Airmax Muzik II
VÖ: 08.04.2011
★☆
Da distanziert sich Flizzy endlich vom ganzen EGJ-Pack, das ihn in die absolute Bedeutungslosigkeit manövriert hat, aber dafür holt er sich dann MOTRIP ins Camp, na super! Seinen Einfluss hört man – mal mehr, mal weniger offensichtlich – auf jedem Song. Also mal wieder ganz neue Reimtechniken und Wörter, die es zu entdecken gibt.
Airmax 2 ist der Neustart 3.0 und das erste Release, das komplett in Eigenregie entstanden ist. Zwar handelt es sich offiziell um ein Soloalbung, doch ein roter Faden ist nicht zu erkennen, dafür ganz viel Stückwerk. Und nun beginnt auch die Zeit dieser unsäglichen HASHTAG-Punchlines, die hab ich komplett verdrängt. Die werden so inflationär oft eingesetzt, dass ich Magenkrämpfe davon bekomme. Man hätte den Beteiligten sagen sollen, dass diese Dinger zumindest einen Hauch Spitzzüngigkeit mitbringen sollten, da sie ansonsten lächerlich und zurückgeblieben wirken. Hier tummeln sich so Highlights wie „Ich zieh mich aus – Sixpack“ oder „Das Leben ist kein Paradies – Malediven“. Und wenn ich mich recht entsinne, wird das auf den Platten danach noch schlimmer.
Das Ding hier ist jetzt kein Totalausfall, einige Parts sind solide geschrieben und gerappt. Aber es ist alles so krass egal, dass ich nach dem ersten Durchhören das meiste wieder vergessen habe. Paar Disses gegen Sido, Farid Bang und seine Mom, irgendwas von Straße und Polizei und Beton und Geld, drei unangenehme Backpacker-Songs mit MoTrip & Silla (die alle nahezu identisch klingen) und das alles auf kalten, elektronischen, so halb Ami-inspirierten Beats, die so grau sind wie das Cover. Außerdem gibt es seltsame Konzept-Tracks mit übergeordnetem Thema, so ein Ghostwriter-Unding aus der Höllenkammer MoTrips. Es wird nicht einfach gedisst, nein, die Rapper werden ganz bildhaft bei einer „Autopsie“ zerlegt, mit passenden Vergleichen und so. Und „Du macht das ich atme“ (sic!) könnte ein Liebeslied über eine Frau sein, handelt in Wirklichkeit aber von Geld! So f0ckin kreativ my man.
„Südberlin auf Bewährung“ ist angenehm düster, „Gangster Frank White“ offenkundig von der Megaloh EP inspiriert (Flizzy gab über MySpace damals Props) und "Minutentakt" ist trotz Random-Autotune ganz stimmig. „Bruder“ ist kitschig, aber irgendwie fühl ich das. Aber es bringt alles nix: Flizzy befindet sich 2011 in einem tiefen Loch und hat keine Ahnung, wie oder nach was er klingen möchte.
Hörenswert: Südberlin auf Bewährung, Gangster Frank White, Minutentakt, Bruder
Vermeiden: Du wirst gebangt, Du machst das ich atme, Autopsie, Deutschland deine Stars