Einmal mehr zeigt sich in der Aktion vom Wochenende und der Reaktion zu Wochenbeginn die eklatante Unfähigkeit zur Selbstkritik innerhalb einer gewandelten Ultras-Szene sowie ein äußerst bedenkliches Verständnis von angeblicher Normalität beim Fußball. In dieser Saison wird hierzulande so viel gezündelt wie schon lange nicht mehr. Was im Ursprungsgedanken der Szene früher noch das Spielgeschehen optisch und akustisch begleiten sollte wie Klangfeuerwerk, hat sich mittlerweile vollkommen vom Fußball entfremdet und dient als angriffslustige Selbstdarstellung.
Im Kern vieler Ultras-Gruppen mögen die Ideale zwar noch überleben, doch im Umfeld sind sie nicht nur ausgestorben, sie waren anscheinend noch nie so richtig bekannt. Es scheint, als ob der Fußball für eine neue Generation Ultras nur noch die Rolle einer 90-minütige Wochenend-Fußnote einnimmt und der Sport in den Hintergrund rückt. Im Vordergrund ist kein Platz mehr, denn da stehen sie ja bereits selbst, die schwarzuniformierten Sonnenbrillen-Ständer mit totalitärem Allmachtsanspruch und murmeln ihren Dauergesang. Ihre Fotos und Videos stehen noch am selben Abend im Netz. Ultras 2.0.