Shirin David auf der "Wetten, dass..?"-Couch im Tag-Team mit Helene Fischer, der erste deutsche Rapper bei der Bachelorette und Berliner Bauten, die als Phallus-Symbol für ein Album-Cover dienen: Das Jahr 2024 hat einmal mehr viele skurrile Momente geschaffen, die wir in unser "schwarzes Fotoalbum mit 'nem silbernen Knopf" kleben können. Diese ganz eigene Sammlung beinhaltet Bilder, die wir nicht immer im Kopf behalten wollten, aber wohl nie wieder vergessen können.
In unserem diesjährigen Adventskalender gemeinsam mit dem Hip Hop Archiv verbergen sich 24 Erinnerungen an außergewöhnliche Momente der Deutschrap-Geschichte, die wir unbedingt mit Euch teilen wollen. Dabei entschuldigen wir uns jetzt schon für die teilweise extrem schlechte Bildqualität, aber manche Momente wurden eben mit einem alten Nokia anstelle der Spiegelreflexkamera eingefangen – wir hoffen, Ihr könnt es uns nachsehen.
Wir freuen uns darauf, Euch damit wieder die Tage bis Weihnachten etwas versüßen zu können und wünschen Euch eine wunderschöne, besinnliche Weihnachtszeit. Und selbst, wenn Ihr das "Fest der Liebe" nicht feiert, könnt Ihr Euch ja trotzdem mit diesen Erinnerungen ein wenig die Zeit vertreiben.
Im Jahr 2009 erlebte die deutsche HipHop-Szene eine der spannendsten Enthüllungen ihrer Zeit: Kitty Kat, die mysteriöse Rapperin des legendären Labels Aggro Berlin, zeigte endlich ihr Gesicht. Nach drei Jahren des Versteckspiels erschien schließlich Ende 2008, passend zur Aggro Anti Ansage Nr. 8, das erste Foto von Katharina Löwel.
Warum Kitty Kat sich anfangs so lange nicht zeigte, ist nicht zu 100 Prozent geklärt. Während sie in ihrem ersten großen Interview 2009 mit Hiphop.de davon sprach, dass es eine bewusste Strategie gewesen sei, durch ihre Musik zu überzeugen und nicht durch ihr Aussehen, gibt sie in neueren Interviews andere Gründe an. Ebenfalls 2009, kurz nach dem Ende von Aggro Berlin, erzählte sie noch in DIE WELT, in einer von Männern dominierten Szene sei es ihr wichtig gewesen, dass ihre Stimme und ihre Texte im Vordergrund standen. Diese Entscheidung führte zu hitzigen Diskussionen und Spekulationen im Internet über ihre Identität und ihr Aussehen. Doch für Kitty Kat zählte: "Ich bin Musikerin und wollte kein Topmodel werden." Im Interview mit BACKSPIN im Jahr 2014 hieß es dann: "Die Aggro-Jungs haben mich am Anfang versteckt gehalten, wir hatten diese drei Jahre, wo gar keine Kitty Kat gezeigt wurde und das war auch das Konzept." Sie sprach davon, dass sie – die Jungs und auch Kitty Kat – mit dem Bild spielten, das sich bei Männern auftut, wenn sie ihre Texte hörten: "Wir haben mit denen gespielt. In der Sexhotline sitzt auch so 'ne Dicke und hat aber die sexy Stimme. Trotzdem ist vorne drauf die geile Olle abgedruckt, damit du da anrufst." Das Ganze war laut Kitty ein Marketingkonzept. Im Podcast "Deutschrap ideal" im Jahr 2024 gibt sie die Verantwortung komplett an das Label ab und sagt: "Ich wurde von meiner Plattenfirma Aggro Berlin drei Jahre versteckt gehalten" – sie habe lange ausharren müssen, bis sie ihr Gesicht hätte zeigen dürfen.
Diese vielschichtige Geschichte um Kitty Kat zeigt, wie komplex die Strategien und Entscheidungen in der Musikindustrie sein können. Ob es nun eine bewusste Entscheidung der Künstlerin war oder ein geschicktes Marketingkonzept des Labels, bleibt letztlich offen. Doch eines ist klar: Kitty Kat hat es geschafft, sich in einer von Männern dominierten Szene Gehör zu verschaffen und ihre eigene Identität zu wahren. Ihre Reise verdeutlicht, dass hinter jedem Künstler und jeder Künstlerin mehr steckt als nur das, was auf der Bühne oder in Interviews sichtbar wird.
(Lena Pinto)
(Bildquelle: Aggro Berlin)