Ranking aller Dr. Dre Alben (inkl. World Class Wreckin` Cru & NWA)

N.W.A. - 100 Miles And Runnin` (1990)

Die EP:







Hintergrund: Nach dem Erfolg von Straight Outta Compton wurde die Verteilung des verdienten Geldes gruppenintern zum Thema. Ice Cube war der Meinung, dass er nicht genügend Geld bekam und Eazy-E sowie Jerry Heller das meiste Geld selber einstrichen obwohl er aus seiner Sicht wesentlich mehr Arbeit in das Album gesteckt hat (die Häfte der Texte geschrieben) als Eazy. Heller bot jedem Mitglied einen neuen Vertrag an, welchen alle bis auf Ice Cube unterschrieben. So verlies nach Arabian Prince das zweite Mitglied die Gruppe. Für die Texte der EP waren damit MC Ren und The D.O.C. verantwortlich. Dr. Dre und DJ Yella kümmerten sich wieder um die Beats. Beim Titeltrack arbeite auch Cold 187um mit.

Meine Bewertung: Da es nur eine EP mit 4 Songs plus Outro ist, verzichte ich auf die Punktevergabe und gehe stattdessen auf jeden Song einzeln ein.

Die EP startet mit dem Titeltrack wild. Getragen von einem treibenden Uptempo-Beat, der sich harmonisch aus über 30 verschiedenen Samples zusammen setzt, wird schnell das Fehlen von Ice Cube vergessen gemacht. Dre überzeugt hier nicht nur als Produzent, sondern auch mit seinen für ihn ungewöhnlich schnell vorgetragenen Raps. Es gibt wohl keinen zweiten Song, wo man Dr. Dre so aggressiv rappen hört. Der unterschätze MC Ren zeigt sich bereit, den Stab als bester MC der Gruppe zu übernehmen und Eazy-E bleibt Eazy-E, also einfach ein cooler Tp am Mikrofon. Einen kleinen Seitenhieb an Ice Cube gibt es dann auch noch. Der Song knüpft an Straight Outta Compton an und ist ein gelunger Einstieg in die EP.

Just Don´t Bite It ist ein Pornoraptrack, wo es darum geht, den Schwanz von einer Bitch geblasen zu bekommen. Ist insgesamt mittelmäßig unterhaltsam. Der Beat ist mit seinem funkigen Loop auf den ersten Blick unspektulär, entpuppt sich dann aber als recht eingängig und wird daher von mir als gelungen eingestuft.

Das Problem bei Sa Prize (Part 2) ist, dass es den zweiten Teil von Fuck The Police darstellt und zwar erneut mit einem äußerst funkigen Beat und ordentlichen Parts um die Ecke kommt, aber einfach nicht an den ersten Teil heran kommt. Kann man natürlich trotzdem hören, wenn man kein Polizist ist. Rassistische Cops gehören natürlich weiterhin lyrisch erschossen, für Differenzierungen sind Raptracks sowieso überwiegend das falsche Format.

Real Niggaz ist ja dann auch auf Niggaz4Life gelandet und ist eine Abrechnung mit Ice Cube und Gruppen, welche den Style von N.W.A. kopierten. Ice Cube wird als Benedict Arnold denunziert. Benedict Arnold war ein General im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der zu den Briten überlief und darum in den Vereinigten Staaten als Urbild eines Verräters gilt. Der Beat ist wiedermal ein Geniestreich von Dre. Düster genug, um Ansagen droppen zu können, gleichzeitig wieder mit genial eingewebten Samples, um den Beat eine Seele zu verleihen. Der Weggang von Ice Cube war sehr bedauerlich, die Disstracks waren trotzdem unterhaltsam und Real Niggaz eines der Highlights von NWA nach dem Weggang von Ice Cube.

Zu Kamurshol muss man nicht viel schreiben. Ist einfach eine Überleitung zum folgenden Album Niggaz4Life. Beat natürlich sehr brauchbar, gibt aber hier nur Gelaber zu hören.

Fazit: Kleine, aber feine EP, welche inhaltlich und musikalisch gut den Übergang von Straight Outta Compton und Niggaz4Life herstellte und zeigte, dass es auch ohne Ice Cube ging.
 
das album von atl auf jeden fall cool, hab ich aber nie wirklich mit dre verbunden.

die n.w.a. ep gefällt mir auch gut. "sa rize" und "real n!ggaz" für mich die besten tracks.
 
N.W.A. - Niggaz4Life (1991)

Das Album:



Hintergrund: Gut 9 Monate nach 100 Miles And Runnin` erschien das lang erwartete zweite N.W.A.-Album in der gleichen Besetzung wie bei der EP. Mit dem Namen Niggaz4Life wurde wieder voll auf Provokation gesetzt, was für die Gruppe kommerziell ja immer voll aufging. Um mögliche Verbote zu umgehen wurde der Titel einfach in Spiegelschrift aufgeführt. Trotz oder gerade wegen des großen kommerziellen Erfolges des Albums sollte es das letzte erwähnenswerte Album auf Ruthless Records unter wesentlicher Beteiligung von Dr. Dre sein. Es erschien zwar rund 4 Monate später noch Muzical Madness von Jimmy-Z, welches Dr. Dre produziert hatte, das war aber kein Rapalbum, weswegen ich mir die Besprechung dieses Werkes erspare. Zu den Gründen des Abschieds von Ruthless und Eazy-E gehe ich dann in der nächsten Review ein.
Produziert wurde das Werk vollständig von Dr. Dre und DJ Yella. Die Texte schrieben MC Ren und The D.O.C.

Meine Wertung: 9/10 - Als ich das Album damals von meinem Onkel bekam (siehe meinen Post im Eminem-Bewertungsthread), hatte ich noch keine Ahnung, was ich da eigentlich geschenkt bekommen hatte. Von NWA hatte ich schon gelesen, aber ich kannte ihre Musik noch nicht und mir war nicht bewusst, dass ich gerade das Albums des Jahres 1991 der Source geschenkt bekommen hatte. Ich wusste nur, dass es ein Rapalbum ist und viel Motherf*cker, F*ck und N*gga gesagt wird, was damals bei mir ausreichte um es cool zu finden. Dank der cool klingenden Raps von MC Ren, Eazy-E und Dr. Dre und den ansprechenden Beats war ich gleich vom Album angetan. Es sollte aber noch ein paar Monate dauern bis ich so richtig verstand, was dieses Album eigentlich ausmacht. Denn es zeigte die Sound-Evolution von Dr. Dre von funkigen, ruffen Beats zum G-Funk-Sound, welcher zum dominierenden Sound der Westküste der nächsten Jahre wurde. Mit Alwayz Into Somethin und One Less Bitch wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen, in welchem Dr. Dre in der Folge zum wohl größten Produzenten in der Rapwelt aufsteigen sollte. Bereits diese beiden Tracks zeigten, wieso dieser Sound so funktioniert. Er ist schön entspannt, besitzt einen Groove der sich in den Ohren festsetzt und wird mit relaxt geflowten Raps über Straßen- oder Frauengeschichten veredelt. Also perfekt um mit offenen Verdeck mit 30 Km/H durch die Hood zu fahren und sich wie der König dieser Straßen zu fühlen.
Alwayz Into Somethin würde ich dabei zu meinen absoluten Lieblingstracks zählen. Wenn der typische G-Funk-Sound-Synthesizer Groove einsetzt und Dre dazu folgende Zeilen rappt:
Early in the morning, hop into the B-en-z
I got 44 ways of gettin' paid
Sittin' in my lap as I roll off the Compton blocks
To scoop up Ren, I heard shots
1, 2, 3, then I seen a toller Typ
Hoppin' the fence and it was Ren on the mothafuckin' trigger
He got in the Benz and said
"Dre, I was speakin' to yo' bitch O'Shea”
Dann sind dies die Momente, welche ich so an Rap liebe und mich immer wieder daran erfreuen kann.
One Less Bitch als zweiter G-Funk Track auf dem Album besitzt einen Beat, der vielleicht sogar noch einen Ticken besser ist. Den Text kann man aber nur mit künstlerischen Freiheit und Überspitzung noch vor Menschen mit "normalen Moralvorstellungen" halbwegs rechtfertigen. N.W.A. wählte auf diesem Album textlich eben gerne den Weg der Provokation. Mal war dies gelungen, aber das ein oder andere Mal haben die Jungs aus meiner heutigen Sicht auch übers Ziel hinausgeschossen.
Nach dem guten Intro mit zwei Parts von MC Ren auf dem von Kamurshol bereits bekannten Beat fängt das Album dann auch mit Real Niggaz Don´t Die und Niggaz 4 Life mit zwei gelungen Provokationen los. Während Real Niggaz Don´t Die durch den düsteren Beat, die Scratches und den recht sozialkritischen Text überzeugt, wird sich bei Niggaz 4 Life auf einem funkigen Loop unterhaltsam dafür gerechtfertigt, dass man so oft das N-Wort benutzt.
Auch die Interludes sind die reinsten Provokationen. Einmal wird eine Demonstration niedergeschossen (Protest), Ice Cube beleidigt (Message to B.A.), eine Respektsperson getötet (To Kill a Hooker) und Oldies von Parliament und Bootsy Collins zu Sextracks umgetextet (Automobile und I’d Rather Fuck You).
Appetite for Destruction ist guter, harter Rap. Real Niggaz mit seinen Angriffen gegen Ice Cube ist bereits von der EP bekannt, was aber nichts daran ändert, dass es ein guter Song ist.
Danach folgt dann der "Sex"-Teil des Albums bis das Album mit Approach to Danger und The Dayz Of Wayback hochwertig endet. In dem Sexteil stecken leider die ein oder andere Provokation, die ich als darüber empfinden würde, wenn z. B. MC Ren auf Just Don´t Bite Part 2 namens She Swallowed It davon rappt wie er eine 14-Jährige Priestertocher nimmt, nachdem schon fünf andere Typen sie in irgendwelche Löcher gefickt hat, dann mag das Storytechnisch toll aufgebaut sein, ist am Ende aber eher geschmacklos. Oder Dre davon rappt, dass er Frauen schlägt, hinterlässt das schon einen faden Beigeschmack.
Das Album erhält dennoch von mir fast die volle Wertung, da die Beats allesamt hochwertig sind und es trotz der ein oder anderen textlichen Geschmacklosigkeit sehr unterhaltsam ist.

Beste Tracks: Real Niggaz Don´t Die, Niggaz 4 Life, Alwayz Into Somethin, One Less Bitch, The Dayz Of Wayback
 
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Oder Dre davon rappt, dass er Frauen schlägt, hinterlässt das schon einen faden Beigeschmack.
True Storytelling!

Gute Review; bei der ich voll mitgehen kann.

Ich finde ja, dass Ren nie wirklich die Anerkennung bekommen hat welche er verdient!
Alwayz Into Somethin :emoji_raised_hands:
 
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"Straight Outta Compton" und das DOC Album sind für mich, der mit 80s Rap kaum noch was anfangen kann, schon ganz gute Alben, mit "Freunde 4 Life" kam die chronologisch erste richtig geile Dre Produktion über Albumlänge heraus. Die erste Hälfte ist absolut Brenner und wegweisend für die nächsten Jahre der West Coast. Produktion sehr hochwertig, textlich ist das Album aber vor allem in der zweiten Hälfte eine Blamage, das Fehlen von Ice Cube zeigt sich hart bei den Lyrics. Aber trotzdem geiles Album. Würde 8.5/10 geben. "Alwayz Into Somethin" absolut heilig. :emoji_pray:

Das Album, das nach diesem Album erschienen wäre, ist für mich eins der größten "was wäre, wenn..." Fragen im Hip-Hop. Ein NWA Album mit Chronic Dre Beats, Ice Cube, Ren und Eazy auf Albumlänge wäre mördergeil geworden.
 
Um das Kapital N.W.A. vollständig abzuschließen, sei noch erwähnt, dass es 1999 zum Next Friday Soundtrack einen letzten Reunion-Track von N.W.A. mit Dr. Dre, MC Ren und Ice Cube gab.

 
Das Album, das nach diesem Album erschienen wäre, ist für mich eins der größten "was wäre, wenn..." Fragen im Hip-Hop. Ein NWA Album mit Chronic Dre Beats, Ice Cube, Ren und Eazy auf Albumlänge wäre mördergeil geworden.

Bin da nicht so ganz drin, aber ist diese große Versöhnung, die um Eazys Tod stattfinden sollte, wirklich bestätigt, oder wird das nur so erzählt, um den Mythos aufrechtzuhalten und sich reinzuwaschen?
 
Bin da nicht so ganz drin, aber ist diese große Versöhnung, die um Eazys Tod stattfinden sollte, wirklich bestätigt, oder wird das nur so erzählt, um den Mythos aufrechtzuhalten und sich reinzuwaschen?
Ein Krankenhausbesuch wie in im Film dargestellt, soll es nicht gegeben haben, aber Ice Cube soll sich mit Eazy wieder versöhnt haben und anschließend soll Ice Cube auch dafür gesorgt haben, dass Eazy und Dre ihr Kriegsbeil begraben hatten.
 
Hier noch zwei weitere Tracks aus der Ruthless-Ära, welche von Dr. Dre produziert wurden. Auf dem Antigewalttrack hat er auch noch einen Rappart.




 
Efil4Zaggin 10/10. Gibts ein Album welches besser ist? Da fallen mir nur wenige ein die ein ähnliches Level erreicht haben.
 
der start mit dem "prelude", "real n!ggaz don't die" und "n!ggaz 4 life" ist extrem stark. album für mich definitiv besser als ihr erstes, auch wenn cube hier schon etwas fehlt. vor allem wegen seiner ausstrahlung als rapper.
"automobile" und "i'd rather fuck you" liebe ich auch. "alwayz into somethin'" auch hervorragend.
 
Mein Plan ist, hier auch sämtliche offiziell releasten Raptracks zu posten, die Dr. Dre produziert hat, sofern diese auf Youtube zu finden sind. Zwischen Niggaz4Life und The Chronic wurde Deep Cover als Soundtrack für den gleichnamigen Film aufgenommen. Es stellte den ersten offiziell releaste Kollabo von Snoop und Dre dar.

 
Morgen geht es hier mit The Chronic weiter. Als Vorgeschmack gibt es ein Track der auf der Dre Day-Single mit drauf war.




P.S.: Kurupt-Part ist richtig geil!
 
The Chronic (1992)

Das Album:



Hintergrund: Wie bereits erwähnt war das nicht weiter erwähnenswerte Album Muzical Madness von Jimmy-Z (kein Rapalbum) im Oktober 1991 das letzte Projekt unter Beteiligung von Dr. Dre bei Ruthless Records. Sein Weggang vom Label ist fest mit einem Namen verbunden: Suge Knight. Mit Geschichten über Suge Knight könnte man wohl gleich mehrere Bücher füllen. Ich will ich mich aber auf die wichtigsten Punkte bei Suge Knight begnügen,.
Suge Knight wuchs ebenfalls in Compton auf und hatte mit Straßengeschichten zunächst nicht viel zu tun. Stattdessen spielte er als Defensive End sehr talentiert Football, was ihm auch ein Stipendium fürs College einbrachte. Er spielte zwei überzeugende Saisons für die University of Nevada, wurde bei der NFL-Draft zwar nicht gezogen, spielte aber während des Players-Strike zwei Spiele für die LA Rams in der NFL. In dieser Zeit wurden er und andere streikbrechende Spieler von den streikenden Spieler mit Eiern beworfen. Suge Knight lies sich das damals noch gefallen und drehte nicht durch. Es sollte aber nicht lang gehen, da drehte er durch. Von den San Francisco 49ers hatte er ein Vertragsangebot vorliegen, als er einem "Freund" mit dessen eigener Waffe eine Kugel verpasste nachdem dieser ihm sein Auto entwendet hatte. Die 49ers zogen ihr Angebot daraufhin zurück, weil sie Angst um ihren Ruf hatten und die Footballkarriere von Knight war damit auch vorbei. Stattdessen arbeite er als Türsteher und Bodyguard, was ihm den Weg zum Musikermanager bereitete. Schnell bekam er den Ruf "Probleme" der Künstler lösen zu können. Er hatte inzwischen feste Verbindungen zu den Piru Bloods und man traf ihn eigentlich nur noch in Begleitung seiner "Bodyguards" an, deren Hauptqualifikation war, dass sie möglichst bedrohlich und Gangmitglieder waren. Über The D.O.C., den er bereits betreute, kam er in das direkte Umfeld von Dr. Dre. Sowohl The D.O.C. als auch Dre hatten das Gefühl, dass Eazy und Heller nicht das Geld gaben, was ihnen zustand. Auf ihre unterschriebenen Verträge hatten beide aber keinen Zugriff und Heller wollte die Verträge nicht rausrücken. Also maschierte Suge Knight mit seinem Gefolge in der Anwaltskanzlei ein, in welchem die Verträge gelagert waren und besorgte die Verträge. Die Verträge waren nicht das Papier wert, auf welchem sie gedruckt waren. Also wollte Dr. Dre so schnell wie möglich das Label verlassen. Hatte der „Verräter“ Ice Cube doch nicht so unrecht gehabt….. Das traf sich für Suge Knight und The D.O.C. sehr günstig, da der Gedanke eines eigenen Labels bereits in ihren Köpfen herum schwebte und ein Zugpferd wie Dr. Dre dringend benötigt wurde, um das ganze in den Dimensionen zu machen, die Suge Knight vorschwebten.
Das Geld für die Labelgründung stammte hauptsächlich aus zwei Quellen. Die eine Quelle war eine finanzielle Beteiligung am kommerziellen Erfolg von Ice Ice Baby von Vanilla Ice. An dem Song hatte einer der von Suge Knight betreuten Künstlern mitgearbeitet. Dieser hatte aber vertraglich nur eine feste Prämie bekommen und konnte an dem kommerziellen Erfolg des Songs nicht partizipieren. Suge Knight, der nach eigener Aussage immer das Beste für seine Künstler herausholen wollte, fand das dies nicht fair war und brachte Vanilla Ice dazu einen Vertrag zu unterschreiben, der eine finanzielle Beteiligung am Erfolg vorsah. Wie er das machte? Dazu gibt es zwei Versionen. Vanilla Ice sagt, Suge Knight und sein Gefolgen hätten ihn bereits mehrmals bedroht als Suge Knight ihn in Las Vegas im Hotel besuchte und drohte ihn den Balkon herunter zu werfen, wenn er den Vertrag nicht unterschreibt. Vanilla Ice unterschrieb. Suge Knight und sein Umfeld sagen, dass diese Geschichte nicht wahr ist, es habe in dem Hotelzimmer lediglich eine Unterhaltung gegeben, an deren Ende ohne Gewaltanwendung der Vertrag unterschrieben wurde….… Die andere Hauptquelle für das Geld war ein Drogenboss namens Michael "Harry-O" Harris, der aus dem Knast über sein Anwalt mal eben über eine Millionen für das Label, das zunächst Future Shock heißen sollte, zur Verfügung stellte. Das Problem, dass Dre und The D.O.C. noch vertraglich an Ruthless Records gebunden war und Heller und Eazy-E die beiden plus Michel'le nicht einfach so gehen lassen wollte, löste Suge auf seinen eigene Art. Suge Knight und sein Gefolge vermöbelten Eazy-E ordentlich und drohten der nächste Stopp sei bei dessen Mutter. Suge Knight zeigte die Adresse von Eazy-Es Mutter und dieser unterschrieb die Verträge, welche die Trennung der drei Künstler ohne jegliche finanzielle Entschädigung begründete. Eazy-E, der ja selber durch die Schule der Straße gegangen ist, wo einem beigebracht wird, dass man einen solche Niederlage nicht auf sich sitzen lassen kann, wollte Suge Knight als Rache umbringen, doch Jerry Heller konnte dies verhindern und setzte Anwälte auf die Sache an - ohne im Resultat eine wesentliche Änderung erzielen zu können. Damit beginnt das Kapital von Dre bei Death Row…..
Jetzt habe ich schon so viel geschrieben und um die Musik ging es eigentlich noch nicht. Wie gesagt über diesen irren Kerl Suge Knight kann man mehrere Bücher füllen.
Auf der musikalischen Seite ist zu betonen, dass es zwar formell ein Soloalbum von Dre ist, aber es eigentlich ein Dr. Dre und Freunde-Album ist. Auf dem gesamten Album greift er freudig auf die Unterstützung von Freunden und Labelkollegen zurück. Zunächst ist hier natürlich Snoop Dogg zu nennen, den er über seinen Stiefbruder Warren-G kennen lernte und mit dem er in den nächsten beiden Jahren den Rap-Klassikerkatalog erheblich erweitern sollte. Außerdem halfen unter anderem RBX, Lady Of Rage, Tha Dogg Pound, Jewell und (natürlich) The D.O.C. tatkräftig mit. Ebenso kann man Warren-G und Nate Dogg auf dem Album finden. Wenn man ganz gut hin hört, wird man auch Worte von Bushwick Bill und B-Real vernehmen.


Meine Wertung: 10/10 - Schon für das Intro, wo leider nur gesprochen wird, hat Dre eine absolute Granate als Beat gebaut und den Trademark Sound, nämlich die hochgepitchten Moog-Sounds mit schweren Basslines auf Basis von vornehmlich Funksamples (meist von Parliament oder Funkadelic), für das Album etabliert. Auf dieser Basis lassen sich natürlich gut Ansagen machen und so bekommt Eazy-E und Jerry Heller die ersten, aber bei weitem nicht die letzten Beschimpfungen auf diesem Album an den Kopf geworfen. MC Ren dagegen wird nur gegrüßt, weil dieser weiterhin mit Dre cool war, auch wenn musikalisch nicht mehr zusammen gearbeitet wurde.
Der erste richtige Track Fuck Wit Dre Day (And Everybody’s Celebratin’) führt das Konzept konsequent weiter. Auf einem der besten Beats aller Zeiten werden außer Eazy-E und Jerry Heller auch Tim Dog und Luke von der 2 Live Crew von Dre und Snoop beleidigt. Der einstige Lieblingsfeind Ice Cube stand dagegen schon nicht mehr auf der Feindesliste. Der Song bezieht seine Stärke auch aus dem Fakt heraus, dass Snoop und Dre einfach ausgezeichnet harmonieren. Das setzt sich auf dem gesamten Album fort, Snoop ist und bleibt der ideale Rapper für Dres smoothe G-Funk-Bomben. Besonders augenscheinlich wird das freilich beim Überhit Nuthin’ But a “G” Thang, der im Gegensatz zu manch anderem ständig hervor gekramten Klassiker auch beim x-ten Durchlauf nicht nervig wird. Snoops megasmoothe Delivery sorgt dafür, dass sich seine Stimme förmlich an den Beat anschmiegt und man sich auch im häufig kalten Deutschland vorstellen kann, wie die Jungs im Großraum LA mit ihren 64 Impalas am Palmengeschmückten Boulevard mit The Chronic in der Anlage rumcruisen während gerade die Sonne untergeht und sich langsam zu den Lowrider-Treffen aufgemacht wird. Perfekt dafür ist natürlich auch besonders der zweite Überhit der Platte namens Let Me Ride. Auch bei diesem gilt: Man kann den Track so oft hören, wie man will, er fängt niemals an zu nerven. Ein sehr eingängiger Beat und geile Rapparts, dazu der grandiose Übergang von den Strophen zur Hook und wieder zurück. Wie soll so etwas nerven? Für mich eine rein rhetorische Frage.
The Day The Niggaz Took Over habe ich ehrlicherweise zu Beginn unterschätzt, auch weil ich den Vocoder-Part von Daz Dillinger anfangs phonetisch nicht so mochte. Inzwischen halte ich den Songs inhaltlich für den vielleicht stärksten Song auf dem Album auch wenn ich damit wahrscheinlich auf einer Wellenlinie mit Schreiberlingen von der Zeit und Konsorten liege, die ansonsten keinen Plan von Rap haben. Schließlich wird auf einem für die erste Hälfte ungewohnt ruffen Track ein Soundtrack zu den in 1992 wütenden L.A. Riots geliefert, der aus dem unfassbaren Freispruch für die Cops, welche Rodney King vermöbelt hatten, resultierte. Das Fass war mit dem Freispruch übergelaufen und es war höchste Zeit das nicht mehr einfach hinzunehmen. Rap konnte Wut schon immer kanalisieren und ich finde es immer besser lyrisch seine Unzufriedenheit Luft zu verschaffen als den Laden um die Ecke zu demolieren, der im Zweifelsfall nichts für die Umstände kann. Die Parts von Daz Dillinger finde ich inzwischen auch schlichtweg brutal.
Deeez Nuuuts ist gehört allein schon wegen Part von Nate Dogg zu meinen Favoriten. Ohne Zweifel der beste Sänger aller Zeiten für Raptracks. Aber auch den Beat mit seiner kräftigen Bassline finde ich einen der stärksten auf dem Album. Auch Daz Dillinger hier wieder mit einem hervorragenden Part.
Das Sample von Donny Hathaway bei Lil’ Ghetto Boy rief förmlich danach gesamplet zu werden. Bevor RZA dies 1997 tat, kam ihm Dr. Dre zuvor. Schöner Storyteller-Track, der zu den absoluten Lieblingstracks von Kendrick Lamar zählt und diesen wesentlich geprägt hat. Die Panflöte am Ende auch richtig nice.
Die beiden Tracks vor dem genialen Skit The $20 Sack Pyramid stechen für mich nicht heraus, sind aber auch alles andere als Ausfälle. A N*gga With A Gun finde ich im Vergleich der beiden Tracks dabei einen Ticken besser. Normalerweise gehe ich auf Skits nicht ein, aber The $20 Sack Pyramid ist einfach grandios. "The D.O.C.: "Uhh, En Vogue" Samara: "Uh, shit, uh, pretty bitches?" The D.O.C.: "uh, uh Halle— Halle— Halle Berry" Samara: "Bad bitches?" The D.O.C.: "Yo, yo, your Auntie Clarisse!" Samara: Oh, bitches I wanna fuck!"" Hahaha. Tim Dog dürfte es nicht ganz so lustig gefunden haben. Die Stimme von The D.O.C. klingt nach dem Autounfall hier richtig erschreckend.
Bei Lyrical Gangbang und Stranded on Death Row wird deutich gezeigt, dass auf Death Row ein paar talentierte Rapper am Start sind. Mir sind da immer die Parts von Kurupt als Highlights in Erinnerung geblieben. Aber auch bei den anderen und den Beats gibt es nicht viel zu meckern.
High Powered hat eigentlich nur den Makel, dass ein, zwei Strophen mehr wünschenswert gewesen wären. Dre hat für diesen Beat, welcher in der zweiten Hälte des Albums mein Lieblingsbeat darstellt, die Moog-Sounds nochmal kräftig hochgepitcht und so ein weiteres kräftiges G-Funk-Monster auf die Welt losgelassen.
Bleibt am Ende noch Bitches Ain’t Shit, welches bei mir zu den besten Tracks gezählt wird. Warum? Zunächst ist der Beat ein echtes Brett, welcher Härte und Melodiösität perfekt vereint. Und zum anderen sind auch die Rapparts geil. Der Dre-Part ist für mich sein bester Seitenhieb in Richtung Eazy-E. Tha Dogg Pound und Snoop Dogg sind auf diesem Album auch stets eine Bank.
Gibt es die perfekte Formel für G-Funk? Dieses Album lässt es zumindest vermuten. Die Beats gehen so wunderbar in die Ohren und bleiben dort sitzen, die Rapparts sind extrem cool und stellenweise unvergleichlich lässig (ja, ich rede von Snoop Dogg). Viel Spielraum nach oben kann ich jedenfalls nicht erkennen, wenn dann vielleicht stellenweise bei den Texten, aber die spielen hier ehrlicherweise eher eine untergeordnete Rolle, denn die Musik ist einfach so gut, dass auch nach mehreren hundert Durchläufen die gleiche Faszination wie beim ersten Durchgang entsteht. Kein einziger Ausfall auf der ganzen Album, dafür eine ganze Reihe Bomben. Deswegen ist die volle Punktzahl für diesen unfassbar zeitlosen Klassiker für mich eine Selbstverständlichkeit.

Beste Tracks: Fuck Wit Dre Day, Let Me Ride, Nuthin’ But a “G” Thang, Deeez Nuuuts, Bitches Ain’t Shit
 
Last edited:
...und deshalb höre ich lieber Black Mafia Life oder Seagram oder MOG.

Rodney King wurde nicht umjebracht.
 
Last edited:
überragendes album, das ich erst mit den jahren lieben gelernt habe. hab dre halt mit "2001" (safe top 5 meiner meist gehörten alben) kennengelernt und da war "the chronic" schon ne andere welt.
 
Wenn ich mir die Alben-Rankings mit den Reviews im Turo-Format so durchlese, denk ich irgendwie daran, wie @FifthAce1 (rip) seine reviews schreiben würde. Turo next level - Forum error
 
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