Jigga hat ganz richtig erkannt, dass er seinen Sound auf links krempeln muss, um nicht in die Belanglosigkeit abzudriften. Ye, Blaze, Neptunes und Bink an die Regler zu lassen, war möglicherweise die wichtigste musikalische Entscheidung seiner Karriere. Natürlich war The Dynasty eher sowas wie eine Fingerübung vor dem großartigen Blueprint, aber müsste ich jetzt zwanghaft irgendein Jay-Z Album als "underrated" bezeichnen, obwohl seine Platten mittlerweile eigentlich ganz realistisch eingeordnet werden, wäre es wohl das hier vorliegende Werk. Bestimmt nicht so Stinker wie Vol. 3 oder Ausfälle wie KC oder BP3 oder so.
Man muss aber auch mal die Kirche im Dorf lassen: Das ist ein Posse-Album mit zumeist coolen Raps und Beats. Jay-Z tut es extrem gut, mal etwas lockerer aufspielen zu können, obwohl er natürlich immer noch einen gewissen kommerziellen Druck verspürt hat. Man hat ja gerüchtet, dass Jigga damals relevante Mengen an CDs selbst gekauft und dann hat verschwinden lassen, um vor Outkast zu charten...wer weiß.
Lustigerweise reviste ich das Album in erster Linie wegen den Beans Parts. Ich konnte mit ihm nie so mega viel anfangen, aber auf Dynasty performt er schon bedeutsam und macht klar, warum Jigga so große Stücke auf ihn gehalten kann. Bleek war jetzt nie mein Fall und Freeway ist auch eher so hit or miss. Natürlich trumpft aber auch Jay-Z teilweise groß auf.
Das Intro ist selbstverständlich le-gen-där.
"Never read the Quran or islamic scriptures / Only psalms I read was on the arms of my niKKas" eine meiner All-Time-Favorite-Lines. Und allein wie viele Freestyles es von irgendwelchen Rappern auf diesem Beat gibt, gefühlt 1000.
Mit dem Opening kann der Rest nicht mehr mithalten, aber Ausreißer nach unten gibt es jetzt auch nicht so krass wie auf den Alben zuvor. Die Highlights sind für mich - neben dem Intro - gleich die ersten paar Songs bis einschließlich "This Can't Be Life". Scarface-Part ist Gänsheaut wenn man die Brand-Story kennt, aber Jay-Z und Beanie sind auch heftig am Start. "You, Me, Him & Her" ist auch so etwas wie ein ROC-Classic, den sehe ich deutlich stärker als Paule. Selbiges gilt für "Parking Lot Pimpin'". Hab auch noch son Soft Spot für "Stick 2 The Script", bin ein Fan von diesem klassischen Early-2000s-DJ-Mixtape-Vibe (obwohl diese ganzen Shouts etc. sehr deplatziert wirken auf dem Album). Der Beat ist schön raw, die Flows sind interessant.
In der Mitte wirds etwas fad und insgesamt ist das Album zu lang. Trotzdem eine mehr oder weniger kurzweilige Angelegenheit, aber auch bestimmt kein Undercover-Classic oder so. Vor allem manche Beats sind, obwohl ich sie mag, ziemlich nervtötend, wenn man sie sich auf Heavy Rotation gibt. Ich glaube, dass das so die Kritik von Paule zwischen den Zeilen ist. Da merkt man, dass sich der neue Sound noch in der Findungsphase befand. Ich geb erstmal 2,5/5 mit einer Tendenz zur 3. Bin mir auch immer noch unschlüssig über mein abschließendes Vol. 2 Rating ehrlich gesagt, 2 oder 2,5 ist hier die Frage...
- Reasonable Doubt (4/5)
- In My Lifetime, Vol. 1 (3,5/5)
- The Dynasty: Roc La Familia (2,5/5)
- Vol. 2... Hard Knock Life (2,5/5)
- Vol. 3... Life and Times of S. Carter (1,5/5)