Dystopia 2 - Ape after Tomorrow

John Tavner

Altgedient
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22. Mai 2017
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297
Kein Atom-GAU/ kein Blow-Out/ über den Hochhausblocks/
doch ist‘s so, als drückte wer auf ner Fernbedienung den Tonausknopf/
Stillstand/ ein Bildband/ aus leergefegten Straßen/
Alles regungslos in diesen sehr bewegten Tagen/
Zwischen vollen Krankenhausfluren und leeren Verwaltungsgängen/
herrscht Stille in den Ballungszentren/ wie hinter Schallschutzwänden/
Alles scheint bald zu enden/
vereinzelt sieht man vermummte Gestalten, die Mund und Nase unter ein Halstuch zwängen/
Spuren von Zivilisation sind minimal, aber da/
...auf dem Boden liegt ne verkratzte Digitalkamera/
Und sollte mal jemand in den Bildspeicher sehen/
Der erblickte ne Abfolge mitunter filmreifer Szenen:/

Skip, erstes Foto, zu sehen sind Paketboten/
Flankiert von bewaffneten Männern in Armeehosen/
Skip, ein paar Spraydosen/ in irgendeiner Großstadtsiedlung/
An der Wand dahinter steht „Keine Macht dem Coronavirus“/
Skip, ein Toyota Prius/
mit eingeschlagener Heckscheibe, ...im Kofferraum lag wohl noch etwas Klopapier rum/
Skip, ein Zeitungsartikel von reduzierten Treibhausgasen/
und verbesserten Feinstaubdaten/ Skip, ein alter Einkaufswagen/
Skip, ein wütender Mob vor einer Rossmannfiliale/
Skip, sie jagen nen Mann, der aussieht wie ein Ostasiate/
Skip, ne Postbankzentrale/ mit Schild am Plexiglasthresen/
„Auszahlung nur noch in Form von Spaghettipaketen“/
Skip, dann noch ein Schild „keine Hamsterverkäufe“/
Skip, Anmarsch der Meute/ von eben, dazwischen Panzerfahrzeuge/
Skip, pure Chaoslage/ ein Basy in Nahaufnahme/
Skip,.... alles grau wie ne Sozialbaustraße/


...zur gleichen Zeit...
Irgendwo am Rande einer einsamen Dorflandstraße/
Am Ende einer Forstpassage/ steht ne Laboranlage/
Wer wohl am Tor wacht, grade?/ der Eingang is unbewacht/
...macht wohl wieder Kaffeepause, das Lumpenpack/
Doch begeben wir uns mal hinter die Stacheldrahtzäune/
Und werfen nen Blick ins unscheinbare Fachwerkgebäude/
Dort gib’s Sektionen für jedes Forschungsfachgebiet/
..leider ist die Einrichtung verborgen vor jedem Ortungssatelit/
Denn so erkennt man jetz nich/ dass irgendetwas anders is/
Wissenschaftler im Metallkäfig/ zum Beispiel sind nich alltäglich/
Sie liegen dort in Hängematten/ aufgeteilt in Zellentrakten/
werden untersucht von Menschenaffen/ mit Klemmbrettmappen/
Manch einer fragt sich „Wie kam‘s zu dem Kontrollverlust?“/
und „Wie überliste ich den Gorilla mit der Holzarmbrust!?“/
Ein Schimpanse im Laborkittel steht vor einer Schemakarte/
In der Hand ein Reagenzglas, „Covid-19: Betaphase“/



...Jahre später...
Vorbei der Coronazustand/
Die Welt is voll belebt, zur Rush Our ist die Großstadt-U-bahn/ überfüllt mit Orang-Utans/
Paviane tragen Richterroben in Strafjustizprozessen/
begabte Kapuzineräffchen/ spiel‘n in Blasmusikorchestren/
Vertreter der Gibbon-Art/ dominier‘n die Bilboardcharts/
Languren lausen sich im Park und verbraten ihren Grillvorrat/
Im „Museum der Menschheit“ liegt ne verkratzte Fotokamera/
...letztes Relikt der ausgestorbenen Homosapiens-Art/
 
War nur irritiert dass Felix Martin Matthias Andreas Blume die Menschheit am Ende nicht gerettet hat, aber ansonsten ganz großes Kopfkino :thumbsup:
 
gefällt mir sehr gut!
wenn man diesen stil gut genug beherrscht, was du mmn tust, dann liest sich die "vorhersehbare" reimstruktur immer noch killer!
propz, mehr davon, egal obs die leute lesen.
 
forschungsfachgebiet auf ortungssatelit props, sehr unterhaltsame story
 
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