an:
leserbriefe@spiegel.de
von:
fleuch@hotmail.com
Berlin 26.06.2004
Betrifft: abartige Cannabishetze!
Lieber Spiegel!
Es freut mich und andere, daß Sie der von oben angeordneten Propaganda so herrlich auf den Leim gehen und die Verlautbarungen der Weinkönigin Caspers-Merk so kritiklos für bare Münze nehmen. Scheinbar ist Ihnen unbekannt, daß die vielen Haschischgeister -laut Drogenbericht 2004 fast jeder 4 Bundesbürger und beinahe jeder 2 Jugendliche, wieviele Spiegelleser?- nach sechs Jahren geduldiges Warten (Thema Wahlversprechen!) sich allmählich zu rühren beginnen. Kurzum die Leute putzen ihre Colts und unter anderem werden die arme arme Frau Caspers-Merk und andere sogenannte Verantwortliche offenkundig vermehrt mit Protesten und Anfragen belästigt.
Auf diese sich anbahnende Lawine muß nun die Öffentlichkeit geeignet vorbereitet werden. Während intern mit der berüchtigten Kleiberstudie aus der Kohlzeit hantiert wird, eine Studie wonach Cannabis harmloser als Alkohol und Nikotin zu sein scheint und ansich gar nicht strafrechtlich verfolgt werden kann, muß "draußen" Cannabis als der totale Horror und parallel dazu einige Millionen "Kiffer" als der totale Abschaum, die Deppen der Nation erscheinen.
> Einer Studie im Auftrag des Bundesgesundheits-
> ministeriums zufolge ist die Zahl der jungen Menschen,
> die wegen Problemen mit Cannabis ambulante
> Beratungsstellen aufsuchen, d r a m a t i s c h
> gestiegen, wie der SPIEGEL berichtet.
Schade daß die emsigen Journalistchen solche "ambulanten" Beratungsstellen nicht aufsuchen und wenigstens mal gucken um was es dabei eigentlich geht. Sind das Siechenheime oder Sterbelager?
Hier mal was eine Berlin-Kreuzberger ambulante Beratungsstelle zum Thema "Haschisch und den lieben Kleinen" zu sagen hat. Schauen Sie dazu auf die Homepage:
http://www.berlin.de/sengsv/drogen_und_sucht/haca.html
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Informationen zur gegenwärtigen Rechtslage
Senatsverwaltung für Gesundheit,
Soziales und Verbaucherschutz Berlin
Büro für Suchtprävention
(...)
Unter welchen Umständen wird das Ermittlungsverfahren nicht eingestellt?
(...)
Denkbar sind folgende Situationen:
Jugendliche über 14 Jahre (also strafmündig) rauchen gemeinsam während der Öffnungszeiten vor der Tür eines Jugendfreizeitheimes einen Joint. Kommt es zur Anzeige, wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Allein die Tatsache, dass es sich um eine Einrichtung handelt, die von anderen Kindern und Jugendlichen benutzt wird, schließt die Einstellung des Verfahrens aus.
(...)
In einer Clique von Jugendlichen rauchen einige gemeinsam einen Joint und p r a h l e n damit, wie "cool" "kiffen" sei. In dieser Clique sind Jugendliche, die noch keine Erfahrungen mit Haschisch gemacht haben.
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Demnach sollten sich "strafmündige" Kinder (der Hinweis auf die Strafmündigkeit steht so im Original) mit ihrem Joint nicht vorne am Haupteingang des Jugendfreizeitraumes aufhalten -und vermutlich auch nicht dort, wo unsren wackeren Journalisten gerade "ambulante" Therapien mit Deutschlands einzigem Vorzeigeverrückten vorgeführt werden, sondern besser nach hinten sich in den Büschen verstecken. Scheiß grauer Alltag!
Und die noch kleineren Kinder, so legt diese ambulante Denkschrift es nahe, können natürlich kiffen wo sie wollen und soviel sie wollen. Es passiert nichts schlimmes, weil sie ja gar nicht strafmündig sind.
Übrigens wird hier in Kreuzberg das "Prahlen" staatlich geächtet. Ein Krimineller, wer mit seinem Joint prahlt, etwa im Sinne von "ich rauche gern". Dann schreiten Wachtmeister, Staatsanwalt und Richter mit Schleppenträger und Gefolge ohne Gnade auch schon bei Kindern ab 14 ein. Herrlich!!!
Dies zum Thema, was in den "ambulanten" Einrichtungen getrieben zu werden scheint. Nun noch zu der dramtisch angestiegenen Anzahl der "Kiffer" die solche "ambulanten" Einrichtungen aufsuchen.
> Nach Hochrechnungen (? sehr dramatisch!) der Experten
> wenden sich heute jährlich 15.000 Kiffer,
> deren vorrangiges Drogenproblem
> Haschisch oder Marihuana ist, an Experten
> in Drogenberatungen und Therapieeinrichtungen.
Haben Sie schonmal in den dürftigen Drogenbericht hineingeschaut? Neben den vielen Millionen Kiffern, gab es im Jahre 2003 circa 149.000 Ermittlungsverfahren wegen Cannabis. Es ist dabei gang und gäbe, einen "Straftäter" d.h. einen Kiffer, vor die Wahl zu stellen: Entweder du unterziehst Dich einer "ambulanten" Behandlung und verhilfst so den Volksvertretern, Spiegeljournalisten und anderen Menschenfeinden zu einer dramatischen Schadensstatistik, oder Geldstrafe oder gar Freiheitsberaubung.
Es wäre also sehr freundlich von unserer angeblich nicht vom Staat gelenkten Presse, wenn man mal die vermeintlichen "Kranken" aufsucht. Fast jeder dieser 15.000 Schwerstkranker ist in einem Strafverfahren verwickelt. Komisch oder? Bei 10 oder gar 15 Mio Cannabisbetroffenen sollten doch auch einige "normale" Patienten zu finden sein.
Nun, wie auch immer, mit solchen miesen Tricks kann man uns auch die Kartoffeln madig machen!
Wenn Sie nun noch den personellen Aufwand bei den "Ermittlungen" mit dem Aufwand bei der "ambulanten" Therapie vergleichen, wirds richtig abartig. Hier z.B. noch etwas aus dem Drogenbericht:
> Ein speziell auf diese Gruppe von jungen
> Konsumenten (Schwerstkranke!) ausgerichtetes Angebot,
> bestehend aus einem intake-Gespräch und
> einem Kursangebot (8 Stunden), soll helfen,
> die Risiken einer möglichen Abhängigkeit zu
> reduzieren und einem A b r u t s c h e n in die
> K r i m i n a l i t ä t entgegenzuwirken.
8 Stunden also. Und wieviel Behördenstunden gabs vorher? Na, vielleicht 2 oder 3 Stunden für die Wachtmeister -meist zu zweit-, dann der Staatsanwalt und schließlich ein edler Richter nebst Schleppenträger und sonstigem Gefolge. Dürften wohl etwas reichlich mehr als 8 Stunden sein.
(Übrigens ihr Schnappsnasen, oder Heimlichkiffer: Wieviel Stunden werden wohl pro Alkoholkranken verbraten, und wieviele Alkoholkranke und schließlich wieviele TOTE gibts bei diesem Genußmittel? Und vorallem wieviele Weinköniginnen PRAHLEN mit ihrem Lieblingsgesöff ganz in der Öffentlichkeit? Bei solcher Heuchelei auf Dauer werden wohl noch die Grundschüler hellhörig!)
Schön ist übrigens auch der erklärte Sinn und Zweck solcher "ambulanten" Behandlungen: ein Abrutschen in die Kriminalität verhindern.
mit höchst verwunderten Grüßen!
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