalb Jahre auf eine neue Soloplatte warten. Eine sehr leidige Zeit für Wu-Tang-Fans, denn der Clan konnte sich von den schwachen Soloplatten der „zweiten Phase“ von 1997 bis 2001 nicht rehabilitieren. Raekwon, Cappadonna und Inspectah Deck legten teilweise haarsträubend schwache Releases nach und erneut lag die Last auf den Schultern von Ghostface, das W hochzuhalten. Wobei man fairerweise sagen muss, dass der Clan gefühlt schon gar nicht mehr existent gewesen ist. Natürlich featureten sich die Member gegenseitig immer noch, aber soundtechnisch haben sie sich alle auseinandergelebt. RZA-Beats waren im besten Falle Fanservice. Auch kleinere Mini-Beefs zwischen den Rappern blieben nicht aus.

Wie dem auch sei: „The Pretty Toney Album“, GFKs Soloplatte Nummer 4, erschien 2004 und ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich das Album zu Maske-Zeiten auf meinem portablen CD-Player totgehört habe. Wie es das Cover (eine nette Hommage an „The World's Greatest Entertainer“ von Doug E. Fresh) erahnen lässt, ist der Sound noch einmal deutlich souliger und mit mehr Funk versehen. Zudem kam Def Jam auf die glorreiche Idee, das „Killah“ aus dem Namen des Künstlers zu streichen und zumindest diese Platte mit „Ghostface“ als Rapper zu bewerben. Glücklicherweise blieb es hinsichtlich der Soloplatten bei diesem einen spezifischen Fall.

Das Pretty Toney Album versammelt eine durchaus beachtliche Riege an Produzenten. Die bekanntesten Vertreter sind gewiss Nottz und No I.D., die sich damals u.a. im West Coast Umfeld bewegten und einen hervorragenden Ruf genossen haben. Nottz sollte bekanntlich eine prominente Rolle auf Dr. Dre’s Detox spielen. Die beiden steuerten jeweils zwei Produktionen bei. Da haben sich die Def-Jam-Connections ausbezahlt gemacht.

Die Wu-Tang-nahen K-Def und True Master dürfen nicht fehlen genauso wie RZA, der zwei Instrumentals für die Platte erschuf (die beide sehr gelungen sind). Auch vertreten ist der eher unbekannte Minnesota, der genauso unbekannte Dub Dot Z und Dipset-Mitgründer Daryl Branch aka „Digga“.

Das großartige Intro, auf welchem Ghostface Fragen der Presse beantwortet und sich ob des neuen Labels gebührend re-introduced, ist bereits das erste Highlight. „I'ma do it how I been doing it. You know what I mean, ain't nothing but a different label pal, you need to stay in school man, straight up, get that education...“ Außerdem schießt er unterhaltsam gegen Fake Gangster und Bodyguards („Hey Ghostface! We wanna know why don't you roll with big bodyguards? You know, like the other guys do? – „Cause I don't need them m0therf0ckers. God is my bodyguard, ni66a. You know what time it is man, it's real“).

„Biscuits“ ist ein Einstand nach Maß: Ein von Horns und einem Piano-Loop geprägter, stampfender Beat von True Master, auf dem Ghostface bereits zu Beginn eine imaginäre Person dafür ankackt, „Chocolate Shit“ statt „Banana Nutrament“ serviert zu haben (GFK ist Diabetiker). Viele lustige Vergleiche und Referenzen. Trife, der in diesen Jahren immer sehr prominent vertreten gewesen ist auf Ghostface-Platten, hat einen sehr starken, Street-heavy Part mit toller Eröffnung: „Yo, yo, ni66as ask why I use my Glock / Cuz it's 2003, muthafucka, I refuse to box“.

„Kunta Fly Shit“ ist eine kurze RZA-Produktion, auf welcher Ghostface fast schon brüllend einen „UFO“-Ni66a fertigmacht – also eine Person, die in sein Revier aufkreuzt und dort Geschäfte macht. Am Ende wird diese Person natürlich ganz seriös per Kopfschuss ausgeschaltet. „Beat The Clock“ vom eingangs erwähnten, unbekannten Minnesota, drückt das Tempo ordentlich nach oben. Auf einem hektischen, von Streichern-geprägten Sample, der aus einem 70er-Blaxploitation-Flick stammen könnte, rattert GFK seine Lines runter und streut sogar zwischendurch Gesangseinlagen ein. Eine Classic Gaga-Line von Ghostface: „People be talkin', I feed dolphins“. So sieht’s aus…!

„Metal Lungies“ ist ein sehr bekannter Titel mit Style P und Sheek Louch im Gepäck. Die drei Rapper sprechen ausschweifend über Waffen mit allerhand Vergleichen. Sheek hat einen ziemlich starken Part, das ist ja eher eine Seltenheit. No. I.D. selbst äußerte sich positiv über die Zusammenarbeit: Während viele Rapper auf der Suche nach Singles gewesen sind zu der Zeit, wollte Ghostface tatsächliche Rappbanger-Beats haben. Hat gut funktioniert.

Nach einem eher unnötigen Skit hat mir „Save Me Dear“ damals die Kinnlade nach unten fallen lassen. Hier wird beinahe der komplette Song „You Got What I Need“ von Freedie Scott verwendet, über den Ghostface lässig über Hood-Frauen rappt, die trotz all der Strapazen ihre Männer immer noch ins Haus lassen. „And the way she never call the cops on a n66a's“. Heute sehe ich das Stück etwas differenzierter und ich finde, dass man durchaus mehr aus der Vorlage hätte machen können. Ghostface hat den Song übrigens selbst produziert (Biz Markie RIP).

„It’s Over“ ist eine ungewöhnlich direkte Motivationsnummer, auf der GFK davon spricht, trotz aller Rückschläge immer den Kopf weiter hochzuhalten, obwohl es nicht gut aussieht. Das Instrumental ist sehr unspektakulär geraten und auch die Bars an sich sind zwar typisch Wallabee-Style, aber auch eher so semi.

Traurigerweise ist das Pretty Toney Album vor allem durch „Tush“ mit Missy Elliott bekannt, eine offensichtliche Kommerz-Nummer, die auf die Charts abzielt. Die Lyrics sind zwar ziemlich dirty und Sex-lastig, was in den prüden Staaten ja nicht so gut ankommt, aber das ist mir doch viel zu poppig und wenig unterhaltsam.

„Last Night“ wird als Skit bezeichnet, ist aber tatsächlich ein Rap-Track, auf dem Ghostface über ein klingelndes Telefon (!) rappt. Hier macht er eine Frau dafür fertig, fremdgegangen zu sein, sie hält aber selbstbewusst dagegen und sägt ihn ab. Sehr viele lustige Lines wie „I'm about to smash that pussy like baby Aspirins“.

„Holla“ ist eine sehr emotionale Nummer, auf welcher GFK über den kompletten Song „La-La (Means I Love You)“ von den Delfonics rappt, statt ihn nur auszugsweise zu sampeln. Wie er seine Stimme den entsprechenden Hintergrundgesangspassagen anpasst, ist großes Kino. „Ghostface“ ist ein hektischer Representer, der mich in seiner Stakkato-Art etwas an „Special Delivery“ von G Dep erinnert. Crazy Lines sind am Start wie: „Soak my hands in olive oil, loyal to each, Diamond / Shoot out the clock while I'm killin' timin'“. Diese Momente hat das Pretty Toney Album zwar durchaus häufig, aber verglichen mit den anderen Platten geht das etwas unter.

Auf „Be This Way“ zimmert Nottz einen hitverdächtigen Beat, auf welchem Ghostface bildhaft über seine Hood berichtet mit hektischen Streichern in den Verses. Ein extrem energischer Vortrag mit vielen detailverliebten Lines. HIT!

„With big carrots and static, with that leaves the bad habits
Drugs layin' in buildings with great big automatics
Animos' in the hood, it's a fact, we could do magic
Splatter faggots in lobbies, the heat burn off his eyelashes“


Ähnlich „hittig“ klingt „Tooken Back“, das ebenfalls von Nottz produziert wurde. Die eher unbekannte Jacki-O aus Florida steuert einen Part bei. Inhaltlich geht es, wie es der Titel erahnen lässt, darum, dass GFK trotz seiner Fehler (Fremdgehen) von seiner Geliebten wieder angenommen werden will. Sehr catchy, vielleicht ob des Samples eine Spur zu poppig.

Zum Ende hin gibt es mit „Run“ noch einen waschechten Klassiker, der wieder straight nach vorne geht. Zusammen mit Jadakiss rappt Ghostface über die Flucht vor Cops und achtet dabei auf allerhand Details wie vollgepisste Treppen und seine Gedankengänge währenddessen. Auch Jadakiss haut einen beeindruckenden Part raus und stört sich u.a. daran, dass seine Hose während des Weglaufens immer rutscht wegen OG und so, you know. Außerdem ist sein Interlude „Ah, I might take my shirt off“ episch haha. Der Beat von RZA greift „Hogin‘ Machine“ von Les Baxter auf und ist mit Polizeisirenen unterlegt. Die Quelle ist sehr, sehr hörenswert!

Abschließend gibt es mit „Love“ noch eine für die Zeit typische, R&B-esque Nummer, auf der Ghostface sich bei allen Leuten bedankt und Liebe verteilt. Passt zum übergeordneten Thema des Albums, muss ich mir jetzt aber nicht immer geben.

Alles in allem ist das „Pretty Toney Album“ vielleicht nicht so extrem herausragend, wie ich damals fand, aber immer noch ziemlich atmosphärisch und soulig as f0ck. Wie auf keinem Album zuvor verlässt sich Ghostface oft auf entsprechende Samples, teilweise berappt er sogar komplette Stücke. Das hat 2004 zwar fast jeder gemacht, aber immerhin hat er diesen Style auf Supreme Clientele geprägt.

Das Album hat ein für mich eher seltsames Sequencing. Außerdem wurden einige Banger wie „Gorilla Hood“, das halt PERFEKT auf das Album gepasst hätte, gestrichen. Auch „My Guitar“, das „While My Guitar Gently Weeps“ fast komplett sampelt, hätte sich gut gemacht. Gleiches könnte man über „The Splash“, eine Reggae Nummer, sagen, doch obwohl der Song die LP durchaus auflockern würde, klingt sie zugegebenermaßen ziemlich nach B-Seite.

Auf jeden Fall stellt sich die Frage, ob das Album so in der Form wirklich vorgesehen war, oder ob Def Jam nicht doch hinsichtlich Kommerztauglichkeit mitgeredet hat. Die platte Chart-Nummer „Tush“ mit dem aufgesetzten Missy-Features ist auf jeden Fall weit in der unteren Hälfte des GFK Gesamtwerks zu verordnen. Möglicherweise hat er sich auch Material für das in etwa zur gleichen Zeit entstandene Theodore Unit Projekt zur Seite gelegt.

Dennoch gibt es diverse Highlights, starke Beats, verrückte Raps und Geschichten, nur alles eine Nummer softer und poppiger.

Und ja: Den Nickname "Pretty Toney" hat er 1:1 von Pretty Tone Capone übernommen. Die - ich nenn es mal - Huldigungen ziehen sich durch Ghostfaces gesamte Karriere. Vielleicht nicht die feine englische Art, aber in Staten Island muss halt jeder gucken, wo er bleibt. Zumal Capones Posse ebenfalls in NY located gewesen ist, also gabs da sicherlich keinen Stress.





 
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Halem - der Igga reimt auf dem neuen DJ Kay Slay Ding eh vor dem 2ten Jhostfaceverse. lol

Minnesota unbekannt - willst du mich verarschen?

https://www.discogs.com/de/artist/184558-Money-Boss-Players
https://www.discogs.com/de/artist/175681-Minnesota-2?type=Credits&subtype=Production&filter_anv=0
Im selben Jahr war er auf The New Danger 6mal druff.
Der war davor auch schon auf Dat X, Lil Kim, Big Pun und Trick Daddy.

Seit wann ist K-Def WU DENG nah?
Der hat unter Marlon Marl jestartet - LOTUG/ Intelligent Hoodlum usw.

Guter catch mit dem Dougiecoverbite. (nie aufjefallen)

edit:



 
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Stimmt, jetzt wo du es sagst...Minnesota kennt man auch von Mos Def natürlich, ist mir entfallen.

K-Def: Klar, Lords of the Underground und so, aber er ist auch mit den Wu Leuten connected, GFK, ODB, Method Man und Co. Das sollte es eigentlich nur ausdrücken.
 
Run, Holla, Be this way, Biscuits sind Classics ( Tony got insurance on his mic, smoke mad sh*t and still got endurance in a fight :cool: ). Ich mag Pretty Toney insgesamt lieber als BPW. Tush aber natürlich Müll.

Guerilla Hood übrigens produziert von Cilvaringz, dem Typ, der später dann Once Upon a Time in Shaolin komplett produziert hat.

Vielleicht noch ein starker Feature-Part, der aus der selben Zeit sein müsste:



Allgemein kann man finde ich sagen, dass Pretty Toney noch Prime Ghostface ist, finde, dass er auf den nächsten Alben nie wieder so gut klang wie hier und auf den vorherigen. Obwohl noch sehr gute Alben und Tracks folgen.
 
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Stimmt, jetzt wo du es sagst...Minnesota kennt man auch von Mos Def natürlich, ist mir entfallen.

K-Def: Klar, Lords of the Underground und so, aber er ist auch mit den Wu Leuten connected, GFK, ODB, Method Man und Co. Das sollte es eigentlich nur ausdrücken.
Ok - ansonsten ist Minnesota noch auf Grand Puba 2000, Yaggfu Front oder der Jemini 12.

https://www.discogs.com/de/Money-Boss-Players-Ghetto-Chronicle-Daily/release/1458492 die und die 12s scheinst du nachholen
zu müssen...da rappt er eh auch...



 
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war zu der zeit total auf dem dirty souf und crunk-film, deswegen hat sowas wie gfk damals nicht so richtig in meine hörgewohnheiten gepasst. aber obwohl ich den sound etwas gewöhnungsbedürftig fand, hab ich das album irgendwie immer gemocht. "run" für mich ein classic und läuft eigentlich immer mal wieder bei mir, jadakiss auch mega stark. "biscuits" und "it's over" auch extrem gut.
 
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