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Adventskalender

Adventskalender: Türchen #23 Kitty Kat hat ein Gesicht

Im dies­jäh­ri­gen Advents­ka­len­der von MZEE​.com und dem Hip Hop Archiv befin­det sich hin­ter jedem Tür­chen ein Foto, wel­ches eine skur­ri­le, emo­tio­na­le oder span­nen­de Anek­do­te aus dem Rap­kos­mos erzählt. Heu­te: Kit­ty Kat hat ein Gesicht.

Shirin David auf der "Wet­ten, dass..?"-Couch im Tag-​Team mit Hele­ne Fischer, der ers­te deut­sche Rap­per bei der Bache­lo­ret­te und Ber­li­ner Bau­ten, die als Phallus-​Symbol für ein Album-​Cover die­nen: Das Jahr 2024 hat ein­mal mehr vie­le skur­ri­le Momen­te geschaf­fen, die wir in unser "schwar­zes Foto­al­bum mit 'nem sil­ber­nen Knopf" kle­ben kön­nen. Die­se ganz eige­ne Samm­lung beinhal­tet Bil­der, die wir nicht immer im Kopf behal­ten woll­ten, aber wohl nie wie­der ver­ges­sen können. 

In unse­rem dies­jäh­ri­gen Advents­ka­len­der gemein­sam mit dem Hip Hop Archiv ver­ber­gen sich 24 Erin­ne­run­gen an außer­ge­wöhn­li­che Momen­te der Deutschrap-​Geschichte, die wir unbe­dingt mit Euch tei­len wol­len. Dabei ent­schul­di­gen wir uns jetzt schon für die teil­wei­se extrem schlech­te Bild­qua­li­tät, aber man­che Momen­te wur­den eben mit einem alten Nokia anstel­le der Spie­gel­re­flex­ka­me­ra ein­ge­fan­gen – wir hof­fen, Ihr könnt es uns nachsehen. 

Wir freu­en uns dar­auf, Euch damit wie­der die Tage bis Weih­nach­ten etwas ver­sü­ßen zu kön­nen und wün­schen Euch eine wun­der­schö­ne, besinn­li­che Weih­nachts­zeit. Und selbst, wenn Ihr das "Fest der Lie­be" nicht fei­ert, könnt Ihr Euch ja trotz­dem mit die­sen Erin­ne­run­gen ein wenig die Zeit vertreiben.

 

Im Jahr 2009 erleb­te die deut­sche HipHop-​Szene eine der span­nends­ten Ent­hül­lun­gen ihrer Zeit: Kit­ty Kat, die mys­te­riö­se Rap­pe­rin des legen­dä­ren Labels Aggro Ber­lin, zeig­te end­lich ihr Gesicht. Nach drei Jah­ren des Ver­steck­spiels erschien schließ­lich Ende 2008, pas­send zur Aggro Anti Ansa­ge Nr. 8, das ers­te Foto von Katha­ri­na Löwel.

War­um Kit­ty Kat sich anfangs so lan­ge nicht zeig­te, ist nicht zu 100 Pro­zent geklärt. Wäh­rend sie in ihrem ers­ten gro­ßen Inter­view 2009 mit Hip​hop​.de davon sprach, dass es eine bewuss­te Stra­te­gie gewe­sen sei, durch ihre Musik zu über­zeu­gen und nicht durch ihr Aus­se­hen, gibt sie in neue­ren Inter­views ande­re Grün­de an. Eben­falls 2009, kurz nach dem Ende von Aggro Ber­lin, erzähl­te sie noch in DIE WELT, in einer von Män­nern domi­nier­ten Sze­ne sei es ihr wich­tig gewe­sen, dass ihre Stim­me und ihre Tex­te im Vor­der­grund stan­den. Die­se Ent­schei­dung führ­te zu hit­zi­gen Dis­kus­sio­nen und Spe­ku­la­tio­nen im Inter­net über ihre Iden­ti­tät und ihr Aus­se­hen. Doch für Kit­ty Kat zähl­te: "Ich bin Musi­ke­rin und woll­te kein Top­mo­del wer­den." Im Inter­view mit BACKSPIN im Jahr 2014 hieß es dann: "Die Aggro-​Jungs haben mich am Anfang ver­steckt gehal­ten, wir hat­ten die­se drei Jah­re, wo gar kei­ne Kit­ty Kat gezeigt wur­de und das war auch das Kon­zept." Sie sprach davon, dass sie – die Jungs und auch Kit­ty Kat – mit dem Bild spiel­ten, das sich bei Män­nern auf­tut, wenn sie ihre Tex­te hör­ten: "Wir haben mit denen gespielt. In der Sex­hot­line sitzt auch so 'ne Dicke und hat aber die sexy Stim­me. Trotz­dem ist vor­ne drauf die gei­le Olle abge­druckt, damit du da anrufst." Das Gan­ze war laut Kit­ty ein Mar­ke­ting­kon­zept. Im Pod­cast "Deutschrap ide­al" im Jahr 2024 gibt sie die Ver­ant­wor­tung kom­plett an das Label ab und sagt: "Ich wur­de von mei­ner Plat­ten­fir­ma Aggro Ber­lin drei Jah­re ver­steckt gehal­ten" – sie habe lan­ge aus­har­ren müs­sen, bis sie ihr Gesicht hät­te zei­gen dürfen.

Die­se viel­schich­ti­ge Geschich­te um Kit­ty Kat zeigt, wie kom­plex die Stra­te­gien und Ent­schei­dun­gen in der Musik­in­dus­trie sein kön­nen. Ob es nun eine bewuss­te Ent­schei­dung der Künst­le­rin war oder ein geschick­tes Mar­ke­ting­kon­zept des Labels, bleibt letzt­lich offen. Doch eines ist klar: Kit­ty Kat hat es geschafft, sich in einer von Män­nern domi­nier­ten Sze­ne Gehör zu ver­schaf­fen und ihre eige­ne Iden­ti­tät zu wah­ren. Ihre Rei­se ver­deut­licht, dass hin­ter jedem Künst­ler und jeder Künst­le­rin mehr steckt als nur das, was auf der Büh­ne oder in Inter­views sicht­bar wird.

(Lena Pin­to)
(Bild­quel­le: Aggro Berlin)