glasaugen

Wintersonne

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16. März 2009
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178
Vulkan

Ein zerborstenes schlüsselbein, geruchlos
Ein verkohltes album, mytholgie keine rede
Plötzlich fielen dann bilder heraus,
aber bald wurden wir fündig.

Brustkorb in brustkorb verkeilt,
ein kopulierendes paar
wurden augenblicklich begraben,
fielen in todesschlaf und verbrannten zu schwarzen puppen.

Siebzehn jahrhunderte dauerte es,
bis die münze wieder ans licht kam,
skelette frei, und mit ihnen liebe
was für ein langer steiniger weg

Menschen fielen in todesschlaf,
mit ihnen ein symbol der geschichte,
und so kehrten auch sie zurück,
pornographische kritzelein

Dies war die ausgangslage:
In ihren rhytmen zeigt sich die poetik als verworrene erkenntnis
Gesten, szenen und gedanken
Konserviert gleich emphatischen schreiberein

eine tote ratte, auf eine fahrradspeiche gespießt,
langweilten wir uns durch den tag.
Poetik des ersten augenblicks?
Was für ein langer weg voraus zum gedicht.

Unser wallfahrtsort war müllberg,
in einem scherbenhaufen ein paar grüne flakons,
irgendwann eine beinprothese,
ein stapel schmieriger illustrierten, aber bald wurden wir fündig.

Zu einem künstlichen vesuv
ein paar monatshefte,
kaum mehr als ein kurioser fund.
Schönheit, liebe, begehren.

Ein stillleben im zerbrochenen rahmen,
dichtung und philosophie,
mytholgie keine rede,
was ist das? Bald schon wurden wir fündig.

Motorrad war ein wichtiger klassiker,
eine lyriksausgabe in grauer feldausgabe
schwebend zwischen pubertärer gier
unbewußte empfänglichkeit

rauchwolken wie ein vulkan,
warnungen anhören müssen,
eine expidition mit freuden dahin,
dorthin wo der müllberg abfiel dreißig meter in eine sandebene.

Lachende gesichter bulldozern gleich,
planierte gipfelfläche und über allem
der süßliche fäulnisgeruch,
in einem verdrängten bezirk.

Eine alte ledermappe, seither meine gedanken kreisten,
gleichgültig das datum, eine urbane welt psychagogisch zugleich
der vollkommene dichter muss
nur auf die zuhörer wirken.

Hypothesis und lexis,
harmonie und kohärenz,
unter der asche von herculaneum,
faktor jenseits von inhalt.

Seelenführer, vers-therapeut, wunderheiler
Süßes und nützliches, das älteste branchengeheimnis,
ars poetica, oden- und satirendichter,
mittelpunkt einer landschaft.

Bildnis, bildhauer
Zugleich kuriosum und kan^nibale,
jahrhunderte schweigt er,
jahrhunderte steht rauch über ihm.

Sich weithin sichtbar hebend,
erbauer und ausgräber,
eine wolke verästelt in form einer pinie,
offenbart sich das älteste branchengeheimnis.

Einmal besiedelt und einmal verschüttet,
heimgesucht vom ascheregen,
blick ihrer bewohner auf den unheimlichen berg,
um sich die mythen zu legen.

Versuch einer poetik,
verdorbene frucht auf vulkanischem untergrund,
kühlt sich ab und wird unter luftabschluss versiegelt,
sprengt man ihn auf.

Werden laute zu artefakten,
das wenige, worauf später die spitzhacke stößt,
der pinsel des ausgräbers, die schaufel des müllsammlers,
dies ist der stoff, aus dem gedichte sind.

eine tote ratte, auf eine fahrradspeiche gespießt,
langweilten wir uns durch den tag.
Poetik des ersten augenblicks?
Was für ein langer weg voraus zum gedicht.


Justiertes pendel

der äußerste höllenkreis,
doch das war nur der anfang,
soweit dies zurückliegt,
über 400 jahre.

Wie ein drama, topographie des infernos,
von nun an laufen die künste auseinander,
keine spekulation reißt mehr zwingend zusammen.

Gesetzmäßigkeit und experiment werden zu unabhängigen instanzen,
das glasperlenspiel endet wie theologie,
tabellen und formeln, nachts wechselt ihr aggregatzustand.

Wird transparentes glas,
ein einziges podium,
befreiung und revolution
aus trümmern entstanden wahnwitzige bauten.

Geradlinig, gleichförmig,
haken schlagend und in spiralen und elipsen,
und niemals schneiden sie sich mehr wirklich.
Niemals die unmittelbare kreuzung.

Von jedem fallbeispiel bleibt nunmehr der bloße fall übrig.
 
was ist das?:confused:

joa, ich erkenn da jetzt eher ein gedicht, als einen text....allerdings sind mir die reime nicht aufgefallen...ähm...was jedoch ansich nicht wirklich schlimm ist in dem fall, weil es meines erachtens ja wie schon erwähnt halt eher ein gedicht ist.
:)

ich erkenn da teilsweise zwar nen poetischen aansatz, allerdings check ich es noch nicht gaaaanz...muss dir aber auch gestehen, dass ich ungefähr bei der hälfte aufgehört hab. :rolleyes:

bin im arsch, sorry!

wenn die mods es nicht schließen (naja, eigentlich sind es ja weitaus mehr, als 32 lines!^^) und mir danach ist, werd ich es morgen nochmal betrachten.
 
zickzack - der neue künstler hat kein programm
tarnung und mimikry an den rändern alter hoffnung
fluch, ausfall, stottern
immer ist der defekt

kinderbanden, autojagden, s-bahn-surfing oder kaufhaus-piraterie
kleine ästhetische aphasien
stil, thema, exklusivität
alles was einst große geste verbürgte

ein lächerlich intelligibles abenteuer
ein nekrophiles, altliches vergnügen
uhrenvergleich und übersetzung
ein zwei-welten eingerichtetes realitäts-studio

berlin ist für ihren film
aus endlos sich überlagernden bildern
der beste drehort
eine art hastig von zwei welten eingerichtetes hollywood- studio
 
so, jetzt ist aber gut hier! :D
den scheiß tu ich mir nicht länger an, sorry!^^


hauste rein, püppsche!
 
etwa das geräusch eines brechenden armes am torpfosten
während eines fußballspiels
oder der dumpfe schlag eines gummiknüppels
auf den schultern

böse signale in der innersten echokammer des körpers,
der harte anprall eines hasen
gegen das kühlerblech.
verbogene gabel

fleckiges stumpfes messer,
großer und kleiner löffel aus aluminium,
kultivierte materie
und schon schleicht sich wehmut ein

traurige esskultur
über die erste notzeit hinaus aufrechterhaltene armutskultur
eine gesellschaft so barbarisch
beherrscht vom faktum und realer not

das a und o des aluminiumbestecks
fahrpläne zur deportation
jenes leichte, biegsame und leicht zerbrechliche alumiumbesteck
schweinemast machtantritt
 
Also mir gefällt der Stuff im Ganzen, kann mir gut vorstellen wie er auf nem poetry slam wirkt wenn du ihn gut vorträgst. Von meinem eigenen Gefallen her hast du sie schon in der richtigen Reihenfolge gepostet, denn das erste gefällt mir sehr gut, das letzte wirkt nicht so auf mich ein. Sich v.a. ins erste reinzufinden, könnten einige hier echt mal versuchen, denn das passt schon sehr gut auch hier rein, thematisch.
 
Mit Abstand das beste was ich hier jemals gelesen habe.

[Und das hier ist mein erster wirklich ernst gemeinter Kommentar in diesem Forum. Wirklich]
 
mit der neugier des stoffhungrigen zeitgeschichtlers
hört man, dass am schädel des achtzigjährigen
sich rosaflamingos tummeln
solange die nähte noch offen sind

der zooliebhaber ist ein voyeur
weil er die nadel und den brutalen daumen geradezu anzuziehen scheint
verdichtet sich beschäftigungslose existenz nirgendwo wie hier
unter den vier milliarden geiseln der zeit

es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe,
analog zur todenstarre des museumsguts
dass man hinausgedrängt wird, hervorgepresst unter größten schmerzen
ganztägig bewacht bei paarung, spiel und körperpflege

die liebliche licht-und schattenregie entlang der in schlaufen geführten wege
ist die unscheinbarste, medizinisch kaum der rede wert
gelangweilt ihren instinkten folgend
in horden zur arbeit strömend, ins fussballstadion oder zum nächsten bürgerkrieg

einstülpungen eines gewebes im verlauf der embryogenese
wie sie bei eskiomos üblich waren
oder das ergebnis spezieller deformationsapparate zum einschnüren
ist ihre kriegerische physiognomie

grundrisse einer lehre von den missbildungen
eine mehr unauffällige manipulation
der ansatz zu einer verästelung ins ganze werk
wie tätowierung und schädelkult, narbenschmuck und lippenflock

der sechste sinn, das dritte auge - synonym für das kleine knochenfenster
vergleichbar mit dem frontalaufprall eines rennfahrers
und rätselhafter als solche klassifizierungen und das anatomische ingenieurwesen
von nun an würde man ihr durch hörensagen begegnen

angeekelt von eklektizismen und kompromissen,
böswillig das gesicht zu einer grimasse verzerrt, hockt breitbeinig eine weibliche erdgottheit in gebärtenstellung
zu erwarten ein wesen auf das jedermann anspruch erhob
der spalt aufgerissen von dem gnomenhaft hervordrängenden kopf

geöffneter unterleib, geöffneter schädel
in dem das unheil sich als verhaltensmuster entziffern ließ
die verformung des kugelförmigen kindkopfes unter der geburt zu einem verlängerten rotationsellipsoids
sah er sich operierend im spiegel, skalpiert, frei nach dem handbuch der hirnchirurgie

die hundertste kopie eines traurig-schönen archivfilms
im öffentlichen raum stolpernde abgesandte einer irrealität
nur um ein paar lumpige schaustücke der restauration ergänzt
habe ich peter huchel erst spät wahrgenommen

das hätte ein titel von ihm sein können
kalblütig wie kinder die notbremse ziehen
und wie japanische ökonomie
ich frohlockend ins abseits der granatäpfel spielend

so unmerklich wie der übergang von der diskotheken-nymphe zur motorradbraut
sind übergänge der nekrophilie zur neurologie, es gibt kein zurück für den körper
die formgebung aber geschieht wie bei schnecke und nautilus, koralle und auster
als klägliches angstbild von wimmelnden termitenhaufen zu einer realen welt


edit: schneckenhaus
 
am ende kam das raupenstadium
wurde durch schrumpfung die froststarre larve
entpuppte sich jede entwicklung als reduktion
der salto mortale ins ungesagte

in der haltung des hasardeurs
der sein eigenes scheitern mit letztem worteinsatz aufwiegt
ein stoßseufzer, eine aufruhr des körpers
epiphanie, konzentrat der erscheinungswelt

monologe des irrsinns,
plappern eines entlaufenen kindes,
taxifahren, manie des urbanen nomadisierens
die richtungen schieben sich verkehrt ineinander

grabe, wurm, grabe
dampf aus dem rückenmark abzulassen
setzte sich joe ein loch in den kopf
zapfte den liquor ab, füllte flaschen und flakons

die badtür von innen verschlossen
nahm er sein werzeug und bohrte los
spritze, skalpell, spatel, bohrer und schaber
örtlich betäubt und den schädel rasiert

schließlich rief joe: geschafft!

endlich den kopf frei
trat joe vor die presse
sagte sein ecce homo und zog sich zurück
hinter üble gerüchte von neuro-exzessen

selbstverstümmelungsmessen!

es standen die nähte noch offen
am schädel des achtzigjährigen
wie man nach seinem tod herausfand
immer noch pulsierende weichstellen

nimmt man es da übel
dass einige selbstsucher
das zuwachsen der frontanellen
als ein verlust an sinnlichkeit beklagen?

die mit muscheln und federn geschmückte schädeltrophäe
der ledrige mit tierzähnen geschmückte häuptlingsschädel
als attribut menschlicher kontemplation
der schäedel als globus

die größten schätze seit aladins wunderlampe
kitsch, konsumrausch, sammelbildchen, poster, süßigkeiten
rief in uns quasireligiöse gefühle hervor
gleich kindern, die sich mit freudengeheul auf spielplätzen wälzen
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
DIG!!!
LAZARUS
DIG!!!

Ecce Homo kommt am Freitag. Woher weisst du das. Sehr schön. Weitermachen.
 
Wasn das für scheisse Nigah..Selbst als Türke wünscht man sich hier manchmal Hitler zurück..Der hätt dich dafür an die Wand gestellt nigah..
Hey und Dissi..Auf ner Poetry Slam hätten die den mit faulen Eiern beschmissen..Hauste rein..Wir haben schon Worldwhy..Zwei Vögel ist einer zuviel...
 
also das hier si definitvi am faslchen platz
also in diesem forum kann man mit sowas nich kommen
da sollte man in ein lyrik forum mit gehen

mäkkern kann ich jedenfalls nix ^^ is echt gut
 
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