Über Jahrhunderte hatten die Armenier als christliche Minderheit unter den Muslimen des Osmanischen Reiches gelebt, in Konstantinopel, vor allem aber in sechs ostanatolischen Provinzen auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Doch dann erschütterte die Revolution der Jungtürken im Jahr 1908 das Land. Die Generäle Talat Pascha, Enver Pascha und Djemal Pascha übernehmen die Macht. Sie versprechen die Gleichstellung aller Minderheiten, haben aber ganz anderes im Sinn: ein Großreich, in dem nur Türken leben, geeint durch Blut, Religion und Rasse. Der heraufziehende Erste Weltkrieg ebnet ihnen den Weg. Deutschland, damals Kriegsverbündeter, schaut stillschweigend zu: 1,5 Millionen Menschen fallen dem Völkermord in den Jahren 1915 bis 1917 zum Opfer. Bis heute gedenken seiner Armenier auf der ganzen Welt am 24. April. Es war der Auftakt des Genozids.
Der Marsch führt in die Wüste
An jenem Tag im Jahr 1915 werden 235 armenische Intellektuelle in Konstantinopel verhaftet. Der Vorwurf: Kollaboration mit dem russischen Gegner - die Jungtürken brauchen einen Sündenbock, um ihre Niederlagen zu erklären. Schnell werden alle Armenier denunziert, armenische Soldaten des Osmanischen Heeres verhaftet, gefoltert und umgebracht. Zum Beweis ihrer These arrangiert die Regierung lokale Verschwörungen und wiegelt die Bevölkerung auf. Es kommt zu Massakern. Dann heißt es, die östlichen Grenzgebiete zu Russland müssten vor dem Feind im Innern gesichert werden. Der Startschuss für die Deportationen fällt. Zunächst nur im Osten, schließlich auf dem gesamten Gebiet der heutigen Türkei.