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Adventskalender

Adventskalender: Türchen #18 "Eine Oral History des deutschen Rap"

Im dies­jäh­ri­gen Advents­ka­len­der von MZEE​.com und dem Hip Hop Archiv befin­det sich hin­ter jedem Tür­chen ein Foto, wel­ches eine skur­ri­le, emo­tio­na­le oder span­nen­de Anek­do­te aus dem Rap­kos­mos erzählt. Heu­te: "Eine Oral Histo­ry des deut­schen Rap".

Shirin David auf der "Wet­ten, dass..?"-Couch im Tag-​Team mit Hele­ne Fischer, der ers­te deut­sche Rap­per bei der Bache­lo­ret­te und Ber­li­ner Bau­ten, die als Phallus-​Symbol für ein Album-​Cover die­nen: Das Jahr 2024 hat ein­mal mehr vie­le skur­ri­le Momen­te geschaf­fen, die wir in unser "schwar­zes Foto­al­bum mit 'nem sil­ber­nen Knopf" kle­ben kön­nen. Die­se ganz eige­ne Samm­lung beinhal­tet Bil­der, die wir nicht immer im Kopf behal­ten woll­ten, aber wohl nie wie­der ver­ges­sen können. 

In unse­rem dies­jäh­ri­gen Advents­ka­len­der gemein­sam mit dem Hip Hop Archiv ver­ber­gen sich 24 Erin­ne­run­gen an außer­ge­wöhn­li­che Momen­te der Deutschrap-​Geschichte, die wir unbe­dingt mit Euch tei­len wol­len. Dabei ent­schul­di­gen wir uns jetzt schon für die teil­wei­se extrem schlech­te Bild­qua­li­tät, aber man­che Momen­te wur­den eben mit einem alten Nokia anstel­le der Spie­gel­re­flex­ka­me­ra ein­ge­fan­gen – wir hof­fen, Ihr könnt es uns nachsehen. 

Wir freu­en uns dar­auf, Euch damit wie­der die Tage bis Weih­nach­ten etwas ver­sü­ßen zu kön­nen und wün­schen Euch eine wun­der­schö­ne, besinn­li­che Weih­nachts­zeit. Und selbst, wenn Ihr das "Fest der Lie­be" nicht fei­ert, könnt Ihr Euch ja trotz­dem mit die­sen Erin­ne­run­gen ein wenig die Zeit vertreiben.

 

Im Jahr 2020 hat sich die deut­sche Rap­sze­ne längst ihren Platz in der Gesell­schaft gesi­chert – sie ist eine Bewe­gung, die Spra­che, Kul­tur und Stil geprägt hat. Aber wie ist aus einer Sub­kul­tur ein Mainstream-​Phänomen gewor­den? Die Ant­wor­ten dar­auf lie­fert das Buch "Könnt ihr uns hören? Eine Oral Histo­ry des deut­schen Rap" von Jan Wehn und Davi­de Bortot.

Zwei Autoren mit abso­lu­ter Exper­ti­se: Jan Wehn, gefei­er­ter Musik­jour­na­list und Trä­ger des Rocco-​Clein-​Preises, sowie Davi­de Bor­tot, lang­jäh­ri­ger Chef­re­dak­teur der JUICE und tief in der Sze­ne ver­wur­zelt. Nach Jah­ren inten­si­ver Recher­che und Gesprä­che bli­cken sie reflek­tie­rend auf das, was sie zusam­men­ge­tra­gen haben. Ein Werk, das die letz­ten drei Jahr­zehn­te Hip­Hop doku­men­tiert – und zeigt, wie viel mehr dahin­ter­steckt als "nur" Musik.

Es ist ein Blick in und auf die Sze­ne – und zwar von denen, die es wis­sen müs­sen: Über 100 Stim­men erzäh­len von den Anfän­gen in Jugend­zen­tren und auf Schul­hö­fen, vom Hype um "Die da!?!" bis hin zu Streaming-​Banger-​Produktionen in Mil­lio­nen­hö­he und Fes­ti­vals mit Tau­sen­den von Besu­chern. Dabei set­zen Namen wie Akim Walta, Torch, Kool Savas, Sabri­na Set­lur und Hai­y­ti gemein­sam mit Per­sön­lich­kei­ten aus Jour­na­lis­mus, Label­ar­beit und Akti­vis­mus das Puz­zle der deut­schen HipHop-​Geschichte zusam­men. Die­ses Buch ist mehr als nur eine Chro­nik – es fühlt sich an wie eine Cypher, bei der alle das Mic wei­ter­rei­chen, um ihre Per­spek­ti­ve auf eine Bewe­gung zu schil­dern, die tief­grei­fen­den Ein­fluss auf Kul­tur, Iden­ti­tät und Aus­drucks­for­men genom­men hat.

Für alle, die wis­sen wol­len, war­um deut­scher Rap heu­te klingt, wie er klingt, und wie sich die­se Bewe­gung ent­wi­ckelt hat, ist die­ses Buch ein Must-​read. Ein Zeit­zeug­nis – ehr­lich, viel­sei­tig und mit kla­rem Respekt vor der Kultur.

(Mela­nie Floßmann)
(Foto: Robert Winter)