Mädness – Maggo
"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Ursprünglich wollte Mädness 2014 mit "Maggo" seinen musikalischen Abschied ankündigen, stattdessen wurde die EP zu einer Art Neuanfang seiner Rap-Karriere, die durch etliche starke Releases besticht. Mit der besagten EP bewies er nicht nur sich selbst, dass er dieses "Rap-Ding" eben nicht einfach so loslassen kann.
Der namensgebende Opener scheppert auch noch neun Jahre später ordentlich aus den Boxen. Dies ist vor allem der Produktion von Gibmafuffi zu verdanken. Die meisten Lines des Songs besitzen mittlerweile Kultstatus und werden auf Konzerten laut mitgerappt: "Es ist so: Besser mal den Beat gut beackert als so Klugscheißer-Kacke und Trueschool-Gebabbel!" Mäd rappt auf der EP aber nicht nur allein, sondern hat auch Featuregäste In Form von Kamp und Yassin dabei. Letzterer kreierte mit Maggo "Ich sterbe für HipHop", einen Underground-Hit, der eine einzige Hommage an die HipHop-Kultur und Rap-Musik darstellt. Wer meint, die teilweise persiflierenden Lines wären eine reine Rap-Parodie, verkennt, dass die Referenzen viel zu nerdig sind, um lediglich als Karikatur zu dienen. Es ist offensichtlich: Mädness liebt diese Musik, auch wenn er zusammen mit Yassin ein trojanisches Pferd nutzt, um das auszudrücken. Wer sonst würde in einem Song näher auf "Preemos Hi-Hat" eingehen? Die EP behandelt allerdings auch tiefgreifendere Themen. Mit "Lästermaul" kritisiert der Rapper zum Beispiel, wie Menschen auf kommunikativer Ebene miteinander umgehen und beschreibt niederträchtige menschliche Eigenschaften wie Neid und Missgunst. Die EP endet mit einem ironisch angehauchten "Wachtraum". Mit diesem schafft De Gude es immer wieder, mich in eine positiv-melancholische Stimmung zu versetzen, wenn ich mal wieder kurz davor stehe, den Teufel an die Wand zu malen.
Zusammen mit den Hauptproduzenten Kollege Schnürschuh bastelte der Darmstädter einen modernen Klassiker, der im Sommer 2022 mit "Maggo lebt" fortgesetzt wurde. Es erscheint somit nicht unwahrscheinlich, dass wir irgendwann die Hand von Mädness auch ein drittes Mal auf einem Plattencover finden. Bis dahin "geb' ich dir 'n' Rat" – und zwar nicht wie Queen ein "Bicycle", sondern: Höre dir "Maggo" an.
(Alec Weber)