"Two Popes" ist inszenatorisch und schauspielerisch (Jonathan Pryce!) ein sehr guter Film, aber man sollte keine Geschichtsstunde erwarten, weil der Film mit den Fakten eher frei umgeht und einiges dramatisiert. Es ist auch eindeutig, wo die Sympathien des Autors und Regisseurs liegen. Franziskus wird als menschlich gebliebene Erlöser-Figur der kriselnden katholischen Kirche in der Gegenwart gezeigt, die nie an die Macht wollte, aber beinahe schicksalhaft dorthin geführt wurde, während Benedikt erst machtbewusst und menschlich schwierig und dann amtsmüde, einsam und schwach erscheint. Ich bin nicht wirklich umfassend informiert, was dieses Thema angeht, aber als gelegentlicher Nachrichten-Leser kam mir einiges ziemlich vereinfacht vor, gerade bezüglich der Missbrauchs-Skandale und der Rolle beider bei der (Nicht-)Aufarbeitung. Ich könnte mir vorstellen, dass das in der Form einigen Katholiken nicht gefallen dürfte. Muss das aber nochmal recherchieren. Der Film nimmt sich erzählerisch viele Freiheiten raus und das Treffen der beiden im Vorfeld von Benedikts Rücktritt, das einen Großteil des Films ausmacht, soll es so z. B. nie gegeben haben, aber das alles ist ja auch in Ordnung für ein biographisches Film-Drama.
Alles in allem wurde ich definitiv gut unterhalten und kann ihn empfehlen, auch wenn man mit Religion allgemein und der katholischen Kirche im Besonderen nichts zu tun hat.
(Edit wegen Satzbau)