Für die Neocons war der Irak, was Afghanistan für die Taliban war: der eine und einzige Ort auf Erden, wo sie jedermann zwingen konnten, streng nach der allerwörtlichsten, unnachgiebigsten Auslegung ihrer heiligen Texte zu leben [, den Gesetzen des unregulierten Marktes]. Man sollte meinen, die blutigen Resultate dieses Experiments lösten eine Glaubenskrise aus: Ausgerechnet in dem Land, wo sie absolut freie Hand hatten, wo keine einheimische Regierung sich einmischen (und als Sündenbock herhalten) konnte, wo die Wirtschaftsreformen so schockartig und so komplett eingeführt wurden, wie es nirgendwo sonst denkbar war - ausgerechnet dort hatten sie statt eines Modells freier Marktwirtschaft einen failed state geschaffen, in den kein halbwegs klar denkender Investor auch nur einen Fuß setzen würde. Und dennoch werden die Neocons der Grünen Zone und ihre Meister in Washington ihre Glaubenssätze wohl ebenso wenig überdenken, wie die Taliban und ihre Mullahs an Seelenerforschung dachten, als ihr islamischer Staat zur Hölle wurde, zum Hort von Opium und sexueller Sklaverei. Wahre Gläubige schließen, wenn die Tatsachen sie bedrängen, ganz einfach die Augen und beten noch inbrünstiger.