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MZEE Recap 2024: #11 "APOLLO" von Mister Jones, Quasi & Tito Tentaculo

2024 ist vor­bei, aber man­che Tracks und Alben blei­ben uns im Gedächt­nis – und in unse­ren Play­lists. Im MZEE Recap 2024 stel­len wir Euch noch mal musi­ka­li­sche Wer­ke vor, die uns beson­ders beein­druckt haben. Heu­te: "APOLLO" von Mis­ter Jones, Qua­si und Tito Tentaculo.

Schon wie­der hat ein neu­es Jahr begon­nen – schon wie­der gab es in den letz­ten Wochen musi­ka­li­sche Jah­res­bes­ten­lis­ten auf die Ohren, so weit das Auge reicht. Ob gene­rell Musik oder "nur" Rap, ob Alben oder Tracks – alles wur­de rauf und run­ter bewer­tet, als gäb's kein Mor­gen mehr. Da machen wir natür­lich mit! … klei­ner Scherz. Aber: Über man­che Songs und Alben möch­ten wir doch noch ein paar Wor­te ver­lie­ren. Musi­ka­li­sche Wer­ke, die uns im ver­gan­ge­nen Jahr im Bereich Rap, vor­nehm­lich deut­schem Rap, begeis­tert und beein­druckt haben. Die in uns etwas aus­ge­löst und uns bewegt haben. Oder die wir aus irgend­ei­nem wei­te­ren Grund, den wir Euch ger­ne ver­ra­ten, noch ein­mal beson­ders her­vor­he­ben möch­ten. In die­sem Sin­ne: Vor­hang auf für unse­ren Jah­res­rück­blick, ver­packt in die schö­ne Hül­le des musi­ka­li­schen MZEE Recaps 2024.

 

Kei­ner kennt das Skript für die nächs­te Episode.
Und schon mor­gen wird sich alles wiederholen.

2024 – ein Jahr, in dem sich der Sound des hie­si­gen Rap-​Kosmos wei­ter ver­viel­fäl­tig­te. Vie­le Protagonist:innen ent­wi­ckel­ten sich dabei in Rich­tung "lau­ter, schnel­ler, kra­chen­der", denkt man zum Bei­spiel an die zahl­rei­chen Hyperpop- und DnB-​Produktionen. Mis­ter Jones, Qua­si und Tito Ten­ta­cu­lo flo­gen mit ihrem gemein­sa­men Album "APOLLO" kon­se­quent in die ande­re Richtung.

Das Trio aus Ber­lin ver­öf­fent­lich­te eine LP, die nicht dem aktu­el­len Zeit­geist hin­ter­her­läuft, son­dern durch Zeit­lo­sig­keit über­zeugt. Der war­me Sound der Beats von Tito, denen ein ana­lo­ger Klang, eher gerin­ge BPM-​Zahlen und ein Fokus auf mitt­le­re Fre­quen­zen inne­woh­nen, wird von Mis­ter Jones und Qua­si mit zahl­rei­chen nach­denk­li­chen Zei­len ver­edelt. Die bei­den MCs fin­den auf allen Tracks die per­fek­te Mischung aus kon­kre­ten Aus­sa­gen und meta­pho­ri­schen Bil­dern, die zum Nach­den­ken anre­gen: "Wider­sprü­che sind das, was mich aus­macht!" Ins­ge­samt gibt mir die Plat­te das Gefühl, ich wür­de den Sound­track eines 80er-​Jahre-​Kultfilms hören: herr­lich ver­spul­te Beats, pas­sen­de Vocals­amples, Skits und Lyrics, die sich mit immer­wäh­ren­den The­men befas­sen. Wenn ich dem Album nur ein Schlag­wort zuord­nen dürf­te, wäre es ver­mut­lich "Selbst­re­fle­xi­on". Seit Ver­öf­fent­li­chung habe ich die Plat­te immer wie­der auf­ge­legt, denn unter­be­wusst gab mir der Flug mit der "APOLLO" in hek­ti­schen Zei­ten stets das Gefühl, einen bereits bekann­ten Zufluchts­ort zu haben: "Komm und flieg mit mir weg!" Und soll­te der Flug durch die jaz­zi­gen Loops von Tito mal enden, kann ich zum Glück ein­fach auf Repeat drü­cken und wie­der zu Mis­ter Jones und Qua­si ins Raum­schiff steigen.

Wenn ich also nach einer Hör­emp­feh­lung aus dem Jahr 2024 gefragt wer­de, stel­le ich defi­ni­tiv "APOLLO" ins "Spot­light". "Vor und zurück – der ewi­ge Tanz!" – denn das Album ist kein musi­ka­li­scher Schnell­schuss. Es ist der ers­te Long­play­er von Qua­si, die sich mit den lang­jäh­ri­gen Part­nern Tito und Jones per­fekt ergänzt. Dem­entspre­chend hof­fe ich, dass in Zukunft noch mehr von die­sem Trio kommt.

(Alec Weber)