Schon wieder hat ein neues Jahr begonnen – schon wieder gab es in den letzten Wochen musikalische Jahresbestenlisten auf die Ohren, so weit das Auge reicht. Ob generell Musik oder "nur" Rap, ob Alben oder Tracks – alles wurde rauf und runter bewertet, als gäb's kein Morgen mehr. Da machen wir natürlich mit! … kleiner Scherz. Aber: Über manche Songs und Alben möchten wir doch noch ein paar Worte verlieren. Musikalische Werke, die uns im vergangenen Jahr im Bereich Rap, vornehmlich deutschem Rap, begeistert und beeindruckt haben. Die in uns etwas ausgelöst und uns bewegt haben. Oder die wir aus irgendeinem weiteren Grund, den wir Euch gerne verraten, noch einmal besonders hervorheben möchten. In diesem Sinne: Vorhang auf für unseren Jahresrückblick, verpackt in die schöne Hülle des musikalischen MZEE Recaps 2024.
Gerda macht den Beat klar:
Die wollen, dass er da wieder featuret.
Im letzten Jahr kam das ein oder andere Producer-Album raus. Eines der prägnantesten und gleichzeitig überraschendsten war dabei "Believe in Gerda" von GERDA. Von wem?! Hinter dem weiblichen Vornamen steckt ein Producerteam, das sich aus Mitgliedern von The Krauts und Seeed zusammensetzt.
"Believe in Gerda" erschien über das Label Kabul Fire Records, wobei der Albumtitel eine eindeutige Anspielung auf Griselda beziehungsweise Griselda Records ist. Das amerikanische HipHop-Label etabliert bereits seit einigen Jahren einen eigenen Sound, der sich weltweit bei Rap-Fans großer Beliebtheit erfreut. Verantwortlich dafür sind zum Beispiel Conway the Machine, Conductor Williams und Westside Gunn. Der Sound auf "Believe in Gerda" orientiert sich sehr detailverliebt am amerikanischen Vorbild. Alleinstellungsmerkmal ist allerdings die Tracklist, die mit einer großen Bandbreite hiesiger Rap-Protagonist:innen versehen ist. Dabei finden sich viele Feature-Gäste auf gemeinsamen Tracks, die unter "normalen" Umständen wahrscheinlich nie an gemeinsamer Musik gearbeitet hätten. Ein perfektes Beispiel hierfür ist "Tschakk Tschakk" von Kryptik Joe, Porky und She-Raw. Während Porky seine herrlich stumpfe Hook zelebriert – "Du gehst in die Knie und du kackst ab!" –, harmonieren die Parts von She-Raw und Kryptik Joe hervorragend. Es passiert nur noch selten, dass man das Deichkind-Urgestein so klassisch rappen hört. Gerne "mehr davon". "Cis-Männer kollaborieren, weil sie Druck kriegen. Sie verscheuchen mit ihren Aussagen höchstens Fruchtfliegen." Auch die anderen Features können sich mehr als sehen lassen: Unter anderem sind die Stimmen von OG Keemo, Apsilon, addeN, Wa22ermann, LIZ, Sazou und Nepumuk auf dem Album zu hören.
Mit "Believe in Gerda" veröffentlichte das Team rund um GERDA einen wahren Leckerbissen für Fans deutschsprachiger Rap-Musik. Selbst schuld, wer hier nicht mindestens mal reingehört hat. "Kommt ihr euch nicht selber vor wie Vollpfosten?!", um es mit She-Raws Worten zu sagen.
(Alec Weber)