Kopftuch-Streit, die nächste Runde. Zum Jahreswechsel forderte Bundespräsident Rau, alle religiösen Symbole, also auch christliches Kruzifix und jüdische Kippa gleich zu behandeln. Wenn keine Lehrerin mit Kopftuch, dann auch kein Lehrer mit Mönchskutte.
Sein Parteifreund Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident, sieht es anders. Für ihn ist das Kopftuch nicht nur Privatsache, sondern auch Symbol für Frauenunterdrückung und Unfreiheit. Ganz richtig: der fundamentalistische Islam hat das Stückchen Stoff nun mal politisiert. Und Fundamentalisten haben keinen Anspruch auf meine grenzenlose Toleranz.
Aber: der Kopftuchstreit hat auch eine blöde Seite. Marion Försching erlebte in München eine Posse, mit einem rassistischen Beigeschmack. Ausgerechnet im städtischen Schwimmbad. Der neue Kampf der Kulturen, um die Badezeiten für Frauen."
München-Harlaching. Viele, unbeschwerte Jahre lang war dieses Hallenbad fest in den Händen der Anwohner. Der weiblichen wie der männlichen. Doch vor ein paar Monaten geschah das Unfassbare: ein Badetag nur für Frauen. Zweimal im Monat kommen sie seitdem. Nicht nur aus dem Viertel, nein, von überall her, weil es so was in München sonst nicht gibt. Fremde Frauen, Frauen mit Kopftüchern. Und es sind viele. Und mehr noch: Die Glasfront des Schwimmbades wird einfach zugehängt und das männliche Personal ausgetauscht. Alles nur, damit die Frauen unter sich bleiben können, und weil die Musliminnen nicht mit Männern schwimmen wollen.
Nein, das wollen sich die Harlachinger nicht gefallen lassen. Sie protestieren. Allen voran der Bezirksausschuss der CSU. Jeden zweiten Samstag stehen sie hier. Nicht, dass sie mit den Schwimmerinnen reden wollten. Man weiß doch, wie es bei denen da drinnen zugeht.
Bürgerin: "Und am Morgen können Sie mal früh kommen, da ist das Wasser voller Dreck. Lauter Haarfetzen, Stofffetzen. Die gehen mit allem Tod und Deibel da rein. Und wir sehen's ja, wir sind ja immer da."
Die Polizei ist auch da, obwohl die beiden Seiten auch so Abstand halten. Meistens jedenfalls.
Schwimmerin: "Ich find diese Einrichtung toll, wir nutzen sie und wir sind Frauen unter uns. Es gibt auch Fitnessstudien nur für Frauen, und ich unterstütze diese Aussage hier. Und ich würde es sehr für wünschenswert erklären, wenn auch die Gemeinschaft das tolerieren würde, weil es ist nur zweimal im Monat, wo wir in Ruhe schwimmen gehen können, und ich tolerier das."
Bürger: "Sie können auch sonst in Ruhe schwimmen gehen."
Bürger: "Die meisten Frauen wollen das gar nit."
Schwimmerin: "Na, wieso sind dann so viele da? Wieso sind so viele da?"
Bürger: "Die Masse kommt gar nicht mehr!"
Schwimmerin: "Doch, die Masse, das ist überfüllt, gehen Sie mal runter und schauen Sie sich das mal an."
Bürger: "Ja, muslimische Frauen!"
Schwimmerin: "Es kommen auch andere Frauen, und wir unterhalten uns auch mit denen, wir haben Gaudi, es macht Spaß, wir sind unter uns, also es ist schön."
München-Harlaching ist ein gutbürgerliches ruhiges Viertel. Hier wählt man mehrheitlich CSU, hier leben Menschen, die es zu etwas gebracht haben. Der Ausländeranteil liegt deutlich unter dem Stadtdurchschnitt. Auch der FC Bayern-München fühlt sich hier wohl. Natürlich will man sich den guten Ruf nicht von ein paar badenden Musliminnen verderben lassen. Auch wenn die SPD-Bürgermeisterin das anders sieht.
Gertraud Burkert, Bürgermeisterin, SPD: "Nicht nur muslimische Frauen nutzen diesen Frauenbadetag, sondern genauso behinderte Frauen, kam ja auch die Anregung vom Behindertenbeirat, und auch manche Frau, die mit zunehmendem Alter, zunehmendem Gewicht es vorzieht, nicht unbedingt taxiert zu werden."
Hier treffen sich die Gegner des Frauenbadetages. Stammtisch in einer Kneipe in München-Harlaching. Die CSU hat eine Bürgerinitiative gegründet. Das klingt nicht mehr so nach politischem Stimmenfang, sondern nach Volksnähe. Das Wort Frauenbadetag haben sie auch ersetzt, hier spricht man nur vom Musliminnen-Schwimmen.
Protestler: "Es ist ein städtisches Hallenbad, es ist keine Moschee, keine Kirche. Und wir müssen nicht einen Glauben von denen in unser Hallenbad tragen, den sollen's bitteschön bei sich lassen! Weil, es gibt ja auch Gruppierungen, die Taufen vornehmen, die könnten auch sagen, wir brauchen euer Bad, hauptsächlich das Nichtschwimmerbecken, um unsere Hühner da drin zu taufen. Und für die Islamisten geht es ja nicht nur um einen Badetag, für die Islamisten ist das ein Sieg, und wenn wir den errungen haben, dann kommt das Nächste."
Protestler: "Es ist schon ein Mittel und Zweck, hier schrittweise ziemlich vehement den Islam in unserem Land zu verbreiten. Es spricht auch dafür, dass das eine bundesweite Aktion ist, das ist nicht nur ein Frauenbadetag hier in München, sondern er ist mittlerweile in, ich glaube in Coburg, Ingolstadt, in Bremen, in Norddeutschland, überall ..."
Stimmt, in über 300 deutschen Gemeinden gibt es Frauenbadetage, zum Teil seit vielen Jahren. Nirgendwo gab es bislang Proteste. Auch Frauen-Saunen, Frauen-Parkplätze und Frauen-Fitnesscenter haben in keiner Stadt zur Ausbreitung des Fundamentalismus geführt. Nur in München ruft man zum Kampf der Kulturen auf.
Gertraud Burkert, Bürgermeisterin, SPD: "Dahinter verbirgt sich, so könnte man sagen, eine gewisse Ausländerfeindlichkeit - die muslimischen Frauen nehmen uns unsere Bäder - und bisweilen auch Macho-Gehabe: Warum sollen die Frauen was extra haben?"
Bürger: "Also, Ihr Sohn ist ja zehn, wie gesagt, er dürfte nicht rein am Samstagnachmittag, weil es unter der Würde der muslimischen Frau wäre. Ja, so ist die Begründung."
Die CSU-Aktivisten sammeln derweil Unterschriften in München-Harlaching. Geworben wird mit der halben Wahrheit. Nämlich, dass Musliminnen das Hallenbad in Beschlag nehmen.
Bürgerin: "Das ist doch schon lange ein Aufstand, und hinten dass im Schwimmbad Samstag die Deutschen nicht mehr hineindürfen, nur die Moslemweiber."
Bürger: "Wo gibt's denn des im Ausland? Nur in Deutschland?"
Reporterin: "Warum haben Sie unterschrieben?"
Bürgerin: "Weil ich das gut finde."
Reporterin : "Was finden Sie gut?"
Bürgerin: "Wenn dann alle wieder baden können, also nicht nur die Muslimischen."
Reporterin: "Aber es können doch alle Frauen da baden."
Bürgerin: "Ja, ich hab's halt jetzt einfach gemacht."
Viele unterschreiben einfach mal so. Nur wenige wagen zu zweifeln.
Bürgerin "Ich finde es sehr gut, dass es Frauenbadetage gibt, ich gehe immer ins Frauenbad. Das ist mir sehr viel angenehmer, und ich kann das total verstehen, dass andere Frauen auch lieber unter Frauen und mit Kindern baden."
Bürger: "Einen muslimischen Ehemann …. und eine Knute … braucht sie."
Bürger: "Na ja, es muss auch Gegenstimmen geben."
Dass sich eine Nicht-Muslimin für den Frauenbadetag stark macht, ist in ihren Augen schwer vertretbar.
Mehrere hundert Unterschriften hat die Initiative bislang gesammelt. Die meisten wissen vermutlich immer noch nicht, wofür sie da unterschrieben haben. Im März wird endgültig entschieden, ob im Hallenbad Harlaching zweimal im Monat Frauen unter sich bleiben dürfen.
Quelle: monitor.de
Mein Statement:
1.) Das Kopftuch wurde nicht politisiert wie so manch
einer zu glauben scheint.
2.) Deutschland würde mit einem Kopftuchverbot
aktiven Rassismus betreiben. Hierzu muss man die
Aussage der Neutralität des Staates zurückweisen,
DENN Deutschland ist kein laizistischer Staat!
Kirchensteuer etc. geht vom Staat aus, wenn man
jetzt das Kopftuch verbietet (anstatt es auch in
die hochgelobte Kultur zu integrieren) ist das eine
Segregation und nicht zu tolerieren!
3.) Der Text gibt die allgemeine Haltung gegenüber
dem Islam wieder. Angst, Unwissenheit gepaart
mit Vorurteilen sorgt für eine Abneigung. Schade,
dass es mittlerweile auch so weit ist. Jaja, aber ich
kann München eh nicht mehr ernstnehmen. Wie
komisch, dass diese Aktionen auch von der CSU
ausgehen! Der Dummheit sind keine Grenzen gesetzt.
... H aka N ...