vor einiger zeit hat mal n freund von mir n text rumgeschickt, den er nach ner bahn-erfahrung geschrieben hat. ich bin jetzt mal so frei den hier reinzustellen, weil er sehr lesenswert is find ich. vor allem gegen ende....
viel spaß:
True story. Just happened:
Ich bin ja gerade nach Karlsruhe gezogen. Hier ist es schön und dank der zentralen Lage meiner Wohnung und der guten Anbindung ans S- und Bahn-Netz komme ich gut rum und gut weg. Für den ersten Monat hier hatte ich eine 2-Waben-Karte für Karlsruhe-Stadtgebiet am Bahn-Schalter erworben, ab Februar muss ich jetzt aber anderthalb Jahre dreiviermal die Woche nach Rastatt und gelegentlich nach Landau und wollte jetzt ein möglichst günstiges Ticket. Nach 20 Minuten in der Schalterschlange erklärte ich das genau so auch dem DB-Menschen an seinem Terminal. Nach viel Getippe und Warten lassen klärt er mich dann auf:
„Aaalso, Sie haben die Möglichkeit, eine 5-Waben-Karte zu kaufen, kostet 119,- Euro monatlich. Oder für´s ganze Jahr 1099.“
Ich schlucke.
„Äh, ein Bekannter von mir hat so ein KVV-Ticket und meinte, er zahlt nur um die 60 Euro monatlich und kann überall rumfahren…“
Getippe.
„Jaaa, Sie können natürlich auch die Netzkarte kaufen. Aber die kostet 129. Gilt dann fürs ganze Netz. [Getippe] Also für´s KVV-Netz, nicht das ganze ganze Netz. Haha! Geht auch als Jahreskarte für 1300 Euro. Damit kommen Sie dann auch bis Landau.“
Ich stutze.
„Ach, mit der Waben-Karte käme ich gar nicht bis Landau?“
„Neee, natürlich nicht.“
„Wieso natürlich? Ich hatte doch gesagt, ich will auch bis nach Landau können. Und das sind doch sogar weniger Waben als bis Rastatt, nach Ihrem Plan hier..?“
Getippe.
„Jaa, nee, Wabenkarten gelten nur für ganz bestimmte Strecken. Da müssen Sie den Zielbahnhof draufschreiben und für die Strecke ab Karlsruhe gilt das dann.“
Getippe.
„Aber bei dem geringen Preisunterschied würd ich Ihnen dann auch eher zu dem Netz-Ticket raten. Wenn Sie eh auch manchmal in die andere Richtung wollen. Am besten das Jahresticket.“
„Hmm. Und kann man das dann auch irgendwie monatlich zahlen?“
Er lacht. [?!]
„Nein, natürlich nicht. Aber Sie können hier bequem mit EC-Karte zahlen.“
Ich überlege.
„Und gilt das dann auch wenigstens für 12 Monate ab heute oder für 2010?“
Getippe [?!?]
Noch mehr Getippe.
„Äh, ja, nein, ja. Das gilt dann schon ein ganzes Jahr. 1330 Euro.“
Ich stutze.
„Sagten Sie nicht vorhin 1300?“
„Ja? Da hab ich mich wohl verlesen.“
Ich überlege.
„Hören Sie, da warten noch andere Leute.“
„Naja, bei 1300 Euro für ein kleines Stück Papier werd ich doch kurz überlegen dürfen. - Morgen muss ich ganz früh in Rastatt sein, vielleicht könnten Sie mir solange schon mal eine Verbindung raussuchen und ausdrucken. Ich fahre ab Marktplatz und muss um spätestens…“
„Neee, ab Marktplatz kann ich hier nicht gucken. Ab Hauptbahnhof kann ich Ihnen was raussuchen.“
Ich bin langsam genervt.
„Wieso das denn? Ich wohne am Marktplatz und die S41 fährt doch von dort direkt durch, die kommt gar nicht über den Hauptbahnhof!“
„Das mag sein, aber das kann ich hier nicht sehen.“
„Aber ich hab das doch bei mir daheim auch über die Bahn-HomePage rausgefunden das erste Mal!?“
„Das mag sein, aber ich kann das hier nicht. Ich kann Ihnen ab Hauptbahnhof was ausdrucken. Für Bahnen im Stadtgebiet können Ihnen vielleicht die Leute vom KVV helfen. Ich kann Ihnen aber ab Hauptbahnhof was ausdrucken. Oder die Jahreskarte verkaufen.“
Ich habe keine Lust mehr.
„Nee, danke, dann lassen Sie mal, dann kauf ich mir erst mal ein Monatsticket. Morgen oder so. Am Automaten.“
Er zuckt die Achseln.
„Sie können machen, was Sie wollen.“
Nein. Kann ich nicht.
Ich will ihn nämlich auf den Mond schießen.
Aber gehe, sogar mit angedeutetem Nicken.
50 Meter weiter.
Ins KVV-Häuschen.
Eine freundliche junge Dame empfängt mich strahlend und ohne Wartezeit. Sie hat gar keinen Bildschirm vor sich und schaut mir sogar direkt in die Augen. Ich erkläre ihr meine gewünschte Abfahrtszeit und mein Problem mit dem Ticket bis Rastatt, von Landau fang ich hier natürlich gar nicht erst an. Sie dreht sich kurz um und hält dann zwei dünne, übersichtliche Broschüren in der Hand.
„So, da haben wir einmal den Abfahrtsplan für die Straßen- und S-Bahnen und hier das Formular für die KombiCard.“
„KombiCard?“
„Ja, wenn Sie bis Rastatt wollen, ist das das einzig Sinnvolle. Kostet 64,- Euro monatlich und gilt für alle Busse und Bahnen im KVV-Netz. Sie brauchen allerdings ein Passbild, das gibt dann so eine richtige Check-Karte, wie die BahnCard, aber die Vorläufige kann ich theoretisch gleich fertigmachen. Damit Sie auch gleich jetzt im Februar fahren können.“
Ich bin sprachlos.
„Gibt - es die - Ist die ganz neu?“
„Nöö, die gibt´s schon lange. Aber seit einiger Zeit können Sie die auch als PartnerCard bestellen, wenn Sie eine Freundin haben oder so, dann zahlt der Partner nur 48.“
„Vielen Dank! Das mach ich. Haben Sie noch mehr von den Broschüren?“
Sie lacht. Freundlich und hell.
„Da vorne liegen noch tausende. Nehmen Sie mit, soviele Sie wollen!“
Ich nehme einen kleinen Stapel der Broschüren mit beim Rausgehen und gehe zurück ins ‚Service-Center‘ der Deutschen Bahn.
An der künstlich mit Bändern erzeugten Komplett-Schlange vorbei schmuggle ich mich durch den Abgefertigten-Ausgang direkt zu meinem Spezialisten von vorher. Die junge Amerikanerin an seinem Schalter telefoniert gerade, offenbar weil sie sein Englisch oder den Inhalt seiner Aussagen bezüglich ihres offensichtlich daheim ausgedruckten Online-Tickets nicht versteht. Ich winke seinen schon jetzt genervten Blick mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die Broschüren in meiner linken.
„KombiCard. Schon mal gehört?“
Er erkennt mich scheinbar erst jetzt wieder, wendet sich kommentarlos ab.
Ich lege einige Broschüren auf die hier ausliegenden Bahn-Broschüren. Er sieht das und runzelt die Stirn. Ich beuge mich an der ohnehin abgelenkten und lauten Dame vorbei über seinen Schalter und zeige erneut auf meine Broschüre.
„Dieses Ticket gilt für den gesamten KVV, ist monatlich bezahlbar und kostet etwa HALB soviel wie Sie mich vorhin ‚bequem mit EC-Karte bezahlen‘ lassen wollten. Und wie Sie wahrscheinlich jeden Tag hier Leute bezahlen lassen, ich bin ja offenbar nicht der einzige, der viel im KVV unterwegs ist, bei der langen Schlange hier. Dieser Mist mit geteilten Zuständigkeiten KVV/Deutsche Bahn soll doch wohl nicht zu Lasten der Kunden gehen!? Und konnten oder wollten Sie nicht auf das billigste Ticket hinweisen?!“
Er wird sauer. Auch andere Leute in der Schlange und hinter den Schaltern werden jetzt aufmerksam.
„Nehmen Sie diese Dinger da weg! Stellen Sie sich an oder gehen Sie weg! Ich habe Ihnen nichts zu sagen!“
Ich muss lachen, aber bin nicht fröhlich.
„Ganz genau! Sie haben mir gar nichts zu sagen! Und Sie HÄTTEN mir auch besser gar nichts gesagt - als so einen QUATSCH! Wie kann es denn sein, dass mir eine Dame vom KVV da draußen OHNE PC besser und viel schneller helfen kann als Sie hier mit all Ihrem Gedöns?! Ist Ihnen klar, dass Ihre Unwissenheit oder die Scheiß-Software der Bahn mich um ein Haar gute 500 Euro gekostet hätte?! Darf ich Sie da nicht wenigstens drauf hinweisen?!“
Er wird rot im Gesicht, halb Zorn und halb Verlegenheit wahrscheinlich, und hinter mir tut sich irgendwas, es wird gegrummelt und geschoben in der Schlange.
„Verlassen Sie jetzt den Service-Bereich!“
Ich lache erneut.
„Das hat die Deutsche Bahn offenbar lange vor mir getan… Keine Entschuldigung? Wirklich nicht?“
Ich lege die übrigen Broschüren auf seinen Schalter.
„Gehen Sie WEG!“
Ein Beamter oder Sicherheitsmann or whatever hat mich plötzlich am Arm. „Gehen Sie, bitte.“
Ich schaue noch einmal kopfschüttelnd zu dem „Berater“ am „Service-Schalter“.
„Wow, Sie sind inkompetent und unfreundlich. Das wäre doch auch ein netter neuer Werbespruch für Euch, oder? ‚Die Bahn - unpünktlich, inkompetent, unfreundlich…‘ “
Er steht tatsächlich auf von seinem Sitz auf und droht mir mit zitternder Faust..!
„Gehen Sie lieber endlich!“
Ich muss noch einmal lachen.
„Auch ein schöner Slogan: ‚Die Bahn - gehen Sie lieber endlich!‘ Machen Sie´s gut. Nein: Machen Sie´s besser!“
Ich schüttle die Hand des Wachmanns ab und verlasse den Hauptbahnhof. Und jetzt geh ich Fotos machen lassen. Das ist zwar schon langwieriger als einen Zielbahnhof aufzuschreiben oder eine PIN einzugeben, aber bei 500 gesparten Euro kann ich immerhin richtig nette Fotos machen lassen. Und mir mit PhotoShop „Ex-Bahn-Kunde“ auf die Stirn tätowieren lassen.
Fazit: KVV: 1 DB: 0 Jonas: 500
Deutsche Bahn - erst zahlen, dann ärgern
Deutsche Bahn - fahren Sie doch Auto!
Deutsche Bahn - Lassen Sie´s einfach…