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MZEE Recap 2024: #04 "Fine Art" von KNEECAP

2024 ist vor­bei, aber man­che Tracks und Alben blei­ben uns im Gedächt­nis – und in unse­ren Play­lists. Im MZEE Recap 2024 stel­len wir Euch noch mal musi­ka­li­sche Wer­ke vor, die uns beson­ders beein­druckt haben. Heu­te: "Fine Art" von KNEECAP.

Schon wie­der hat ein neu­es Jahr begon­nen – schon wie­der gab es in den letz­ten Wochen musi­ka­li­sche Jah­res­bes­ten­lis­ten auf die Ohren, so weit das Auge reicht. Ob gene­rell Musik oder "nur" Rap, ob Alben oder Tracks – alles wur­de rauf und run­ter bewer­tet, als gäb's kein Mor­gen mehr. Da machen wir natür­lich mit! … klei­ner Scherz. Aber: Über man­che Songs und Alben möch­ten wir doch noch ein paar Wor­te ver­lie­ren. Musi­ka­li­sche Wer­ke, die uns im ver­gan­ge­nen Jahr im Bereich Rap, vor­nehm­lich deut­schem Rap, begeis­tert und beein­druckt haben. Die in uns etwas aus­ge­löst und uns bewegt haben. Oder die wir aus irgend­ei­nem wei­te­ren Grund, den wir Euch ger­ne ver­ra­ten, noch ein­mal beson­ders her­vor­he­ben möch­ten. In die­sem Sin­ne: Vor­hang auf für unse­ren Jah­res­rück­blick, ver­packt in die schö­ne Hül­le des musi­ka­li­schen MZEE Recaps 2024.

 

We went from rags to riches.
And we got a wee machi­ne that's be clea­ning our dishes.

Du weißt, dass du nicht mehr am Puls der Zeit bist, wenn du durch das Feuil­le­ton Alben und Artists ken­nen­lernst. So ist es mir bei KNEECAP und der Online-​Ausgabe der ZEIT ergan­gen. Ein Moment, der mich betrof­fen und rat­los zurück­ge­las­sen hat. Den­noch eine wert­vol­le Erfah­rung, denn das dort vor­ge­stell­te Album "Fine Art" lohnt sich wirk­lich. Die drei Nord­iren füh­ren auf dem Album durch eine lan­ge Nacht vol­ler dro­gen­in­di­zier­ter Eksta­se, ver­rauch­ter Knei­pen, Raver:innen und Engländer:innen, denen man alles ver­kau­fen kann (aber nur Letz­te­re wer­den über den Tisch gezogen).

Musi­ka­lisch ist das alles zwar span­nend, doch auch nicht unbe­dingt bahn­bre­chend. Ori­en­tiert an der Doku "Dancing on Nar­row Ground" fin­den sich vie­le Refe­ren­zen auf Dance Music der 90er Jah­re. Die hoch­ge­hal­te­ne Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der nord­iri­schen Kul­tur fin­det sich in Flö­ten­samples und so man­cher melo­di­schen Hook wie­der. Was Band und Album aber wirk­lich her­vor­ste­chen las­sen, sind die Ener­gie und Spra­che. Gut die Hälf­te des Albums ist auf Irisch-​Gälisch, das von weni­ger als 100 000 Men­schen gespro­chen wird. Trotz­dem rei­chen die ein­ge­wor­fe­nen eng­li­schen Zei­len und vor allem die schon erwähn­te Power, mit der hier gerappt wird, um die gan­ze Zeit am Ball zu blei­ben. Inhalt­lich geht es um Rea­li­täts­flucht, Wut auf das schlech­te Leben, Lie­be und das schö­ne Gefühl, manch­mal doch ein biss­chen mehr Geld in der Tasche zu haben.

KNEECAP sind sprach­lich um Wel­ten kon­se­quen­ter als "Hin­ter­hof­jar­gon", poli­tisch bri­san­ter und rele­van­ter, als K.I.Z es jemals sein könn­ten, und so sympathisch-​rough, wie Teu­te­re­kordz ger­ne wären. Die hal­bi­ro­ni­sche (V-)Erklärung vom poli­ti­schen Kampf gegen die eng­li­sche Besat­zung, die per­ma­nent zumin­dest mit­schwingt, ist dabei nur die Kir­sche auf der Torte.

(Simon Back)