Es wird kaum jemanden nach so langer Zeit interessieren, aber ich habe gerade einfach mal das Bedürfnis meine abschließende, spoilerfreie, Meinung über Elden Ring festzuhalten. Ich habe das Spiel für mich eigentlich letztes Jahr mit dem Legen eines bestimmten Bosses beendet, aber den wirklich finalen Boss, habe ich nach sehr langer Pause dann erst letzte Woche gelegt – es war zum Ende einfach die Luft raus – ich brauchte die Pause von den Bossen.
Und hier kommen wir zum ersten und wichtigsten Punkt eines Soulspieles: Die Bosse.
Was hier abgeliefert wird, sucht eigentlich seines Gleichen. Es gibt kein Spiel was ansatzweise mithalten kann, was Bosskämpfe angeht. Alleine die Startregion wartet mit 28 Bossen auf, man denkt wo das alles noch Enden soll, soviele Herausforderungen und davon sind gerade mal 2 Pflicht - und alter sind die 2 Hauptbosse geil vom Moveset und dem Design.
Aber was anfangs noch erfrischend wirkt, wird dann bei 238 Bossen insgesamt im Spiel dann auch ermüdend. Die meisten optionalen Bosse, haben natürlich schon einfach meist nicht die Klasse (ausgenommen Hauptbosse von optionalen Gebieten), wiederholen sich irgendwann (was bei der Anzahl eigentlich auch nicht schlimm ist, wenn man bedenkt, dass es ein God of War mit nicht mal einem Zehntel der Bosse es geschafft hat einen mit Recycling fast die Lust aufs Spiel zu nehmen) und kriegen dabei meist noch komische Kniffe indem sie dann doppelt, dreifach mit Ads oder neuen Statuseffekten daherkommen. Das ist dann spätestens im vierten Gebiet was man besucht etwas öde.
Ebenso hab ich gerade zum Ende des Spiels hin – deshalb auch die Pause – das Gefühl, dass man es Soulsveteranen nicht zu einfach machen wollte und Bosse besonders aggressiv (gib mir kaum mehr Pausen und lass mich meinen Ausdauerbalken leerrollen, bis ich mal wieder agieren kann) und mit besonders vielen Magieattacken ausstatten wollte, dass selbst ein Isshin aus Sekiro oder ein Orphan of Kos da alt ausgesehen hätten und wir reden da von Spielen mit nem ganz anderen Tempo. Das ging mir schon zu weit mit der Herausforderung, aber ich wollte ja auch alles in Nahkampf ohne Aschen und ohne Hilfe schaffen. Da bin ich irgendwie auch selbst Schuld, wenn ich Frust aufkommen lasse. Da man aber zig Optionen hat, sich die Bosse einfacher zu gestalten oder auch einfach nicht jeden Winkel der Welt untersuchen muss, kann man nur nochmal festhalten:
Es wird kein Spiel auf diesen Markt geben, was mit so vielen unterschiedlichen Bossen aufwarten kann und was es versteht die Hauptbosse so fantasievoll zu animieren und zu gestalten. Aber hier spielt From Software eh seit jeher in einer komplett eigenen Liga.
Das Kampf- und Levelsystem ist in seinen Grundzügen natürlich das was wir seit Demon's Souls kennen. Dazu muss man nicht viel schreiben, außer, dass gerade das Waffen leveln – zum Glück – deutlich vereinfacht wurde und dass man nun auf separater Taste die Spungangriffe aus Dks1 hat, die hier super wichtig sind, aufgeladene Angriffe aus Bloodborne bekommt, Power Stances aus Dks2, WeaponArts aus Dks3 (hier sogar bei den nicht Bosswaffen frei vergebbar) und die Haltung aus Sekiro (wenn auch nicht angezeigt) übernommen hat. Dafür sind aber die Fallattacken aus Dks1 verschwunden. hinzu gekommen ist eine einfache Kontermechanik nach dem normalen blocken. Man sieht deutlich, dass man hier ein BestOf aller Soulstitel und das wohl komplexeste, wenn auch nicht beste – das hat meiner Meinung nach Sekiro, Kampfsystem des Studios geschaffen hat. Ebenso gibt es nun Geister, die man bei Bossen oder in bestimmten Situationen rufen kann, die wieder mit extra Materialien aufgewertet werden und das Spiel deutlich vereinfachen können, wenn man die mächtigsten davon findet. Achja, Zaubersprüche und Waffen aller Arten gibt es hier bis zum Abwinken und man kann sogar eine Trinkflasche zusätzlich zu den bekannten mit Leben und Mana zusammenmixen. Wer sich mit Builds in Action-RPGs austoben will, konnte das noch nie so gut wie hier und auch hier ist man wieder in seiner eigene Liga.
Bisher alles, wie erträumt. Geiles Gameplay, geile Bosse.
Die Story ist mal wieder das was man von nem Soulsspiel erwartet. Die Welt ist im Arsch, also werde du doch bitte neuer Herrscher der alten Welt oder beginne ein neues Zeitalter. Kloppe auf dem Weg dahin wichtige Krieger und Könige der Welt nieder, die alle ein tragische Schicksal hatten. Werde mächtig as fuck. Die Hintergrundgeschichten dazu habe ich nicht studiert, aber was ich davon auf Youtube aufgeschnappt habe, unterscheidet sich nicht groß von den religiösen Machtkämpfen und Intrigen, die wir schon aus der Dark Souls Lore kennen. Das Mitwirken von George RR Martin, habe ich nur bei den Bossnamen nach seinen Initialen gemerkt. Einen so geheimnisvollen Plot wie bei Bloodborne, wo wir erst nie wissen, was wir überhaupt tun, werden wir nicht bekommen. Und auch die Lore und Athmosphäre ist nicht ansatzweise so kreativ wie beim PS4 Exclusive von 2014. Alles in allem erfüllt das Setting aber seinen Zweck, aber ich hätte mir hier mit der Prominenten Beteiligung mehr gewünscht als Standard Dark Souls Kost.
Und nun zum wichtigsten Alleinstellungsmerkmal von Elden Ring. Die offene Welt. Und ach du scheiße, ist das hier riesig, abwechslungsreich und trotzdem an jeder Ecke (mit Ausnahmen, dazu gleich mehr) richtig richtig gut designt. Man hat hier anfangs nur die Fragen: Was ist denn da hinten und wie komme ich da hin? Und man wird ständig mit Entdeckungen belohnt ohne das Marker den Weg weisen. Leider merkt man schnell, dass nicht nur besondere Dungeons, Encounter und NPCs in dieser Welt stecken, sondern auch viel Standard Open World Kram verbaut ist. Man hat wiederkehrende Magiertürme mit Rätseln für Zauberslots, Kirchen zum Upgrade der Tränke, die großen Bäume für die Effekte der extra Flasche mit immer den gleichen Wächtern und am Schlimmsten irgendwann die Dungeons, Ruinen und Verliese, die erst echt schön zu entdecken sind, sich für mich dann aber genauso wie die erst handgemachten Chalice-Dungeons aus Bloodborne mit immer den gleichen Versatzstücken und Bossen anfühlten. Wenn man hier alles mitnehmen will wie ich, wird es irgendwann anöden. Also hier schlummert unter der Oberfläche mehr Ubisoft als vermutet. Aber keine Angst - hier wird wie erwähnt auch abseits dieser „Fragezeichen“ auch noch viel mehr zum Entdecken geboten und ich hatte wunderschöne Momente an denen ich mich noch mein ganzes Gamerleben erinnern werde.
Es ist nur nicht mehr alles so durchchoreographiert seien es die Encounter oder der Schwierigkeitsgrad generell, man muss sich das Spiel nach seinem Geschmack gestalten und ich habe mir den Mittelteil etwas versalzen. Mein Tipp: macht euch einfach auf die Reise und versucht bloß nicht alles mitzunehmen, denn bis zum Endgame – da pegelt sich alles wieder ein, auch umgekehrt für entdeckungsfaulere Spieler - werdet ihr mit dieser Spielweise überlevelt sein und versaut euch so in zweierlei Hinsicht die Erfahrung. Und gerade die Buildvielfalt lädt ja zu nem neuen Run ein, wo man dann andere Routen gehen kann. Das Gefühl, nochmal 3 Dungeons machen zu müssen, da man sich zu schwach fühlt, wird auch ganz anders sein, als wenn man midgame Bosse First try mit dem Großschwert wegklatscht.
Ebenso mag ich das Craftingsystem nicht, da es irgendwie den Loot, den ich aufsammel entwertet. Ich sammel kaum noch bspw. Giftmesser oder Heilung gegen Gift ein, die mir das Spiel erleichtern. Nein ich crafte sie hauptsächlich. Wenn man das ganze komplett lässt wie ich und sich dann zu geheimnisvoll platzierten Items den Weg hinbahnt und dann Craftingmaterialen bekommt, fühlt man sich einfach verarscht. Da man aber auf dieses Leuchten als Soulsspieler abgerichtet ist, fehlt einen Stück weit die Belohnung. Die Fand ich bei den kleinen goldenen Bäumen um die Anzahl an Tränken zu erhöhen, aber zum Schluss bringen die nichts mehr, damit nicht ganz so Entdeckerfreudige Spieler auch die Tränke maxen können. Sowas kenne ich gar nicht von From Software. Hat man bei den vorherigen Teilen nicht alles gefunden, hatte man einfach Pech.
Das größte Problem sind aber die eng platzierten Leuchtfeuer und die fehlende Gefahr beim entdecken. Ich kann jederzeit schnellreisen und mache damit sogar von allen gehasste Giftsümpfe lächerlich.
Nun sollten mich als Soulsfan ja die LegacyDungeons vertrösten, aber diese können sich aufgrund der Spielmechanik nicht so wie ein 3D Metroidvania anfühlen. Ich hüpfe dort über Dächer und der Anfangsdungeon der bestimmt so groß wie ganz Yharnam ist, fühlt sich nicht mehr geil verzweigt um ein Leuchtfeuer an, sondern wie ein Kinderspielplatz bei dem ich von Location zu Location hüpfe und das sprichwörtlich oder halt mit den engen Feuern. Das hört sich nun hart an, denn Encounter und Points of Interests sind nach wie vor genial, aber stellt euch vor ihr könntet in Yharnam über die Dächer der Kirchen und Kathedralen springen, da geht ja die komplette Bedrohung und das Feeling für das geniale Leveldesign verloren und das ist bei den anderen Dungeons noch schlimmer, denn der erste ist meiner Meinung auch der Beste. Ein anderer ist das prunkvollste und geilste, was ich wirklich jemals in nen Game gesehen habe. Wie es nur wäre, hier Abkürzungen freizuschalten und den Aufbau zu verstehen, anstatt lustig überall rumspringen zu können. Es spricht Bände, dass ich auf einmal richtig Spaß mit einer Kanalisation hatte, da man hier halt durch den Aufbau in ein enges Korsett um ein Leuchtfeuer gedrückt wurde, aber diese rückblickend betrachtet einfach super schlecht designt war - verglichen mit Gebieten von anderen Soulsspielen.
Jetzt hört sich das zum Schluss des Turos so nach Miesmacherei an, aber im Fazit möchte ich nochmal festhalten, dass wir ein Spiel haben was so riesig ist wie alle Vorgänger zusammen, genauso viele Highlights bietet und was noch nie so zum Entdecken und Experimentieren eingeladen hat. Es motiviert mich nach wie vor, mehr als alles andere, Spiele der Japaner zu spielen und ich hatte ein super Zeit von 180h oder so. Ich hatte die besten Bosskämpfe und Quests von diesem Entwickler und trotzdem wäre wahrscheinlich etwas weniger Content besser gewesen und trotz der Genialität von From Software, kann man das Niveau eines durchgestylten Soulslikes nicht in einer offenen Welt halten. Von daher kann ich hier nur eine 8,5 von 10 geben, da mich die zu große Open World mit wiederkehrenden Ereignissen einen halben Punkt abziehen lässt, ebenso da das Craftingsystem – ich hasse jegliche Craftingsysteme - die Entdeckung für mich entwertet und durch die Dungeons, da sie einfach nicht mehr das Niveau haben, was ich mir wünsche. Hätte ich das Spiel etwas anders gespielt hätte ich bestimmt nur wegen Letzterem abgezogen und es hätte ne 9,5 gegeben. Von daher ist Elden Ring ein Meisterwerk was jeder gespielt haben sollte. Man selbst ist aber auch für seinen Spaß verantwortlich wie es halt in jeder Sandbox ist.