Original geschrieben von brest
UDU,
DU gehörst zu der Generation, die jetzt zu schwitzen anfängt!
Du bist doppelt so alt wie ich (so ungefähr) und Du musst Dir eins eingestehen: Das es eine neue Generation von jungen Menschen gibt, die die lahmen 80er als Kuschelig empfanden, die 90er als wilde Party empfanden und jetzt bemerken müssen, daß alles nur Lug und Trug ist...ich habe keine Lust mehr meine Stimme alle 4 Jahre abzugeben, ich habe keine Lust mehr, mir von irgendeiner Partei in irgendeiner Form ideel in mein Leben reinreden zu lassen. Ich habe keine Lust mehr mit anzusehen, wie Menschen in meinen Alter sich dumm und dusselig verdienen und das als harte Arbeit verkaufen, während der andere Teil den unglücklichen Rest spielen darf.
Ich schwitze garantiert nicht. Ich bin froh, daß ich schon so alt bin, wie ich bin und nicht in Euerm Alter oder 15 Jahre jünger als jetzt. Ich kann Deine Lustlosigkeit verstehen, aber sie wird Dir nicht weiterhelfen, denke ich mal.
"Im Kapitalismus kann nicht jeder Reich sein, aber bestimmt jeder Arm dran - wenn er nur will".
Lach nur UDU, aber hier in Berlin wird da etwas anders gedacht (zumindest unter den Leuten, die ich kenne)...und hier werden demnächst ganz andere Schlachten geschlagen. Ääähhh und bitte glaub mir, die 68er werden dagegen ein "leichter Husten" gewesen sein. Ist es nicht gerade Eure Generation, die uns diese Ideale für die Zukunft mitgegeben haben?
Warum sollte ich wohl lachen? Ich weiß, wie es in Berlin abgeht, muß nicht unbedingt dort sein. Sicher ist das, was in der Apo damals war, gemessen an jetzt ein „leichter Husten“, aber damals hatten die Erwachsenen, di etabliert und abgesichert gelebt hatten, geglaubt, die Welt würde untergehen. Die Generation Eltern denkt es heute auch, aber es ist immer so. Erst wenn das Zeitgeschehen Geschichte geworden ist, hat man den nötigen Abstand Spreu vom Weizen zu trennen. Als Benno Ohnesorge erschossen wurde, waren wir in Berlin.
Du darfst nicht vergessen, Ihr habt die Freiheiten genossen, für die wir uns naß manchen und prügeln ließen. Damals wurde die Autonomiephase im Kleinkindalter noch Trotzphase genannt. Trotz wurde per Klaps oder Prügel gebrochen.
UDU, du musst verstehen, aber wenn ich schon alleine den Wahlkampf von Rüttgers in Nordrhein-Westfalen rückwirkend betrachte, frage ich mich, wer diese kleinen Mitläufer waren, die andauernd medienwirksam, dumme Schilder im Hintergrund hochgehalten haben - frage ich mich, ob es nicht möglich wäre, diesen jungen Menschen mit aller Härte klarzumachen, daß man einen Rüttgers nicht in diesem Sinne unterstützt. Schau Sie dir an, die zukünftigen Fratzen, die sich in meinen Alter befinden, und die jetzt schon Politikbesessen sind. Hey, ich lass mir von denen doch nix erzählen - die sehen allesamt so aus auf den Parteitagen, als wären die allesamt mal Taschenträger für ihre Lehrer gewesen...und sowas will sich mit aller Macht in mein Leben einmischen, Grenzen setzen und Gesetze gestalten?
Die gab es damals im Ring christlicher Studenten auch. Die gab es und gibt es heute immer noch in schlagenden und nichtschlagenden Verbindungen. Sie haben sich organisiert und leben für ihre Ziele und Ideale. Die Individualisten verbinden sich oft nicht, sondern zerfleddern sich und verlieren sich im Kampf gegeneinander, statt eigene Ziele zu formulieren und Mitstreiter zu suchen.
Ne, ne, ne...UDU...komm zur Einsicht...Eure Generation wird bald abdanken - Jetzt sind wir am Ball und solange ich Jung, Kräftig und ein (relativ) ausgeprägtes Gewissen für Gerechtigkeit habe, lässt es einfach meine Klarsicht nicht zu, daß hier irgendwelche Gestalten in irgendwelchen Pseudo-Advocaaten-Anzügen in Zukunft Worte, Gedanken und Märkte leiten...
Meinst Du, daß es Erfolg verspricht, wenn Du andere bekämpfst? Die Meinung hatten wir auch und haben verbreitet: „Mach kaputt, as Dich kaputt macht!“ Geholfen hat es nicht, weil sich jeder von etwas anderem kaputt gemacht fühlte. Als ich das damals erkannt hatte, daß man im Haß und Wut mit seinem Gegner verbunden ist, brauchte ich die APO nicht mehr und bin in die Gewerkschaft, dann in die SPD eingetreten und suche mir für meine Ziele Mehrheiten, um es BESSER zu machen, zumindest, um es zu versuchen, statt anderen etwas zu zerstören, was ich eh nicht (haben) will. Andere wurden damals radikaler, warfen Steine usw., woraus sich letztendlich die RAF entwickelt hat.
Glaube ja nicht, daß ich über die Politik jetzt glücklich bin. Ich koche!!! Aber ich muß auch eingestehen, daß ich seit ca. 1994 eine Karteileiche bin, weil Graffiti u. die Problematik mir kaum Zeit lässt. Ich will aber, wenn es mit meinen Armen besser geht, mich wieder stärker im Bereich Jugendpolitik einmischen/mitmischen.
Du lebst noch in den 80ern oder 70er oder so, aber für mich wird das Jahr 2050 bestimmt nicht Lustig!
Ich lebe JETZT mit Blick in die Zukunft, sei Dir sicher!!! Der Artikel beweist es. Er wurde nur wg. der Trennstriche im Text überarbeitet, erschien schon vor Jahren in der Backspin.
http://www.hiphophamburg.org/texte/verunstaltung.html
Ich bin gar nicht scharf darauf, 2050 zu erleben; denn vermutlich wird vorher noch ein Krieg die Menschen dezimiert haben.
Und UDU - da besteht der Unterschied zwischen uns beiden, ich werde dieses Jahr (3 x klopf, klopf, klopf) bestimmt erleben und Du dagegen eher nicht...
Vermutlich wirst Du schon vorher mit mir tauschen wollen.
Ich glaube nicht, daß zwischen uns große Unterschiede sind, der größte wird wohl der Altersunterschied sein, ich würde sie nur anders formulieren.
Es gibt mehr Gründe für eine neue, gerechtere Welt zu kämpfen, als das bisher gegebene weiter zu verwalten...wir haben schon einen Reichtum an gerechten Gedanken, aber diese werden im Sinne des Kapitals unterdrückt - und das wird auf keinen Fall so weiterlaufen...
Klar, aber Du kannst es nicht allein oder in kleinen, selbst zerfleischenden Grüppchen, sondern es braucht Mehrheiten, die sich im Großen und Ganzen einig sind.
Über eines musst Du Dir im Klaren sein: In schlechten Zeiten klammern sich Menschen an das, was sie haben und an das, as sie kennen. Man kann Menschen nicht zwingen, sich zu ändern, man kann sich nur selbst ändern. Wenn eine Gruppe andere Wege geht, so kann sie sich vergrößern. Wird eine Gruppe gezwungen, andere Wege zu gehen, so gibt es nur Pseudoveränderungen unter Druck.
Wenn ich Hartz IV sehe und die wirtschaftliche Entwicklung, so kriege ich zunehmend den Eindruck, daß die Wirtschaft schon längst reagiert.