Schlecht gewählter Release-Zeitpunkt. Das ist zwar keine astreine Räubermusik, passt aber trotzdem besser in die kalte, düstere Hälfte des Jahres. Außerdem schreckt die Länge echt ab. Mit etwas Muße könnte man sich hier echt ein recht starkes, knackiges Album zusammenstellen, aber das muss doch nicht sein. 30 Tracks plus 9 auf der EP ist schon Wahnsinn und ich will mal jemanden sehen, der das am Stück durchhört und nicht hirntot ist.
An sich ist Asche aber ein brauchbares Substitut für Leute, die den klassischen Bushido-Sound vermissen und gerne Kolle gehört haben, bevor er völlig abgedreht ist. Mitunter sind es mir zu viele Reminiszenzen, vor allem an Bushido, worunter im Vergleich zum (stärkeren, weil kompakteren) Vorgänger die Eigenständigkeit etwas leidet (Asche = deutscher The Game?), aber Asche setzt das schon gekonnt um. Nach wie vor mag ich seine Kombination aus Stumpfsinn, Sticheleien, Straßenpoesie, solider Technik und einem ordentlichen Gespür für Melodien und es ist doch ganz nett, dass 2022 jemand noch den klassischen Straßenrap-Tugenden verschrieben ist. Bin mal gespannt, ob er sich mit seiner Schiene langfristig etablieren kann.