Mal ging es um „Folteropfer in israelischen Gefängnissen“. Dann wurde den Studierenden Seminarmaterial unter dem Titel „Unsere Söhne werden ihrer Organe beraubt“ über angeblichen Organraub durch israelische Streitkräfte bereitgestellt. Kritische Anmerkungen von Seidler ließ die zuständige Dekanin, Christa Paulini, schriftlich unbeantwortet. In einem späteren Telefonat tat sie die Kritik als „persönliche Empfindlichkeit“ ab. Auch wenn, wie die HAWK zugibt, „die Ausrichtung des Seminars immer mal wieder in der Diskussion“ stand. Der Lehrauftrag kam nicht zustande, Seidler sagte wegen „der Unwissenschaftlichkeit und Einseitigkeit des Seminars“ ab.
Jan Riebe hat das Seminarmaterial von Ibtissam Köhler, die eine Bitte um eine Stellungnahme unbeantwortet ließ, analysiert. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der
Amadeu Antonio Stiftung in Berlin ist entsetzt. „Das Material erweckt nicht einmal den Anschein einer Wissenschaftlichkeit.“ Gegenpositionen seien in keinem der vorliegenden Texte zu finden. Die Auswahl solle „die Politik Israels in einer einseitigen, delegitimierenden bis antisemitischen Betrachtungsweise“ behandeln, schreibt er. Sein Urteil: „Ein in der Art aufgebautes Seminar ist unvereinbar mit den demokratischen Grundsätzen einer Hochschule. Es wird den Studierenden ein zutiefst antiisraelisches, in Teilen sogar antisemitisches Weltbild vermittelt.“