Reasonable Doubt
Ok. Let´s go. Das Ding hier wird lang genug also spar ich mir eine Einleitung wer Jay- Z ist und wo er herkommt. Rede ja nicht mit Noobs hier.
Für nähere Erläuterungen wie real oder fake Jiggas Hustler Story sind und ob Roca Fella mit Drogengeld gegründet wurde, kontaktiert bitte
@Decepticon , der versorgt euch mit Interviews von allen Ex Dealern die DJ Vlad auf New Yorker Parkbänken gefunden hat. ( Miss u bro )
Reasonable Doubt startet mit einem Scarface Intro. Sowas war 96 noch nicht so ausgelutscht wie heutzutage, aber generell hasse ich Skits und ähnliches. Fürs dran bleiben wird man dann aber mit dem Hit Can´t knock the hustle belohnt anhand dem sich der kohärente Stil des Albums gut beschreiben lässt.
Die Beats von Ski, Premo, Clark Kent und DJ Irv sind einerseits typisch mid 90s New York und mischen viele Jazz- und Soul Samples mit Boom-Bap- Kick- Snare Drums ( Oder wie man das nennt). Gleichzeitig würde ich die Beats im Vergleich zu vielen Alben aus der Zeit als eleganter, wärmer und melodischer bezeichnen.
Blöd gesagt das rumpelt alles weniger als auf einem frühen Wu oder Onyx Album. Man findet auch viele Vocal Samples und insgesamt könnte ich mir die meisten der Beats hier auch auf einem 2021er Album vorstellen.
Wie das an Mafia Filme angelehnte Cover vermuten lässt, geht es auf Reasonable Doubt viel um Crime im großen Stil. Jay schneidet oft im selben Part Erlebnisse und Situationen aus seiner Hustler Vergangenheit an, prollt anschließend mit den Statussymbolen, die er sich von den daraus resultierenden Einnahmen kauft und erniedrigt daraufhin andere Rapper, die zu broke für sowas sind und mit seiner street knowledge eh nicht mithalten können.
Dazu gibt’s des Öfteren Verweise auf Paranoia, die unmoralischen Seiten des dope Games und Gewissensbisse für den eigenen Lifestyle.
Er klingt dabei nie besonders emotional, sondern fast immer abgeklärt, souverän und grenzenlos selbstbewusst / arrogant. Manche langweilt das. Ich liebs.
Den schnellen Flow aus Anfangszeiten packt er nur ganz kurz mal aus rapt jetzt meistens laid back und wechselt Flow und Reimschema mühelos mehrmals innerhalb einzelner Parts.
Wenn dann wie bei Can´t Knock the Hustle Mary J Blidge eine absolute Ohrwurm Hook raus haut hat man eine zeitlose Hymne und man weiß von Anfang an, dass einen hier großes erwartet.
Generell hat das Album viele Gesangshooks wie auch bei Politics as usual, welches mit smoothem stylistics Sample kommt und Jay rapt darüber wie Kids zu ihm aufschauen, wenn er mit Diamanten behangen im Lexus das Dope in der Hood pushed, aber niemand seine innnere Leere fühlt.
Danach das Königstreffen mit Biggie auf Brooklyns Finest. Der Piano Klimper Beat erweckt leichte Western Saloon Vibes bei mir (
fortgeschrittener Musikjournalismus) und geht mehr nach vorne als die meisten auf dem Album. Die Hook kann man auch nach 8 Bier gut mit grölen und in den sich abwechselnden Parts (find ich immer geiler, als wenn jeder seinen 16er einschickt) hauen 2 der besten Rapper aller Zeiten gut gelaunt Battle Ansagen und Morddrohungen raus. Absoluter Klassiker.
Da oft gerne diskutiert wird wer solche Tracks „gewonnen“ hat: Die sind schon auf ähnlichem Niveau, aber Biggie ist für mich der GOAT und da kommt auch Jay- Z nicht ganz ran.
Erwähnenswert noch eines der größten Eigentore der Hip Hop Geschichte von Biggie als er hier seine eigene Frau beschuldigt ihn mit Pac betrogen zu haben „ If Fay' had twins, she'd probably have two Pacs Get it? Tupac's?
Direkt anschließend das berühmte Nas Sample auf „Dead Presidents“ Der verträumte Beat ist pure Magie und lyrisch ist das S. Carter auf seinem absoluten Zenit. Das hier ist Part 2. Zum ersten Part wurde ein Video gedreht. Hook und Beat sind identisch, aber die Parts sind anders. Hab das nie verstanden und wäre zu Infos aus dem Forum dankbar.
Sachen wie Feelin it pumpt Paule im Urlaub am Pool oder wenn er im Sommer zum See radelt. Sehr entspannte Nummer mit jazzigem Sample und Gesang.
D´Evils kommt mit Snoop Cuts aus murder was the case und ähnlich wie dieser Song wird es textlich sehr düster. Jay wird durch das dope game immer gefühlskälter und entführt (und tötet wahrscheinlich) die baby mother eines ehemaligen Kindheitsfreunds, der zum Konkurrenten geworden ist.
22 Two´s läuft durch, ohne zu stören, aber haut mich jetzt nicht um.
Can I Live dafür wieder ein absolutes Highlight. Der langsame Isaac Hayes Bläser Sample ist unglaublich mächtig und erhaben. Wenn Jay dann Sachen wie „ I'd rather die enormous than live dormant“ spittet bin ich motiviert meinen Job zu kündigen um als Selbstständiger GANZ großes Business zu starten und auch seinen Big Baller Lifestye mit der president suite in Vegas und allem drum herum zu leben.
Ain´t no toller Typ war auf dem verrückte Professor Soundtrack und ist soweit ich weiß Jays erster Hit.
Der relative simple Funk Sample Beat ist cool und die angepasste Hook von ain´t no woman catchy. Hovs und Foxy Brown liefern beide gut ab und bringen unterhaltsamen Player / Sex Talk in ihren parts.
Frage ans Forum: will uns Jiggaman mit „ they say sex is a weapon, so when I shoot meet your death in less than 8 seconds“ wirklich sagen, dass ein F*** mit ihm nach 7s vorbei ist ?
Auf Friend or Foe erklärt er in 1:49 und ohne Hook auf sehr charmante Weise einem neuen Konkurrenten im Dopegame, dass er doch bitte seinen Arsch zurück nach Kansas bewegen soll aber seine Ware gerne hierbleiben darf. Gz fühlen sowas.
Es geht anschließend mit Storytelling weiter und Jay nimmt Nachwuchshustler Memphis Bleek über einen Premo Beat unter seine Fittiche. Beide wechseln sich in im letzten Part wie bei einem Gespräch ab. Wie erwähnt kriegt man mich mit sowas fast immer und Bleek ist generell unterschätzt. Ballert.
An Cashmere Thoughts und Bring it on gibt es absolut nix auszusetzen und sie fügen sich sehr gut ins Album ein. Gibt da aber auch nicht so riesig viel zu sagen, höchstens, dass auf Bring it der alte Hawaii Hemd Connoisseur Jaz O zeigt, dass er sich auch an Jays neuen Style anpassen kann.
Das ganze wird mit Regrets abgeschlossen: Es werden Jays weinende Mutter und ein verstorbener krimineller Mentor adressiert, den Hov darüber informiert dass er ihm leider bald ein paar „ Zimmernachbarn“ in den Himmel oder die Hölle ( je nachdem ) schicken muss weil die youngins ihre Rolle übertreiben. Solche Sachen muss er genau wie die Junkies die seinen Lifestyle finanzieren aber verdrängen. Beat und Delivery auch hier eher zurückhaltend und nachdenklich. Finds angenehm sowas ohne endloses Pathos etc. rüber bringen zu können.
Auf Spotify war noch Can´t knock the hustle im fools paradise Remix. Das war nicht auf der CD die ich damals gekauft hab. Hat nen neuen Beat und Parts. Die Mary Hook wird von einer Melissa Morgan gesungen. Bin solchen eingängigen, flotten rnb Nummern eigentlich sehr aufgeschlossen aber hier brauch ich das nicht. Regrets schon deutlich besserer Abschluss. Wobei ich „ around here the only thing worse than getting old is not getting old“ in den frühen 2000ern bestimmt als MSN Tagline genommen hätte.
Wertung Wenig überraschend: 10 / 10 das ist eins meiner Lieblingsalben. Als ichs zum ersten mal gehört habe fand ichs cool und hab Nummern wie Brooklyns finest und can´t knock the hustle gefeiert, aber war nicht völlig begeistert. Gut, war damals auch so 13 / 14 und hab auf Hits wie Big Pimpin und „can i get a“ gehofft. Das Albung wächst aber echt mit jedem hören und auch wenn das abwertend klingt, das ist richtig alltagstaugliche Musik. Lass das oft nebenbei laufen und wenn ich rein höre, entdecke ich oft ein neues Detail oder Wortspiel.
Beste Tracks Can´t knock the hustle, Brooklyns Finest, Dead Presidents, Can I live
Skips nichts