hier ist es:Union läuft Gefahr, Wähler zu vergraulen
Kommentar
Von Andreas Thewalt
Wenn die berühmten Berliner Philharmoniker so ähnlich Musik machten wie die Kakophoniker der Union momentan Steuerpolitik, sie würden jeden Konzertsaal leerspielen. Keiner könnte es ertragen, wenn alle Musiker wild durcheinanderspielten, gleichzeitig Bach, Wagner, Jazz, Hardrock und Zwölftonmusik. Und jeder auch noch in anderem Takt.
So ähnlich spielt die Union aber gegenwärtig Steuerpolitik. Sie läuft Gefahr, auf diese Weise ihr Publikum für den Wahltag zu vergraulen. Das kann leicht passieren, wenn weiterhin profilierungswütige Politiker aus CDU und CSU ungebremst der Schwatzhaftigkeit frönen und meinen, jeden Einfall auch gleich in die Welt posaunen zu müssen.
So erweckt man den Anschein, als ginge es in der Union drunter und drüber, als gäbe es kein Konzept, als wüßte die Linke nicht, was die Rechte tut, als herrschte Chaos. Die Union behauptet, so gehe es bei Rot-Grün zu. Wenn sich CDU und CSU aber genauso präsentieren, könnten Wähler den Eindruck bekommen, sie kämen per Machtwechsel höchstens vom Regen in die Traufe. Warum dann wechseln? Es wird Zeit, daß mal wer Dirigent(in) spielt im Unionsorchester.
erschienen am 27. Mai 2005 in Politik