Schon wieder hat ein neues Jahr begonnen – schon wieder gab es in den letzten Wochen musikalische Jahresbestenlisten auf die Ohren, so weit das Auge reicht. Ob generell Musik oder "nur" Rap, ob Alben oder Tracks – alles wurde rauf und runter bewertet, als gäb's kein Morgen mehr. Da machen wir natürlich mit! … kleiner Scherz. Aber: Über manche Songs und Alben möchten wir doch noch ein paar Worte verlieren. Musikalische Werke, die uns im vergangenen Jahr im Bereich Rap, vornehmlich deutschem Rap, begeistert und beeindruckt haben. Die in uns etwas ausgelöst und uns bewegt haben. Oder die wir aus irgendeinem weiteren Grund, den wir Euch gerne verraten, noch einmal besonders hervorheben möchten. In diesem Sinne: Vorhang auf für unseren Jahresrückblick, verpackt in die schöne Hülle des musikalischen MZEE Recaps 2024.
Am erfrier'n, Blei in den Nier'n.
Morgens drei: minus vier.
Dann hilf mir nicht auf, bitte reich mir die Hände nie.
Es ist nicht wegen dir – so kaputt kriegst du mich nie.
Hallo Bazzazian,
Du hast mir mit Deinem Debütalbum "100Angst" einen riesengroßen Gefallen getan: Du hast eine sehr große Anzahl meiner Lieblingsartists gepickt und perfekt mit Deinen herausragenden Beats gematcht. Dadurch entstand eines meiner absoluten Lieblingsalben in 2024. Danke.
Somit wäre zu dem Producer-Album des letzten Jahres meinerseits eigentlich alles gesagt – aber damit wirklich jeder Bock hat, da mal reinzuhören, gibt es noch ein paar Zeilen mehr zu "100Angst". First things first: Bazzazian zählt zweifelsohne zu den besten Produzent:innen in diesem Land. Er gilt als Erfolgsgarant für Künstler:innen wie Haftbefehl und hat in den letzten Jahrzehnten mit seinem unverwechselbaren Sound einen Klassiker nach dem nächsten abgeliefert. Und diesen Sound gibt es auch dieses Mal auf dem 14 Tracks starken Album zu bestaunen. Die Songs fließen dabei soundtechnisch alle perfekt ineinander über – sie machen riesengroße Räume auf, gehen extrem treibend nach vorne und sind dann auf einmal wieder melancholisch, emotional und ruhig. Dabei fühlt sich der Soundteppich an wie eine Geschichte oder Reise, auf die man mitgenommen wird – gemeinsam mit Synthies, Klaviermelodien und einem ordentlichen Bass.
Ohne den Willen, ein Konzeptalbum zu machen, gibt einem letzten Endes die besondere Auswahl der Rapper- und Sänger:innen mit ihren Themen genau das Gefühl – als wäre alles von Beginn an so geplant gewesen. War es laut Bazzazian aber nicht. Und so dürfen wir uns über ein durch Zufall sehr stimmig gewordenes Album mit unter anderem folgenden Gäst:innen freuen: von Apsilon, Blumengarten, Brutalismus 3000 und Casper über Haiyti, Levin Liam, Miss Platnum und OG Keemo bis hin zu Schmyt, Soufian, Tarek K.I.Z und Trettmann. Sie alle bringen mehr als zitierwürdige Zeilen voll Angst und Schmerz, Wut, Sehnsucht und Mut mit.
Anspieltipps für alle Unentschlossenen: Ein herausragender Keemo-Part auf "Rottweiler", den bis dato wohl viel zu wenige für sich entdeckt haben. "2019" mit Schmyts gewohnter Ehrlichkeit: "Kahle Bäume, nackt und grau. Wenn es hässlich wird, kenn' ich mich aus." Und Caspers Beschreibung "aller Deiner Ängste" auf "Kaum Vertrauen" gemeinsam mit Blumengarten auf einem sehr zum Tanzen animierenden Beat.
Lieber Bazzazian, wie schön, dass dein Manager Max Mönster Dich endlich zu einem Album inspirieren konnte. Hoffentlich müssen wir nicht noch mal eine halbe Karriere lang auf Dein nächstes warten.
(Florence Bader)