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MZEE Recap 2024: #02 "Bee Gees" von OG Keemo & Levin Liam

2024 ist vor­bei, aber man­che Tracks und Alben blei­ben uns im Gedächt­nis – und in unse­ren Play­lists. Im MZEE Recap 2024 stel­len wir Euch noch mal musi­ka­li­sche Wer­ke vor, die uns beson­ders beein­druckt haben. Heu­te: "Bee Gees" von OG Kee­mo & Levin Liam.

Schon wie­der hat ein neu­es Jahr begon­nen – schon wie­der gab es in den letz­ten Wochen musi­ka­li­sche Jah­res­bes­ten­lis­ten auf die Ohren, so weit das Auge reicht. Ob gene­rell Musik oder "nur" Rap, ob Alben oder Tracks – alles wur­de rauf und run­ter bewer­tet, als gäb's kein Mor­gen mehr. Da machen wir natür­lich mit! … klei­ner Scherz. Aber: Über man­che Songs und Alben möch­ten wir doch noch ein paar Wor­te ver­lie­ren. Musi­ka­li­sche Wer­ke, die uns im ver­gan­ge­nen Jahr im Bereich Rap, vor­nehm­lich deut­schem Rap, begeis­tert und beein­druckt haben. Die in uns etwas aus­ge­löst und uns bewegt haben. Oder die wir aus irgend­ei­nem wei­te­ren Grund, den wir Euch ger­ne ver­ra­ten, noch ein­mal beson­ders her­vor­he­ben möch­ten. In die­sem Sin­ne: Vor­hang auf für unse­ren Jah­res­rück­blick, ver­packt in die schö­ne Hül­le des musi­ka­li­schen MZEE Recaps 2024.

 

Ich hab' genug Ice, dass es die Kli­ma­kri­se stoppt.
Doch genug Heat, dass die­se Welt hier Fie­ber abbekommt.

Ein Intro mit dicker Bass Drum, dann setzt ein sum­men­der Chor ein, unter­malt von einem mar­sch­ar­ti­gen, aber doch ent­spann­ten Beat und über­la­gert von Levin Liams Adlibs. Die­ses Gesum­me hat mehr als nur Ohr­wurm­po­ten­zi­al, es hat was mit mir gemacht – auch wenn ich nicht genau sagen kann, was.

Der Song "Bee Gees" erschien erst als Sin­gle und dann auf OG Kee­mos Plat­te "Fie­ber", die Anfang des Jah­res ver­öf­fent­licht wur­de und direkt auf Platz eins der Charts lan­de­te. Und das, obwohl sie eigent­lich "nur" ein Mix­tape sein soll­te. Doch wenn OG Kee­mo und sein Pro­du­zent Funk­va­ter Frank die Köp­fe zusam­men­ste­cken, ist eigent­lich nichts ande­res zu erwar­ten als ein Kon­zept­al­bum. In das Fieber-​Thema reiht sich auch "Bee Gees" ein, was vor allem im Musik­vi­deo deut­lich wird, wel­ches mit exor­zis­ti­scher und Horrorfilm-​artiger Sym­bo­lik gespickt ist.

Im Gegen­satz dazu steht der Text des Songs. Kee­mo und Levin spre­chen über ihre Erfol­ge und wie sie sich von ande­ren Akteur:innen der Rap­sze­ne abgren­zen. Das klingt fast schon über­heb­lich, viel­leicht auch wegen des Ver­gleichs mit den Bee Gees, aller­dings kann man es den bei­den ange­sichts ihres Wer­de­gangs der letz­ten paar Jah­re nicht übel neh­men. Dazu passt auch die Nina Chuba-​Zeile, die Frank in den Song ein­ge­baut hat: "Ich will Immos, Dol­lars, I-​Immos, Dol­lars". Beim ers­ten Mal dach­te ich, ich hät­te mich ver­hört. Ist das etwa eine Hom­mage an eine der ein­fluss­reichs­ten Pop- und Rap-​Künstlerinnen der letz­ten Jah­re? Auf einem Untergrund-​Rap-​Track? Wobei, so Unter­grund ist Kee­mo ja gar nicht mehr – sie­he Chart-​Platzierung – und so Rap ist der Song auch nicht. Denn die Gru­sel­stim­mung des Musik­vi­de­os steht im Gegen­satz zur Melo­die des Songs, dem Gesum­me, den Hooks ohne Beat und der Tat­sa­che, dass nicht nur Levin, son­dern auch Kee­mo singt. Dass es von dem Song – übri­gens für bei­de Artists nicht die ers­te – eine "COLORS"-Aufnahme gibt, ist somit nicht ver­wun­der­lich. Die­ses Indie-​Rap-​Crossover ist ein Bei­spiel für einen aktu­el­len Trend, den ich per­sön­lich sehr feie­re. Ähn­lich wie Schmyt oder Berq ist Levin Liam aus der HipHop-​Szene nicht mehr weg­zu­den­ken, und das, obwohl er selbst gar nicht rappt. Doch durch sol­che Künstler:innen und Indie-​Einflüsse kommt mehr Melan­cho­lie und Emo­tio­na­li­tät ins Deutschrap-Spiel.

Das ist es wohl, was der Song mit mir gemacht hat: Er hat ein melan­cho­li­sches Gefühl in mir aus­ge­löst, das ich nicht ein­ord­nen kann und das trotz­dem irgend­wie gut­tut. Das Lied ist ein Meis­ter­werk aus Melo­die, Gefühl und Sym­bo­lik und bleibt doch, vor allem auf­grund der The­ma­tik der Lyrics, Rap.

(Emi­ly Niklas)