Eminem: Alle Songs 1988 bis 2020 + Ranking aller Alben [Abgeschlossen]

Encore (12.11.2004)

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Bin seit 1991 riesiger Musikfan. Verbinde die frühesten Erinnerungen meines Lebens mit Musik, z. B. das Schauen des Thriller-Videos als 3-Jähriger oder das Sammeln auf Tape aus dem Radio von Genesis, Guns´n´roses oder Dire Straits.
2004 habe ich die größte Enttäuschung in meiner Leidenschaft als Musikfan erlebt. Was hatte man für Erwartungen! Dieses Album soll die Zugabe zu der grandiosen Eminem Show sein. Nach der 8 Mile Phase und dem turbulenten Jahr 2003, in dem Unmengen an Disstracks von hoher Qualität veröffentlicht wurden, stellte man sich genau so das Album vor. Befeuert wurde diese Vorstellung durch den Leak der EP "Straight from the Lab". Dieses Album ist sowohl der Wendepunkt in meiner Art, Musik zu konsumieren, als auch in der Karriere des Marshall Mathers. Dieses Album ist der Punkt, seitdem ich MM nicht mehr als unantastbar ansehen kann. Zu enttäuschend ist das Ganze und dies auf ganzer Linie. Seitdem habe ich mich nicht mehr auf Alben gefreut, quasi als Selbstschutz, um mir nicht von irgendwelchen Leuten meine Visionen und Hoffnungen zerstören zu lassen.

Evil Deeds - Im Nachhinein einer der Tracks, die ich heute sogar noch hören könnte. Hätte ich damals gewusst, dass das einer der besseren Tracks ist, hätte ich das Album nicht weiter gehört. Im Kontext der CD geht der Track, aber naja. Hört ihn selbst, das sagt alles.

Never Enough - Auch eine gute Nummer, wirkt auf mich nur immer so unfertig mit seinem abrupten Beginn und Ende. Hätte man deutlich besser arrangieren können.

Yellow Brick Road - Einer der Songs, die inhaltlich / textlich eigentlich gut sind, aber als Gesamtwerk nicht catchen.

Like Toy Soldiers - Traurig, die Nummer mit Proof im Video. Hat mich nie gecatched der Track. Ist aber sicher durchzuwinken und eine akzeptable Nummer. Hook bockt halt nicht.

Mosh - Für mich irgendwie ein Versuch, eine Art White America zu kreieren. Hat sicher seine Berechtigung, hat mich aber auch nicht abholen können der Song.

Puke - Ok, damals totaler Absturz, weil es wie eine Parodie seiner selbst klingt. Muss gestehen, fand es gerade irgendwie lustig, das zu hören.
Das ist aber natürlich im Kontrast zu den Vorgängeralben totaler Quatsch. Spreche dem Track Trashkult zu. Kann euch da auf dem Laufenden halten, ob er diesen erreichen wird.

My 1st Single - Flow geht mir hier total auf die Nerven, der Beat geht mir auch null rein. Kann ich nichts mit anfangen.

Rain Man - Interessantes Songkonzept, wird mir hier aber auch alles zu albern vorgetragen. Das kann man sich irgendwie nicht ernsthaft geben. Der Beat geht schon klar, aber die Performance von EM nervt auch hier. Hook auch nicht so cool.

Big Weenie - Überflüssiger Track, holt mich nicht ab.

Just lose it - Schlechteste Bubblegum-Single, die er je gemacht hat. Nervt nur.

Ass like that - Beat gefällt nicht mit dem orientalischen Einfluss. Akzent ist behindert, Flow und Text auch eher Banane. Skippen.

Spend some time - Auch langweilig, kein Vergleich zu "Love me" mit ähnlicher Besetzung. Da wäre auch deutlich mehr gegangen.

Mockingbird - Klar ist das kalkuliert und etwas kitschig, aber ich feier das. Sticht schon heraus und kann man immer noch hören. Stehe dazu, den Track feier ich.

Crazy in love - Sample hätte dezenter gewählt werden müssen. Der Originaltrack ist geil. Ganz lustige Nummer für die Abwechselung, aber sollte man eher auf ein Tape oder so packen.

One shot 2 shot - Leider wack.

Encore - Kann man durchwinken, geht schon klar.

Das Album ist nicht so schlecht, wie ich es immer in Erinnerung hatte. Man muss die Gegebenheiten beachten: eintretende Drogensucht, Tracks vorher weg, alle Themen auserzählt. Hätte das Album gerne gehört, ohne die vorherigen Leaks, also in einer Originalversion. Man merkt, dass er die meisten Themen abgearbeitet hat. So lassen sich auch die ganzen Quatschsongs erklären. Ich möchte dieses Album nie wieder am Stück durchhören. Hier sind viele Songs mit Potenzial drauf, die kann man gerne mal einzeln hören. Als Zugabe zu TES ist das hier ein gehöriger Flop. Ich gebe dennoch 3.5 von 10, da manche Tracks schon stark sind. Werde mit dem Album nie warm werden und werde es nach 17 Jahren auch nicht mehr versuchen.
 
Das Album ist nicht so schlecht, wie ich es immer in Erinnerung hatte.

Das würde ich mal so als Schlüsselsatz herausstellen. Natürlich gibt es viel zu kritisieren an dem Album und mit den vermeintlichen Classics davor hat es mal rein gar nichts zu tun, aber Encore ist für mich eine ziemlich unterhaltsame - wenn auch negative - Momentaufnahme. Der Anfang mit Evil Deeds ist noch klassisch Em würde ich sagen, Never Enough ein ziemlich gelungener "Zwischentrack", wie auch immer man das nennen will. "Yellow Brick Road" ist in der Tat viel zu langatmig geschrieben und geht fast sechs Minuten, inhaltlich gibt es aber wenig zu kritisieren.

"Toy Soliders" ist sicherlich pathetisch, aber gerade mit Hinblick auf die ganzen Disses von 2003 schließt das schon eine Art Kapitel ab. Ist man sich dem bewusst, wird eine Runde Sache draus. "Mosh" zu berechnend, "Puke" auch Müll. "My 1st Single" feier ich ab, da packt er einen verrückten Flow aus und schmeißt nur so mit Silben um sich. Wenn man sich vorstellt, wie er zwanghaft eine Hit-Single schreiben will und dann sowas bei rauskommt, zündet es schon.

"Rain Man" und "Big Weenie" sind diese zweifelhaften Tracks vom Album, die jeder hatet, aber unter gewissen Umständen funktioniert auch dieser Retard-Humor vorzüglich bei mir. Damals wusste ich nicht, dass er da auf Betäubungsmitteln irgendeinen Müll schreibt. Ich habe wirklich gedacht, dass er mit den Erwartungen der Fans spielt und so ne verrückte Scheiße auspackt, hab ich total abgefeiert. Auch die Raps sind halt crazy, was soll man sagen.

"Just Lose It" geht in die gleiche Richtung. Habs schon vorher geschrieben irgendwo: Wenn jemand sowas abziehen kann, dann Em. Von daher reiht sich das für mich nahtlos in die Riege der Comedy-Dinger der vergangenen Alben ein. "Ass Like That" ist eben auch Brain-Abfall. Dass wurd sogar ne Single, oder? :D Ist schnell hingerotzter Müll, aber wie er das performt ist schon beachtenswert.

"Spend Some Time" is ne Nullnummer, genauso wie "One Shot 2 Shot". "Mocking Bird" und "Crazy In Love" dazwischen hingegen find ich auch gut, aus verschiedenen Gründen. Ersterer Song ist sehr, sehr klebrig, aber er rappt da halt offenherzig über die Beziehung zu seiner Tochter, sodass in dem Kontext auch die Hook funktioniert. "Crazy in Love" ist wirklich crazy, als ich das damals zum ersten Mal gehört habe, hat mich der Rapstil geflasht. Klar, sehe ich heute etwas neutraler, aber das muss man halt auch erstmal so schreiben und vortragen.

"Encore" typischer Dre-Banger im Kommerz-Stil, ist solide.

Wie gesagt: Hab damals gedacht, dass er bewusst mit den Erwartungen der Fans spielt, einfach weil er es sich leisten kann. Dass das Album aus eher traurigeren Gründen entstanden ist, konnte man nicht ahnen, wobei er schon 04 so einen schläfrigen Eindruck gemacht hat. Keine Glanzleistung, aber zumindest immer noch besser als diese hektischen Schrottalben ab MMLP2.
 
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Bin glaube ich einer der einzigen der Ass like that hart feiert. Hook catcht mich bis heute
 
Encore war so eine brutale Enttäuschung… weiß noch wie gehyped jeder war und Eminem sogar bei MTV Trl bei Patrice war und dort live gespielt hat und die das den ganzen Tags als riessenshow durchgezogen haben. Und dann echt so ein Krüppelalbum. Never enough und encore sind als einzige in meiner Playlist
 
Super reviews. Etwas harte Bewertung 5/10 kriegt Encore bei mir locker aber schon Abfall.

Dank der Reviews nochmal D12 Devils Night gehört, echt starkes Ding!
 
treffende review; ich wurde als 9 jähriger fan bereits recht enttäuscht bei release. würds aber ebenso dank nostalgie gutmütig mit 5/10 bewerten (besonders in anbetracht der alben nach relapse). mockingbird, evil deeds, ass like that (trashkult im suff, feier auch den behinderten akzent) und leak love you more sind gut, rest dümpelt zwischen ok und schrott vor sich hin
 
Utopisch, wie das Album im Vergleich zu dem Sondermüll der danach noch kam schon als „gut“ angesehen werden könnte :emoji_grin:
„Never Enough“ bester Song hier für mich, sehr stark
 
Ne 3,5 für Encore - dann bin ich mal gespannt was Recovery oder Revival von Dir bekommt. Die müssten nach Deinen Maßstäben im Minusbereich liegen.
 
Ne 3,5 für Encore - dann bin ich mal gespannt was Recovery oder Revival von Dir bekommt. Die müssten nach Deinen Maßstäben im Minusbereich liegen.
Sind für mich nur kleine Orientierungen. Am Ende mache ich eine abschließende Liste, die ist dann entscheidend.
 
Bin bis auf Like Toy Soldiers und Spend Some Time komplett bei dir @Radar . Bei ersterem feier ich die Drumpattern, Flow, Inhalt und auch die Hook geht mir rein.

Letzterer hat für mich einfach ne geile Stimmung. Aber damit steh ich glaube ich ziemlich allein da
 
damals fand ich das album tatsächlich ganz okay. "never enough", "like toy soldiers", "rain man", "spend some time" und "one shot 2 shot" fand ich echt cool, würde ich mir heute aber keinen mehr von anhören.
"mockingbird" kann ich mir heute eigentlich noch ganz gut geben. mein fav ist "crazy in love", höre ich sogar ab und an noch.
insgesamt aber schon sehr schwach im vergleich zu den beiden vorgängern.
 
Bei „Encore“ muss man wirklich die Gegebenheiten beachten. Em hatte mit seinen vorherigen Soloalben einen unglaublichen Lauf, dazwischen noch die beiden D-12 Platten, 8 Mile+Soundtrack, große Touren, Fifty rausgebracht etc.

Man hört dem Album deutlich an wie komplett erschöpft und betäubt er Ende 2004 war. Da ging einfach gar nichts mehr. Wobei er damals noch nicht wusste, dass der Tiefpunkt mit dem Tod von Proof und seiner Überdosis erst noch bevorsteht.

Musikalisch folgt nun der größte Bruch. Bin sehr gespannt wie du „Re-Up“, „Relapse“ & „Recovery“ als nächstes bewertest! @Radar
 
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same song & dance und stay wide awake für mich classics die einfach nicht langweilig werden
 
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Son Eminem Nerd auf Reddit hat auch mal ein fiktives King Mathers Tape mit all den Leaks gebastelt. Würde ich feiern, wenn man auch auf die Tracks eingeht, denn das ist wirklich Eminem am absoluten, hoffnungslosen, traurigen Tiefpunkt.

(Screenshot aus meiner Musik Bibliothek)
 
Encore war tatsächlich auch für mich so eine Art Wendepunkt, welcher dazu führte, dass ich möglichst keine Erwartungen mehr hege.

"Just Lose It" fand ich als größter Eminem Fan meines Dorfes schon schwach, als ich das Video zum ersten Mal auf meinem 55 cm Röhrenfernseher auf MTV sah.

Als das Album dann kam natürlich sofort besorgt und mit meinem Cousin angehört. Der draußen wütende Regenschauer hat die Stimmung nach dem Durchhören auf den Punkt gebracht.

Nach der Enttäuschung Matrix Reloaded (mit Kumpel froh gewesen, dass wir mit unseren 15 Jahren reingelassen wurden - das Kino hatte normalerweise streng kontrolliert - und dann wurde uns das serviert) und Encore war ich nicht mehr derselbe.
 
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