Schon wieder hat ein neues Jahr begonnen – schon wieder gab es in den letzten Wochen musikalische Jahresbestenlisten auf die Ohren, so weit das Auge reicht. Ob generell Musik oder "nur" Rap, ob Alben oder Tracks – alles wurde rauf und runter bewertet, als gäb's kein Morgen mehr. Da machen wir natürlich mit! … kleiner Scherz. Aber: Über manche Songs und Alben möchten wir doch noch ein paar Worte verlieren. Musikalische Werke, die uns im vergangenen Jahr im Bereich Rap, vornehmlich deutschem Rap, begeistert und beeindruckt haben. Die in uns etwas ausgelöst und uns bewegt haben. Oder die wir aus irgendeinem weiteren Grund, den wir Euch gerne verraten, noch einmal besonders hervorheben möchten. In diesem Sinne: Vorhang auf für unseren Jahresrückblick, verpackt in die schöne Hülle des musikalischen MZEE Recaps 2024.
Ey, die Platte ist die Geschichte von ei'm tiefen Fall.
Nicht aus Übereifer, sondern aus Überzeugung ist "WSSNMB" von Vega meine Platte des Jahres 2024. Erfreulicherweise bereits am 2. Februar 2024 erschienen, begleitete sie somit mein ganzes Jahr. Unzählige Minuten Musik in meinen Ohren und viele bewegende Live-Auftritte, welche den Liedern noch mal eine komplett andere Qualität gaben oder sie in einer ganz besonderen Interpretation darstellten.
Der erste Song "WSSNMB" als zeitgleich Titel gebendes Intro geht thematisch direkt sehr in die Tiefe und ist mit jedem einzelnen Wort durchdringend: "Deswegen startet dieses Album beim Psychiater. Ich leg' alles in Schutt und danach wirst du endlich erkenn'n, wieso sie Stürme nach Menschen benenn'n." Es ist während des Hörens so, als könne man die bedrohlichen Kräfte und destruktiven Auswirkungen von Stürmen förmlich fühlen. Die bestmöglich auf die Worte und den Inhalt des Songs "WSSNMB" abgestimmten Instrumentals – produziert von Efe Ökmen und Pascal Berger – kreieren eine packende Stimmung und Stärke und machen die erzählte Geschichte für mich zu einem passenden Ganzen. Die Feature-Liste des Albums reicht von Nio über Takt32 bis hin zu Liz. Künstler:innen, die eine Bereicherung für das Album sind, weil sie mit ihren jeweiligen Parts und Stimmen für eine besondere Atmosphäre und Dynamik sorgen. Es stecken viele Titel voller Schmerz und Traurigkeit über Verluste, aber auch Worte über Gewalt, Sucht und jede Menge Wut im Album. Mit "Teil von mir (Outro)" endet das Album mit einem Song, der für mich eines der besten Lieder der Platte ist und aus dem ein paar meiner Lieblingszeilen stammen. Vega beschreibt hier seine Liebe und Beziehung zu Frankfurt: "War nicht immer leicht mit dir. Doch jeder Stein in dieser Stadt ist ein Teil von mir, deshalb bleib' ich hier." Er dient als ein wunderbarer Übergang zurück zum ersten Titel, um das Album einfach direkt wieder von vorne zu hören.
Vega war, ist und bleibt für mich ein sehr reflektierter und sympathischer Frankfurter Rapper, der mit seiner Musik bewegt und berührt.
(Rebecca Reifarth)