"Meine Freunde esse ich nicht" - Kritik am Veganismus

H aka N

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Da ich irgendwo doch zu faul bin, darauf zu warten, dass awake diesen Thread hier eröffnen wird, habe ich mich dazu entschlossen, selbst diesen Thread zu eröffnen.

In den 80er Jahren, als Ökologie und Umweltschutz im Kielwasser der Friedensbewegung stark an Bedeutung gewannen, wurde das vegetarische Essen salonfähig. Vielen ging es dabei vor allem um eine gesunde Ernährung, etliche hatten auch das Leid von Massentierhaltung vor Augen, das sie durch einen Privatboykott glaubten schmälern zu können. Mittlerweile ist die Friedensbewegung ausgestorben, die Grünen als ehemalige Ökopartei sitzen mit in der Regierung und planen sichere Castortransporte und die vegetarische Lebensweise hat sich zum Veganismus radikalisiert. Während VegetarierInnen lediglich kein Fleisch oder auch keine Eier aßen, verzichten Vegane auf jedes tierische Erzeugnis, sei es beim Essen, bei der Kleidung (Leder, Wolle u.ä.) oder bei sonstigen Gebrauchsgegenständen. Diese Lebensweise, die in den letzten Jahren zunehmend AnhängerInnen gefunden hat, ist oft Gegenstand von Spott und Polemik — Wiglaf Droste beispielsweise fragte sich in Bezug auf Kleidung: „Was aber tragen Vegane? Baströckchen?“. Darum soll es hier aber nicht gehen.

Was Menschen Anziehen oder Essen ist ersteinmal ihre Sache. Das unangenehme an VeganerInnen ist nicht ihr Konsumstil, sondern die Begründung, die sie dafür anführen. Slogans wie „Milch trinken ist Raubmord an Kälbern!“, „Fleischfresser sind Mörder!“, „Weg mit den Tier-KZs!“ und „Gleiches Recht für alle!“ — wobei mit „alle“ Menschen und Tiere gemeint sind, was durch eine emporgestreckte Pfote neben einer erhobenen Faust symbolisiert werden soll — machen deutlich, daß hinter dem Keine-tierischen-Produkte-konsumieren der Wunsch steht, die Differenz zwischen Mensch und Natur zur Seite der Natur hin aufzulösen.
Der Mensch unterscheidet sich grundsätzlich vom Tier durch seine Vernunftbegabung. Die Frage, ob wir nicht auch bloß Tiere seien, kann selbst der klügste Affe sich nicht stellen. Nur der Mensch kann über sein Verhältnis zur Natur reflektieren und sich bewußt zu ihr verhalten, indem er sich Zwecke setzt und zielgerichtet in die Natur eingreift um sie so zu verändern, daß sie ihm als Lebensmittel im weitesten Sinne dient.
Schon diese bloße Möglichkeit, die Natur mittels der Vernunft für den Menschen zu nutzen, unabhängig von ihrer konkreten sinnvollen oder kritikablen Ausgestaltung, lehnen die VeganerInnen ab. Stattdessen behaupten sie, daß die Natur ihre eigenen Rechte habe: Das Kalb, das geschlachtet werden soll, ein Recht auf Leben, die Hühner ein Recht auf Freiheit und auf das Ausbrüten ihrer eigenen Eier und vielleicht hat sogar der Löwenzahn ein Recht darauf zu blühen, wo eine Autobahn gebaut werden soll. Hier wird Wesen, die bestenfalls Bedürfnisse haben, ein Rechtsbewußtsein angedichtet, oder sie zumindest zu Subjekten eines Rechts gemacht, das ihnen von Natur aus zukommen soll, aber nicht tut: Recht kann nur willentlich, also nur von Menschen gesetzt werden. Anders ist das mit Naturgesetzen z.B. physikalischer Art, denen die Natur unterliegt, und die von Menschen nur erkannt werden können. Spricht man Tieren also Rechte zu, so haben sie diese doch wieder nicht aus sich heraus. Der Mensch müßte sich also auch noch selbst zum Anwalt der Natur machen, die sich aufgrund ihres fehlenden Selbstbewußtseins nicht selbst für sich einsetzen kann. Eine Lösung im behaupteten Konflikt „Natur gegen Menschheit“ hat sich also noch nicht ergeben und soll daher durch folgendes Urteil erreicht werden: Wenn man das Tier nicht zum Menschen erhöhen kann, muß man den Menschen eben zum Tier erniedrigen. Und diese Menschenfeindlichkeit findet sich nicht nur in der Theorie des Veganismus, sie spiegelt sich auch in der daraus resultierenden Praxis wieder. Diese Praxis geht nicht auf die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse, sondern erschöpft sich in der Selbstkasteiung durch den Verzicht auf leckeres Essen und coole Klamotten und in der spießig-moralischen Haltung, die eigene Person von der angeblichen Schuld der Menschheit an der gequälten Kreatur freizusprechen.
Massentierhaltung ist keine schöne Sache, doch sie hat ihren Grund nicht in der verwerflichen Bösartigkeit der Massentierhalter. Diese haben sich nicht das Ziel gesetzt, möglichst viele Tiere zu quälen, sondern sie sind dem gesellschaftlichen Zwang unterworfen, mit ihrem Betrieb Profit zu machen. Tun sie dies nicht, gehen sie pleite und ein anderer Betrieb nimmt ihren Platz ein. Um Profite zu machen werden nicht nur möglichst viele Tiere auf engem Raum gehalten, sondern es werden Menschen ausgebeutet, die ihre Arbeitskraft gegen geringen Lohn verkaufen müssen und sich dabei nicht selten auch körperlich ruinieren. Übrigens nicht nur in der großen Industrie, sondern auch auf Biohäfen die für einen kleinen, zahlungskräftigen Kundenkreis ökologisch angebaute Produkte herstellen. Käme mal jemand auf die Idee, alle Produkte zu boykottieren, die unter Ausbeutung von Menschen produziert werden, würde er nicht mehr lang zu Leben haben. Erst wenn der Kapitalismus abgeschafft ist und die Menschen sich aus eigenem Willen entscheiden können, wie sie ihr Verhältnis zur Natur organisieren wollen, können sie sich auch gesellschaftlich den Zweck setzen, nett zu Tieren zu sein.


Dieser Artikel ist erstmals in der junge-linke-Zeitung "Fortlaufenden Nummer" 6, Frühjahr 2000, erschienen, zu finden unter -> http://www.junge-linke.de/vermischtes/meine_freunde_ess_ich_nicht_kr.html

... Hakan ...
 
Original geschrieben von H aka N
Das unangenehme an VeganerInnen ist nicht ihr Konsumstil, sondern die Begründung, die sie dafür anführen. Slogans wie „Milch trinken ist Raubmord an Kälbern!“, „Fleischfresser sind Mörder!“, „Weg mit den Tier-KZs!“ und „Gleiches Recht für alle!“ — wobei mit „alle“ Menschen und Tiere gemeint sind, was durch eine emporgestreckte Pfote neben einer erhobenen Faust symbolisiert werden soll — machen deutlich, daß hinter dem Keine-tierischen-Produkte-konsumieren der Wunsch steht, die Differenz zwischen Mensch und Natur zur Seite der Natur hin aufzulösen.

Der Artikel ist irgendwie - perfekt!
Die richtige Wortwahl für kritische Bezeichnungen - nicht zuviel aber auch nicht zu wenig ...... und dem Zitat von mir kann ich nur 100% Recht geben - das sieht man auch an Awake.

Der Sinn des Protestes wurde wohl schon lange vergessen - Veganismus wurde zur gewohnheit und die Beweggründe die noch vorweisbar sind ist der Trotz gegen die Gesellschaft - gegen alle andersdenkenden, die dann beschimpft werden etc, wie man es nur zu gut von Awake kennt.

Ich habe nichts gegen Veganer bzw Vegetarier - nur die toleranz hört da auf, wo mich einer beleidigt wenn ich Milch trinke, ein Ei esse oder mir ne Scheibe Salami aufs Brötchen lege.
Meinungsfreiheit in aller Güte - aber wenn es schon solche Extremisten gibt die Toleranz verlangen, dann sollten sie auch die Güte haben, selbst die Fresse zu halten, wie sie es von mir Verlangen.


Nochmal vollste Zustimmung zum Artikel ..... sehr sehr gut geschrieben wie ich finde
 
Interressant mit welchen Themen du dich auseinander setzt
Im Vergleich zu der vollgekifften Jugend.
 
Interessantes Thema. Die Disskussion umd die Frage" sind Mensch und tier nur graduell oder prinzipiell differnt?" gibt es schon lange....Hab da was interessantes gefunden:

"Dem Menschen eine Seele zuzuerkennen, dem Tier diese aber abzusprechen, hat mit Wahrheit nichts zu tun, sondern eine solche Auffassung dient lediglich dazu, die völlige Rechtlosigkeit und damit die Ausbeutung der Tiere durch den Menschen zu legitimieren. Das Tier wird dadurch zu einem seelenlosen Gebrauchsgegenstand degradiert. Jedoch: “Die Welt ist kein Machwerk, und die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauch.” (Schopenhauer)" "Herbert Becker

Ein Tier schreibt den Dingen keinen sinn zu und hat diese begabung wohl auch nicht aber der Umgang mit ihnen ist doch schon bedenklich?
 
und noch einen kleinen Beitrag den ich fand-denke er passt?


Was ist der Mensch ?
Worin besteht der Unterschied zwischen Mensch und Tier ?
In diesem Zusammenhang beschäftigten wir uns mit der Frage, ob sich die herausragende Stellung, die sich der Mensch im Vergleich zu den Tieren zuschreibt, faktisch begründen läßt und welche Berechtigung es für diese gibt.

Was macht die Würde des Menschen aus, welche die Grundlage für die Menschenrechte bildet ?

Läßt sie sich allein durch die Zugehörigkeit zur Spezies Mensch begründen oder ist diese an bestimmte Bedingungen und Qualitäten von Lebewesen geknüpft ?

Wenn letzteres der Fall ist, müßten auch einige Tiere, die diese Bedingungen erfüllen, die gleichen Rechte wie die Menschen besitzen.

Vielleicht gibt es dann aber auch Menschen, die diese geforderten Qualitäten nicht vorweisen können.

Deren Leben wäre folglich sogar weniger schützenswert als das Leben von den Tieren, welche die an sie gestellten Qualitätsforderungen erfüllen.

Sollte man in diesem Bewußtsein nicht den Mißbrauch jener "privilegierter" Tiere, zum Beispiel in Tierversuchen beenden ?

Oder müßten diese Versuche in letzter Konsequenz, wenn sie durchgeführt werden müssen, nicht lieber an Menschen durchgeführt werden, die durch ihre Eigenschaften weniger Wert sind als jene Tiere ?

So weit wollen wir nicht gehen. Dennoch besteht die Verpflichtung sich um die bisherigen Wertvorstellungen Gedanken zu machen - nicht um den Menschen seiner Rechte zu berauben, sondern um sich bewußt zu machen, wie sich das Verhältnis des Menschen zu den Tieren und dessen Selbstverständnis historisch entwickelt haben, um zu verstehen worauf dieses beruht und zu entscheiden, ob man dieses unterstützen kann oder ob es einer Reformierung bedarf.

Bei der Untersuchung, wie sich das Menschenbild historisch in verschiedenen Kulturen entwickelt hat und wie die Wissenschaft die Stellung des Menschen bewertet, führten wir eine Bestandsaufnahme hinsichtlich unseres Themas durch und stellten fest, welche Alternativen es zu den heute vorhandenen Wertvorstellung gibt.

usw.

mmmmm?
 
ich als Vegetarier habe die Erfahrung gemacht dass die meisten Leute größere Probleme mit Vegetariern haben als umgekehrt (Vielleicht haben sie ja doch sowas wie Schuldgefühle gegenüber Tieren). Ich kenne auch keinen Vegetarier der andere Leute beschimpfen würde wegen irgendwelcher Essgewohnheiten...

greetz iguana
 
Der aufgeschlossene Geist ist flexibel. H aka N macht sich wenigstens Gedanken.

Auch wenn die junge Linke ein Haufen vertrottelter Pseudo Kommunisten ist, ist das Thema dennoch interessant, auch wenn ich in dieser Form nicht darauf gekommen wäre.

Ich persöhnlich sehe die menschliche Rasse überlegen (auch wenn sie massenhaft Fehler hat). Laut den meisten Religionen hat uns Gott nach seinem Ebenbild erschaffen- wir sind somit zum "führen" auserkohren.
Ganz ab vom Glauben, kann man Tier und Mensch einfach nicht vergleichen, das sind zwei ganz unterschiedliche Ebenen! Wer kein Fleisch essen mag, weil ein Lebewesen dadruch starb, kann das gerne bleiben lassen. Doch was legitim und was nicht legitim ist, kann man meines Erachtens so nicht sagen. Ein undefienierbares Moralgefühl lässt beides zu!
 
Original geschrieben von Believe In

Ganz ab vom Glauben, kann man Tier und Mensch einfach nicht vergleichen, das sind zwei ganz unterschiedliche Ebenen!

und genau das ist die streitfrage, dessen beantwortung wohl mehr als nur zwei zeilen bedarf?
 
Allerdings. Nur bin ich müde und betrunken und kann nicht mehr. Der Mensch stammt vom Tier ab, hat sich aber weiter entwickelt und ist mehr. Ob man das so vertreten kann, oder nicht, muss jedem selbst überlassen bleiben...
 
Original geschrieben von Believe In
Allerdings. Nur bin ich müde und betrunken und kann nicht mehr. Der Mensch stammt vom Tier ab, hat sich aber weiter entwickelt und ist mehr. Ob man das so vertreten kann, oder nicht, muss jedem selbst überlassen bleiben...

stimm ich zu. das problem ist nur:

Die rechtsprechung muss sich da entscheiden?
 
Original geschrieben von Believe In

Ich persöhnlich sehe die menschliche Rasse überlegen (auch wenn sie massenhaft Fehler hat). Laut den meisten Religionen hat uns Gott nach seinem Ebenbild erschaffen- wir sind somit zum "führen" auserkohren.

Der Mensch ist keine Rasse.Der Homo Sapiens ist eine Tierart.
 
tiere sind an die erde gebunden, menschen zwar auch, aber nur ihr körper, das menschenwesen (das innere jetzt) kommt von woanders her.
 
Original geschrieben von al radshid


Der Mensch ist keine Rasse.Der Homo Sapiens ist eine Tierart.


Eine Tierart, die sich so sehr von den Tieren unterscheidet, dass diese Art kein Tier mehr ist?

Hakan
 
Veganismus pfff ....

Fleisch ... ist gesund

tiere sind zum töten da ....

an der entwicklung kann man eh nix mehr ändern ... also go and get the beef :)
 
Jeder wie will

es gibts Tausende von Männern die in Swinger-Club gehen um zuzusehen wie ihre Frau von anderen Typen genagelt wird. Es gibt Leute die sich mit Genuss gegenseitiganpissen. Es gibt Menschen 80% ihrer Zeit am Computer verbringen. Da sind Ökos unterwegs die Bananeschalen rauchen und und und und...

ich hab mit diesen Leuten nix gemein (wie mit den meisten auf der welt), aber die tun einem doch nich weh.

und wenn dieser awake meint er muss vegan leben, soll er doch. Ich versteh wie nicht wie man sich das recht rausnehmen kann ihn versuchen zu belehren. Der kann sich von mir aus von seiner S.cheisse ernähren, dass geht mich doch absolut nix an.


Aber ihr scheint alle zuwenig Probleme zu haben, dass ihr mit denen anderer Leute befassen müsst
 
hab mir den text jetzt mal durchgelesen und kann nur sagen...argumentation ansatzweise nachvollziehbar aber hart an der realität vorbei...schön zu sehen wie ihr affen euch jetzt an sonnen text hangelt und auf einmal "argumente" habt...bald äusere ich mich ausführlich momentan bin ich zu dicht:rolleyes:
 
Anmerkung: Affen ist in diesem Kontext nicht als Schimpfwort zu verstehen ;)

Hakan
 
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